Xi Jinping und der nächste Fünf-Jahres-Plan: Der marxistischen Prosa zuhören


Alle fünf Jahre wieder: Die Kommunistische Partei erarbeitet ihren nächsten Fünfjahresplan. In diesen Tagen kommen dazu wieder Hunderte Kader in Peking zusammen. Das Ergebnis wird auch dieses Mal schwere Kost mit chinesischen Charakteristika enthalten und angestaubte, sinnentleert wirkende, neomarxistische Prosa. Die Autoren geben sich erkennbar keine Mühe, dass die Außenwelt sie versteht.

Doch es wäre ein Fehler, wenn die Hauptstädte Europas dem neuen Fünfjahresplan auch dieses Mal so sträflich wenig Aufmerksamkeit zukommen lassen wie in der Vergangenheit. Denn eigentlich tut die Kommunistische Partei dem Westen regelmäßig den Gefallen, recht genau auszubuchstabieren, wo sie hinwill. Hätte man frühere Pläne ernst genommen, hätte man deren Konsequenzen für die europäische Industrie antizipieren können.

Humanoide Roboter und elektrische Flugtaxis

Dass Deutschlands Kernbranchen Auto, Chemie und Maschinenbau heute auch chinesische Kernbranchen sind, war schon in der Industriestrategie „Made in China 2025“ klar ausformuliert. Mehr als ein Jahrzehnt lang belächelten deutsche Manager Chinas Pläne, auf das Elektroauto umzusteigen.

Dass Chinas Wirtschaft zumindest laut offiziellen Zahlen Jahr für Jahr um fünf Prozent wächst, ist eine direkte mathematische Folge von Xi Jinpings Vorgabe, die Wirtschaftsleistung bis zum Jahr 2035 zu verdoppeln. Dass China Seltene Erden als strategischen Hebel ansieht, hatte aber schon Deng Xiaoping Anfang der Neunzigerjahre verraten. Pekings Pläne sind traditionell so ausgelegt, dass sie eher zu wenig versprechen und dann übererfüllen.

Der Verlauf des Handelskrieges zeigt, dass die Macht der Vereinigten Staaten in der Weltwirtschaft schwindet und die der Chinesen zunimmt. Zurzeit scheint Peking im Vorteil, ob daraus eine dauerhafte Wachablösung wird, muss sich zeigen.

Die Weltmacht legt nun dar, wie sie die angeschlagene heimische Wirtschaft umbauen will und auf welche Indus­trien sie künftig setzt: Dazu werden neben der Künstlichen Intelligenz, die im Westen dominiert, auch humanoide Roboter und elektrische Flugtaxis zählen. Nicht zuletzt das sich deindustrialisierende Deutschland täte gut daran, diese Pläne genau zu studieren.