
Im Dezember 2024 wurde Saudi-Arabien offiziell von der FIFA ausgewählt, 2034 die Fußball-Weltmeisterschaft der Männer auszurichten. Damit wird zum zweiten Mal ein Golfstaat das größte Sportereignis der Welt austragen, nach Qatar im Jahr 2022. Saudi-Arabien, ein Land, das etwa 186-mal größer und zwölfmal stärker bevölkert ist als Qatar, verfügt über eine reiche Fußballgeschichte. So ist Al-Hilal der erfolgreichste Klub in der Geschichte der asiatischen Champions League in Bezug auf Titel und Finalteilnahmen.
Die Männer-Nationalmannschaft gewann dreimal den Asien-Cup und qualifizierte sich für die Weltmeisterschaften in den Jahren 1994, 1998, 2002, 2006, 2018 und 2022 – letztere mit einem historischen Sieg Saudi-Arabiens über Messis Argentinien, dem späteren Weltmeister. Das Königreich scheint daher ein rationalerer – wenn auch für viele westliche Beobachter nicht weniger umstrittener – Gastgeber zu sein als Qatar, das als Ausrichter 2022 erstmals an einer Weltmeisterschaft teilnahm.

In seinem Buch „Kingdom of Football: Saudi Arabia and the Remaking of World Soccer“ bietet Kristian Coates Ulrichsen – Fußballfan, Fellow für den Nahen Osten am Baker Institute for Public Policy der Rice University und einer der profiliertesten Experten für die Golf-Region – einen sehr gut geschriebenen Überblick über die Fußballgeschichte Saudi-Arabiens sowie eine wertvolle Analyse darüber, wie Investitionen in den internationalen Sport mit dem Reformprogramm „Vision 2030“ von Kronprinz Mohammed bin Salman verflochten sind, einem Plan zur Verringerung der Abhängigkeit von Öleinnahmen und zur Diversifizierung der saudischen Wirtschaft.
Ulrichsen stellt fest, dass „der neue Fokus auf 2034 für die Weltmeisterschaft einen neuen Zeithorizont schafft, der die Betonung von 2030 als Endpunkt aller Gigaprojekte abschwächt“. Zu diesen Gigaprojekten zählen Neom, ein Entwicklungsprojekt von der Größe Belgiens mit der futuristischen Stadt „The Line“, der Unterhaltungs-Komplex Qiddiya sowie Red Sea Global, das sich auf Luxus-Tourismusziele konzentriert. Einige dieser Projekte könnten verkleinert werden, und bestimmte Zielsetzungen erscheinen unrealistisch – etwa das Ziel, bis 2030 jährlich 100 Millionen Besucher anzuziehen.
Die Kritik bleibt bestehen
Teilweise lässt sich der Vorstoß Saudi-Arabiens in den globalen Fußball durch den regionalen Wettbewerb erklären: Dubai und Abu Dhabi in den Vereinigten Arabischen Emiraten sowie Qatar haben durch die Ausrichtung großer Veranstaltungen hohe Sichtbarkeit erlangt, besitzen Teams, die die Champions League gewonnen haben (Manchester City/Abu Dhabi, Paris Saint-Germain/Qatar) und sponsern über ihre staatlichen Fluggesellschaften weltweit Klubs und Wettbewerbe.
Durch das Anwerben von Weltstars wie Cristiano Ronaldo in die heimische Saudi Pro League, den Kauf einer Mehrheitsbeteiligung an Newcastle United (England), das Sponsoring von Atlético Madrid (Spanien) sowie der Rolle von Aramco, der staatlichen Ölgesellschaft, als FIFA-Sponsor – neben vielen weiteren Investitionen in den Weltsport, von Formel 1 über Wrestling bis hin zu E-Sport – hat Saudi-Arabien seine kleineren Nachbarn nicht nur eingeholt, sondern möglicherweise sogar übertroffen.
Das internationale Ansehen Saudi-Arabiens bleibt jedoch aus mehreren Gründen wenig positiv: Die Anschläge vom 11. September 2001 wurden größtenteils von saudischen Staatsbürgern verübt (und auch Al-Qaida-Gründer Osama bin Laden war saudischer Staatsbürger), und das ultrakonservative Image des Landes ziehen weiterhin Kritik auf sich. Seit seiner Ernennung im Jahr 2017 bemüht sich der Kronprinz, sich mit Wandel und Modernität zu verbinden, und es gab greifbare Reformen, insbesondere zugunsten saudischer Frauen.
Dazu zählen die Entmachtung der Religionspolizei, die Lockerung vieler Einschränkungen – wie etwa die Erlaubnis für Frauen, seit 2018 Auto zu fahren – und die Erhöhung der weiblichen Erwerbsbeteiligung. Solche Veränderungen sind auch im Fußball sichtbar: Frauen dürfen seit 2018 Stadien betreten, seit 2019 gibt es eine nationale Frauenliga und seit 2021 eine Nationalmannschaft, die inzwischen im FIFA-Ranking gelistet ist.

Gleichzeitig gab es unter Führung des Kronprinzen zahlreiche stark kritisierte Entwicklungen: die saudische Intervention im Jemen-Konflikt, die Blockade Qatars, und – am berüchtigtsten – die brutale Ermordung des Journalisten Jamal Khashoggi 2018, die zu einer diplomatischen Isolation des Landes führte. Im Inland sorgte die „Ritz-Carlton-Affäre“ im November 2017 – bei der mutmaßlich korrupte Personen, darunter auch Mitglieder der Königsfamilie, festgehalten wurden, bis sie zustimmten, Geld an den saudischen Staat zurückzuzahlen – sowie die Vertreibung von Anwohnern für Gigaprojekte weltweit für Schlagzeilen.
Obwohl Kritik an Saudi-Arabien berechtigt sei, warnt Ulrichsen vor einer Überstrapazierung des Begriffs „Sportswashing“, der in den internationalen Medien häufig zur Erklärung der saudischen Fußballinitiativen herangezogen wird. Stattdessen plädiert er für „die Notwendigkeit, die Schritte im Fußball mit politischen Prioritäten sowohl im Inland als auch international zu verknüpfen“.
Für Ulrichsen dient Sport als Plattform, „um die Veränderungen in Saudi-Arabien zu publizieren – wenn auch in regierungsfreundlicher Weise“, und „um die Botschaft zu verbreiten, dass sich das Königreich verändert (zumindest oberflächlich), gegenüber einem internationalen Publikum von Investoren, Besuchern und Bewohnern, die benötigt werden, um die Gigaprojekte zu beleben, sobald sie in Betrieb gehen“. Der international beachtete Huthi-Angriff auf Dschidda im Jahr 2022, kurz vor einem Formel-1-Rennen, verdeutlichte, wie entscheidend dabei Frieden und Stabilität für Saudi-Arabien sind, um seine Ziele zu erreichen.
Der Autor ist Professor am Institut für Staat und Gesellschaft der Universität der Vereinigten Arabischen Emirate.