Die 116117 ist vielen als Telefonnummer für den ärztlichen Bereitschaftsdienst bekannt – doch genauso wichtig ist ihre Funktion als Terminvermittlung. Über die Website 116117-termine.de oder telefonisch unter 116117 können Facharzttermine für bestimmte Facharztgruppen vereinbart werden, etwa bei Hausärzten, Gynäkologen, Kinderärzten oder Augenärzten.
Wichtig: „Die 116117 vermittelt keine Wunschärzte und auch keine Wunschtermine“, erklärt Sabine Wolter, Juristin für Gesundheitsrecht bei der Verbraucherzentrale NRW. „Sie bekommen einen freien Termin angeboten – innerhalb einer bestimmten Frist. Der Arzt kann auch weiter entfernt sein. Zum Beispiel ein Orthopäde oder HNO-Arzt kann 30 Kilometer entfernt sein, ein Radiologe sogar 60 Kilometer.“
Hinweis: Am besten unter der Woche bei der 116117 anrufen – am Wochenende dient die Nummer ausschließlich dem ärztlichen Bereitschaftsdienst für akute medizinische Notfälle.
Auch für weitere Facharztgruppen, wie etwa Hautärzte, Neurologen oder Kardiologen, können Termine über die 116117 vermittelt werden. In diesen Fällen ist jedoch ein sogenannter Vermittlungs- oder Dringlichkeitscode erforderlich.
Diesen zwölfstelligen Code erhalten Patientinnen und Patienten in der Regel von ihrer Hausarztpraxis. Mit dem Code kann der Termin entweder telefonisch über die 116117 oder direkt online gebucht werden.
Online-Portale wie Doctolib, Jameda und ähnliche Anbieter sind mittlerweile ein fester Bestandteil der Facharztsuche. Sie bieten eine praktische Möglichkeit, auch kurzfristig einen Arzttermin zu finden.
Auf diesen Plattformen können Patientinnen und Patienten gezielt nach Fachärzten in ihrer Nähe suchen und direkt verfügbare Termine einsehen.
Hinweis: Wer bei der Terminwahl flexibel ist, hat oft bessere Chancen. Viele Praxen stellen tagesaktuell neue Termine ein und mit etwas Glück lässt sich so ein Termin am selben Tag ergattern.
Wer akut unter gesundheitlichen Beschwerden leidet, kann bei vielen Fachärztinnen und Fachärzten die offene Sprechstunde nutzen.
Fachärzte der sogenannten allgemeinen fachärztlichen Versorgung – darunter Orthopäden, HNO-Ärzte oder Hautärzte – sind gesetzlich dazu verpflichtet, mindestens fünf Stunden pro Woche eine solche Sprechzeit anzubieten. In dieser Zeit ist ein Besuch ohne Termin möglich, allerdings muss mit längeren Wartezeiten gerechnet werden.
Die genauen Zeiten der offenen Sprechstunden variieren je nach Praxis. Manche veröffentlichen sie auf ihrer Website, andere geben sie auf telefonische oder schriftliche Anfrage bekannt.
Hinweis: Nicht alle Fachrichtungen sind zur offenen Sprechstunde verpflichtet. Hochspezialisierte Fachärzte wie Kardiologen oder Rheumatologen benötigen meist eine Überweisung und vergeben Termine nur nach Voranmeldung.
Viele gesetzliche Krankenkassen bieten mittlerweile eigene Terminservicestellen an, die Versicherte bei der Vermittlung von Facharztterminen unterstützen. Ein Anruf bei der Krankenkasse oder ein Blick auf deren Website kann sich lohnen.
Viele gesetzlich Versicherte fühlen sich im Gesundheitssystem oft alleingelassen und benachteiligt. Während Privatpatientinnen und -patienten häufig innerhalb weniger Tage einen Facharzttermin bekommen, müssen gesetzlich Versicherte teils lange warten oder sich mühsam selbst um Termine kümmern.
„Wir haben in einigen Fachrichtungen einen echten Arztmangel“, so Sabine Wolter, Juristin für Gesundheitsrecht bei der Verbraucherzentrale NRW: „Hinzu kommt die Budgetierung: Ärztinnen und Ärzte können für Privatversicherte mehr abrechnen als für gesetzlich Versicherte. Besonders in ländlichen Regionen bleiben zudem viele Facharztstellen unbesetzt.“
Ein zentraler Grund für lange Wartezeiten liegt in der Finanzierung der fachärztlichen Leistungen. Gesetzgeber und Krankenkassen haben diese budgetiert, das heißt: Das zur Verfügung stehende Geld ist gedeckelt.
Fachärztinnen und Fachärzte erhalten pro Quartal einen festen Betrag, mit dem sie ihre Leistungen abrechnen können. Ist dieses Budget ausgeschöpft, können im restlichen Quartal keine weiteren Leistungen vergütet werden.
In der Praxis bedeutet das: Keine Vergütung, keine neuen Termine. Wird das System nicht angepasst, verschärfen sich die Wartezeiten weiter.
Die Bundesregierung plant derzeit Reformen im Gesundheitswesen – darunter das sogenannte Primärarztmodell. Dieses sieht vor, dass Patientinnen und Patienten zunächst die Hausarztpraxis aufsuchen, bevor sie an Fachärztinnen oder Fachärzte überwiesen werden.
Doch sowohl die Verbraucherzentralen als auch der Spitzenverband Fachärztinnen und Fachärzte Deutschlands e. V. sehen darin keine echte Lösung.
Dr. Dirk Heinrich, Vorstandsvorsitzender des Spitzenverbands Fachärztinnen und Fachärzte e. V., HNO-Arzt, Hamburg: „Es braucht zwei entscheidende Reformschritte: Erstens muss die Budgetierung aufgehoben werden. Zweitens brauchen wir eine moderne Patientensteuerung. Ein rein analoges Primärarztmodell funktioniert nicht, denn es schafft ein neues Nadelöhr namens Hausarzt. Wir brauchen eine KI-gestützte Ersteinschätzung: Patientinnen und Patienten checken digital ein, beantworten gezielt Fragen, und ein Algorithmus leitet sie in die richtige Versorgungsebene – Hausarzt, Facharzt, Notaufnahme. So würden alle entlastet.“