

Stand: 21.10.2025 18:11 Uhr
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Die gesundheitsfördernde Wirkung des Kürbisses steckt vor allem in seinen Kernen. Das darin enthaltene Kürbisöl enthält viele wertvolle, medizinisch wirksame Inhaltsstoffe.
Kürbisse schätzen viele als gesundes, schmackhaftes Gemüse für Herbst und Winter. Das Fruchtfleisch lässt sich vielseitig verwenden – in süßen wie in herzhaften Gerichten. Aber ausgerechnet auf die besonders wertvollen Teile des Kürbisses verzichten viele: die Kürbiskerne. Dabei stecken gerade sie voller wertvoller Inhaltsstoffe wie Linolsäure, Spurenelementen wie Mangan, Selen und Zink und den Vitaminen B1 und E und sekundären Pflanzenstoffen wie Carotinoiden.
Kürbis und Kürbiskerne: Nachhaltiges Superfood mit medizinischer Bedeutung
Ursprünglich wurde die Kürbispflanze wegen der nahrhaften und gesunden Kerne angebaut. Beim „Urkürbis“ war das Fruchtfleisch wegen der bitteren und giftigen Cucurbitacine nicht essbar. Heute gibt es viele Kulturformen, bei denen die Cucurbitacine herausgezüchtet wurden. Erst damit wurde die Pflanze auch zum beliebten Gemüse. Nährstoffe und medizinisch bedeutsame Wirkstoffe sind nach wie vor in den Kürbiskernen konzentriert. Der steirische Ölkürbis, dessen Kerne nur eine sehr dünne, kaum sichtbare Schale besitzen, wird noch heute ausschließlich wegen der typischen, dunkelgrünen Kerne angebaut.
Kürbiskernöl: Konzentrierte Kürbis-Power
Viele wichtige Inhaltsstoffe aus den Kürbiskernen stecken im Öl-Anteil: ungesättigte Fettsäuren wie Linolsäure, gleich eine ganze Reihe von Vitaminen und Vitaminvorstufen wie Vitamin E oder Tocopherol und Carotinoide. Kürbiskernöl liefert damit wichtige antioxidative und entzündungshemmende Inhaltsstoffe, und kann helfen, Krankheitsrisiken wie zum Beispiel für Augen- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorzubeugen.
Für medizinische Zwecke wird kaltgepresstes oder mittels chemischer Verfahren gewonnenes Kürbiskernöl verwendet. Es ist heller und schmeckt weniger intensiv als das bekannte steirische Kürbiskernöl. Das traditionell hergestellte steirische Kürbiskernöl wird beim Herstellungsprozess geröstet. Das ergibt den typischen intensiven, nussigen Geschmack. Trotzdem bleibt das Fettsäure-Profil durch die Röstung relativ stabil. Außerdem lässt es sich auch etwas länger lagern als das kaltgepresste Kürbiskernöl.
Nahrhafte Kürbiskerne wirken auf Blutzucker- und Cholesterinspiegel
Im Gegensatz zum Kürbis-Fruchtfleisch, das zu den kalorienarmen Gemüsesorten zählt, sind Kürbiskerne nährstoff- und kalorienreich – wie alle Nüsse und Kerne. 100 Gramm Kürbiskerne enthalten etwa 559 Kilokalorien, viele Ballaststoffe und circa 36 Gramm Proteine. Das sind mehr als zum Beispiel in tierischen Proteinquellen wie Hühnerbrust oder Thunfisch. Interessant für die rein pflanzliche Ernährung ist, dass Kürbiskerne eine gute Quelle für Zink und Magnesium darstellen.
Kürbiskerne eignen sich als gesunder Snack, insbesondere für Menschen mit Typ-2-Diabetes. Denn ihr glykämischer Index ist sehr niedrig und davon profitiert der Blutzuckerspiegel. Im hohen Fettanteil – 100 Gramm Kürbiskerne enthalten knapp 50 Gramm Fett – finden sich viele einfach und mehrfach ungesättigte Fettsäuren. Rund 21 Gramm sind mehrfach ungesättigte Fettsäuren wie zum Beispiel Linolsäure. Ein hoher Anteil an Linolsäure in der Ernährung normalisiert den Cholesterinspiegel und soll sogar einen vorbeugenden Effekt gegen Krebs haben.
Kürbiskernöl in der Kosmetik
Aufgrund seiner entzündungshemmenden, antiseptischen und antiallergischen Eigenschaften wird Kürbiskernöl auch als Trägeröl in der Kosmetik eingesetzt. Es hält die Haut geschmeidig, ist sowohl für trockene wie für fettige Haut geeignet. Auch bei Haarausfall und zur Nagelpflege wird Kürbiskernöl verwendet.
