TSV 1860 München gegen MSV Duisburg: „Wir wussten, wir mussten liefern hier“ – Sport

Vor seinem ersten Spiel als Löwen-Trainer hatte er sein Gefühl kundgetan: „Wir sind bereit!“ Am Sonntagnachmittag stand Markus Kauczinski dann in einem schwarzen Kapuzenpulli an der Seitenlinie, starrte oft mit aufgerissenen Augen auf das Spielfeld oder lieferte sich mit seinem Trainerkollegen Dietmar Hirsch ein Wortduell, als er bei einem Torjubel durch dessen Coachingzone lief. Kauczinski sah tatsächlich bereit aus, aber nach dem Spiel gegen den MSV Duisburg auch unheimlich erleichtert: 3:1 (1:1) hatte 1860 München gewonnen.

„Ich hoffe, das ist ein Wendepunkt“, sagte der gefeierte Doppeltorschütze Sigurd Haugen. „Es ist einfach unbeschreiblich, gegen den ungeschlagenen Tabellenführer“, freute sich Torwart Thomas Dähne, „wir wussten, wir mussten liefern hier, und wir haben absolut verdient gewonnen.“

Für diesen Neuanfang am elften Drittliga-Spieltag kam es dem neuen Trainer zupass, dass Kevin Volland nach seiner Fleischwunde an der Wade wieder zur Verfügung stand. Kauczinski beorderte ihn sogleich in die Startelf – und nahm darüber hinaus vier weitere Wechsel vor. Thomas Dähne spielte im Tor, der 19-jährige Clemens Lippmann im Mittelfeld, und vor allem war Tunay Deniz dabei, der in vielen entscheidenden Momenten eine Rolle spielte. Auf den Rängen war die Stimmung prächtig: Eine dem Vernehmen nach knapp 20000 Euro teure Choreografie in der Westkurve sorgte für Aufsehen und zudem auch für viel Rauch.

Doch ein dazugehöriges Feuer war unten auf dem Rasen anfangs noch nicht entfacht. Aufbruchstimmung zu verbreiten und die Fans gleich mitzunehmen, schien zunächst nicht so wichtig zu sein wie erst mal die nötige Sicherheit ins eigene Spiel zu bekommen. Die erste Gelegenheit verzeichneten die Gäste aus Duisburg mit einem strammen Schuss von Patrick Sussek; Dähne faustete ihn weg, ohne sich bewegen zu müssen. Da waren schon 22 Minuten vergangen, Sechzigs Spiel fand lange Zeit weit entfernt vom gegnerischen Tor statt.

Zum ersten Mal seit fünf Wochen gehen die Löwen mal wieder 1:0 in Führung

Der Wendepunkt war ein spektakuläres Foul an Sigurd Haugen am Strafraumrand, für das Sussek völlig zurecht Gelb sah (39.). Mit dem anschließenden Freistoß zwang Tunay Deniz den Duisburger Keeper Maximilian Braune zu einer Flugparade, bei der anschließenden Ecke war es dann so weit: Eine Faustabwehr nahm Deniz volley, Haugen hielt den Fuß hin – 1:0 (41.). Es war die erste 1:0-Führung der Löwen seit dem 3:2-Erfolg gegen Abstiegskandidat Havelse vor fünf Wochen, jenem Spiel, in dem die Qualität des Löwenspiels plötzlich auf Talfahrt gegangen war. Diese Führung hätte also Aufbruchsstimmung erzeugen können, tat sie aber nicht, denn sie währte nur eine gute Minute. Dann wurde Siemen Voet auf der insgesamt ohnehin schwächeren linken Abwehrseite der Sechziger getunnelt, Joshua Bitter stand frei vor dem Tor und drosch den Ball zum 1:1 unter die Latte (42.).

Weil beide Mannschaften zwar intensiv spielten, aber kein hohes Risiko eingingen, entwickelte sich eine zweite Halbzeit, in der man sich wechselseitig belauerte und auf Fehler warteten. Allein Duisburgs Torschütze Bitter versuchte zweimal hintereinander, Dähne erneut mit einem hohen Schuss von der Seite zu überwinden, doch Dähne parierte (65.). Was die Löwen aber in jedem Fall geschafft hatten im ersten Spiel unter Kauczinski: Sie lieferten sich mit dem Tabellenführer ein Duell auf Augenhöhe, zur Not auch auf Grasnarbenhöhe. Einer der Leidtragenden war Florian Niederlechner, der nach zwei der vielen intensiven Zweikämpfe mehrere Minuten lang behandelt werden musste – in der 73. Minute verließ er zusammen mit Deniz das Feld.

Sowohl Niederlechner als auch Volland schaffen es bislang nicht, in schwierigen Zeiten voranzugehen – der derzeitige Unterschiedsspieler ist Haugen, der in der 78. Minute mit einem energischen Sololauf auch das zweite Tor erzielte. Und ein bisschen auch Dähne, der in Minute 87 noch die Hände an einen Kopfball aus kurzer Distanz bekam. Tief in der Nachspielzeit nutzte dann Thore Jacobsen einen Konter zum 3:1-Endstand (90.+5). Ob nach der großen Erleichterung tatsächlich auch eine Wende folgt, zeigt sich beim nunmehr Tabellenzwölften 1860 am kommenden Samstag im Auswärtsspiel bei Waldhof Mannheim.