
Max Verstappen hat seinen Ritt in Texas im Red Bull mit dem Sieg beim Großen Preis der USA gekrönt und die Aufholjagd auf das nervöse McLaren-Duo an der WM-Spitze fortgesetzt. Der viermalige Formel-1-Weltmeister machte seinen Triumphzug in Austin nach dem Gewinn des Sprints von der Pole Position mit dem Erfolg im Hauptrennen am Sonntag ebenfalls von Startplatz eins perfekt. „Es war ein unglaubliches Wochenende für uns. Ich bin unglaublich stolz“, sagte Verstappen.
Verstappen sackte neben der riesigen silbernen Longhorn-Trophäe in Anlehnung an die berühmten texanischen Rinder für seinen 68. Karrieresieg auch noch die maximale Punktzahl ein. Fünf Grand Prix vor dem Saisonende erhöhte er so den Druck auf den schwächelnden WM-Spitzenreiter Oscar Piastri und dessen McLaren-Kollegen Lando Norris drastisch. „Die Chance ist da, auf jeden Fall“, sagte Verstappen über den WM-Kampf: „Wir müssen jetzt einfach bis zum Ende solche Wochenenden abliefern.“
Nico Hülkenberg auf Platz acht
Im Klassement liegt der 28 Jahre alte Niederländer nun als Dritter nur noch 40 Punkte hinter Piastri, der nicht über Platz fünf hinauskam. Der Vorsprung von Norris auf Verstappen schmolz auf 26 Zähler, der Brite fuhr vor Charles Leclerc im Ferrari auf Platz zwei. Bereits am kommenden Wochenende kann Verstappen, der schon mehr als 100 Punkte hinter Piastri gelegen hatte, noch einmal nachlegen, wenn es in der dünnen Luft von Mexiko-Stadt weitergeht.
Eine weitere Woche später kommt es in Brasilien auch wieder zu einem Sprintrennen und möglichen zusätzlichen acht Punkten für den Sieger. Rechnerisch könnte Verstappen danach zum ersten Mal in diesem Jahr die WM-Führung übernehmen. Einen ordentlichen Arbeitstag in Austin konnte auch Nico Hülkenberg vorweisen. Der Rheinländer schaffte es als Achter im Sauber das erste Mal seit Anfang Juli wieder in die Punkteränge.
Die ersten Meter nach dem Erlöschen der Roten Ampel sind in der Formel 1 immer mitentscheidend, oft spektakulär und auf manchen Kursen herrscht hohe Kollisionsgefahr. So wie in Austin. Bis zu 15 Prozent Steigung, dann macht die Strecke einen Linksknick von fast 180 Grad. Piastri und Norris hätten eigentlich gewarnt sein sollen, erst recht nach ihrem vieldiskutierten Beinahe-Crash von Singapur.
Vor zwei Wochen hatten beide nach dem Überholmanöver von Norris samt Berührung des Wagens von Piastri weiterfahren können. Nach einer Aussprache muss Norris mit den Konsequenzen für den Rest der Saison leben – wie die aussehen, will von McLaren trotz aller Transparenz-Beteuerungen niemand verraten.
Was es auch war, im Sprint von Austin krachte es dennoch. Die Schuldfrage blieb Ansichtssache. Piastri hatte versucht, eine Norris-Attacke zu kontern, war nach innen gezogen und dort mit Hülkenbergs Sauber kollidiert. Dann touchierte er auch noch den Norris-Wagen so, dass beide nicht weiterfahren konnten. „Mehr als eine Kurve zu fahren“, war daher auch Norris‘ erstes Ziel für das Hauptrennen. Startplatz zwei neben Verstappen, Piastri hatte es im Qualifying nur auf Position sechs geschafft.
Zumindest einen Platz konnte Piastri gut machen und reihte sich auf Rang fünf ein. Norris versuchte verzweifelt, wieder an Leclerc vorbeizukommen. Das klappte aber nicht, eine virtuelle Safety-Car-Phase sorgte für Durchatmen auf den Rängen des ausverkauften Circuit of the Americas, auf dem die Formel 1 dank eines neuen Vertrags bis mindestens ins Jahr 2034 Station machen wird.
Für Verstappen wurde es ein einsames Rennen. Dahinter ging der Zweikampf zwischen Norris und Leclerc noch lange weiter. Mit Folgen. Norris verließ dreimal die Strecke – noch einmal und er würde eine Fünf-Sekundenstrafe bekommen. Immerhin kam er in Runde 21 erstmals an Leclerc vorbei.
Doch nach dem Boxenstopp war das wieder Geschichte. Norris reihte sich zunächst hinter Verstappen und Leclerc ein und musste sich wieder heranpirschen. Im Hinterkopf: Beim nächsten Verlassen der Strecke würde er fünf Strafsekunden aufgebrummt bekommen. Fünf Runden vor Schluss zahlte sich die Beharrlichkeit des Briten aus, als er Leclerc wieder hinter sich lassen konnte und immerhin Platz zwei absicherte.