Kürbiskernöl enthält Phytosterine
Medizinisch bedeutsam ist außerdem vor allem ß-Sitosterol, oder ß-Sitosterin, ein Phytosterin. Phytosterine ähneln dem menschlichen Cholesterin und werden auch in functional food, wie zum Beispiel Margarine eingesetzt, um den Cholesterinspiegel zu senken. Damit das funktioniert, müssen allerdings erhebliche Mengen an Phytosterinen, rund eineinhalb bis drei Gramm pro Tag verzehrt werden. Mit Kürbiskernen oder Kürbiskernöl allein funktioniert das nicht. Ob und für wen die Senkung des Cholesterinspiegels mithilfe pflanzlicher Phytosterine überhaupt sinnvoll ist, wird außerdem diskutiert.
Kürbiskerne und Prostatavergrößerung: Moderate Linderung der Symptome
In Studien mit Extrakten aus Kürbiskernen, die etwa einer Menge von zwei Esslöffel Kürbiskernen pro Tag entsprechen, konnten die Symptome einer gutartigen Prostatavergrößerung moderat gelindert werden konnten. Man vermutet, dass dafür das ß-Sitosterol verantwortlich sein könnte, indem es die Umwandlung von Testosteron in Dihydrotestosteron hemmt. Allerdings können Kürbiskernpräparate die Prostata nicht verkleinern, im Gegensatz zu synthetisch hergestellten Medikamenten, die die Umwandlung von Testosteron in Dihydrotestosteron hemmen. Der Wirkmechanismus von Kürbiskernpräparaten beruht also wahrscheinlich nicht nur auf ß-Sitosterol, sondern auf einem polyvalenten pharmakologischen Wirkprofil, also mehrfachen, unterschiedlichen medizinischen Wirkungen.
Kürbiskernpräparate werden vor allem in Deutschland und Österreich für die sogenannte gutartige Prostatavergrößerung eingesetzt. In den USA sind dagegen Präparate aus einem als Sabal serrulata bezeichneten öligen Auszug aus den Früchten der Sägepalme gebräuchlich, der ebenfalls ß-Sitosterol enthält. Oft werden Kürbiskerne und Präparate aus der Sägepalme zur Linderung von Prostatabeschwerden kombiniert.
Kürbispräparate bei Prostatavergrößerung: Unklare Studienlage
Aufgrund der Studienlage besteht wissenschaftlich aber keine Einigkeit darüber, ob von einer deutlichen Überlegenheit gegenüber der Behandlung mit Placebo gesprochen werden kann. Da die Therapie aber keine ernsten Nebenwirkungen hat, wird sie durchaus Patienten empfohlen, die die Behandlung mit synthetischen Produkten ablehnen.
Wirkung von Kürbiskernen bei Reizblase
Bei einer überaktiven Blase, auch Reizblase genannt, ist die Blasenmuskulatur übermäßig aktiv. Vor allem Frauen sind davon betroffen. Es kommt zu erhöhtem Harndrang, unabhängig vom Blaseninhalt. Das ist nicht nur tagsüber unangenehm, sondern auch nachts, da es den Schlaf stört. Die Wirkstoffe in Kürbiskernen wie Linolsäure, Carotinoide und Tocopherole, aber auch die Spurenelemente Mangan und Selen, könnten zu einer Entspannung der Muskulatur, und damit zu einer Linderung der Symptome beitragen. Eine weitere Möglichkeit ist ein spezielles Blasentraining.
Wirkung von Kürbiskernen bei Haarausfall
Eine südkoreanische Studie wird oft als Beleg für die Wirkung von Kürbiskernen bei erblich bedingtem Haarausfall bei Männern herangezogen. Bei der Studie wurde allerdings ein Präparat verwendet, das nicht nur Kürbiskerne, sondern auch zahlreiche andere pflanzliche Inhaltsstoffe enthält. Ob die Wirkung auf den Haarwuchs sich dem Kürbisanteil oder den anderen Bestandteilen verdankt, lässt sich also nicht sicher sagen. Diskutiert wird, dass sich die günstige Wirkung möglicherweise vor allem durch die antientzündlichen Wirkstoffe erklären lässt.
Spermidingehalt von Kürbiskernen: Hoffnung begründet?
Kürbiskerne und Kürbiskernöl enthalten auch Spermidin. Das ist ein körpereigener Stoff, dessen Einfluss auf den Alterungsprozess, auf dementielle Veränderungen, Krebs und Infektionen wie SARS-CoV-2 derzeit erforscht wird. Welche Rolle eine Erhöhung der Aufnahme durch die Nahrung genau bewirkt, ist aber noch sehr unklar.