KfZ-Gewerbe: Verband warnt vor Krise in der Autoindustrie durch fehlende Halbleiter

Den deutschen Automobilherstellern droht offenbar eine neue Krise. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) warnt vor Produktionsstopps aufgrund von Lieferproblemen beim niederländischen Chiphersteller Nexperia.

„Die Situation könnte schon in naher Zukunft zu erheblichen Produktionseinschränkungen, gegebenenfalls sogar zu Produktionsstopps führen, falls die Lieferunterbrechung von Nexperia-Chips nicht kurzfristig behoben werden kann“, sagte VDA-Präsidentin Hildegard Müller. Laut VDA ist das Unternehmen ein wichtiger Zulieferer, dessen Halbleiter häufig in elektronischen Steuergeräten von Fahrzeugelektroniksystemen zum Einsatz kommen.

Die Probleme bei Nexperia bestehen, seit die niederländische Regierung die Kontrolle über das Unternehmen übernommen hat. Bisher wurde die Firma vom chinesischen Mutterkonzern Wingtech geführt. Zuvor hatte die chinesische Regierung den Export bestimmter Teile von
Nexperia-Chips verboten. Diese Halbleiter werden zwar meist in Europa
produziert, zur Verpackung und Weiterverarbeitung jedoch nach China
verschickt. Der europäische Automobilverband ACEA äußerte daraufhin
Bedenken: Die Lagerbestände der heimischen Fahrzeughersteller reichten
nur für wenige Wochen.

Wingtech steht auf schwarzer Liste der US-Regierung

Nexperia habe nach der Übernahme durch die niederländische Regierung Automobilhersteller und Zulieferer informiert, dass es „die Belieferung der Automobilzulieferkette mit seinen Chips nicht mehr in Gänze gewährleisten kann“, sagte Müller. 

Der Verband sei seitdem mit den betroffenen Firmen, der Industrie, der Bundesregierung sowie der EU-Kommission in Kontakt. „Aktuell sollte der Fokus sein, schnelle und pragmatische Lösungen zu finden“, sagte die VDA-Chefin.

Nexperia ist der weltweit größte Anbieter einfacher Halbleiter, wie beispielsweise von Dioden oder Transistoren. Zudem entwickelt das Unternehmen moderne Chips für das Batteriemanagement. Der chinesische Mutterkonzern Wingtech steht seit 2024 auf einer schwarzen Liste der US-Regierung, da das Unternehmen angeblich ein Risiko für die nationale Sicherheit darstellt.

Die Automobilindustrie hatte bereits während der weltweiten Corona-Pandemie durch Lieferkettenprobleme mit einem Elektronikchip-Mangel zu kämpfen. Deutsche Automobilhersteller hatten daraufhin Zehntausende Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt. In zahlreichen Werken standen in Deutschland die Bänder still.