Schmerzmittel: Unterschiede, Anwendung und Risiken

Stand: 29.09.2025 16:58 Uhr
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Schmerzmittel lindern akute Beschwerden und sollen gegen chronische Probleme helfen. Welche Mittel es gibt, wie sie angewendet werden und wo die Risiken besonders groß sind – ein Überblick.

von Elena Zelle-Möhlmann

Kopfweh, verschiedene Krankheiten, Rückenschmerzen, Gelenkprobleme, Verletzungen – die Liste an Situationen, in denen man Schmerzen hat, ist ziemlich lang. Fast genau so lang ist die Liste an Mitteln, die dagegen helfen sollen. Welches Schmerzmittel angewendet wird oder ob es auch ohne geht, richtet sich nach der Stärke und der Ursache der Schmerzen. Wichtig zu wissen: Ob rezeptpflichtig oder frei verkäuflich, Schmerzmittel können immer Neben- oder Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten haben – das gilt auch für pflanzliche Präparate.

Schmerztabletten und Co.: Welche Mittel gibt es?

Schmerzmittel, von Fachleuten Analgetika genannt, lassen sich nach verschiedenen Kriterien einteilen. Eine Möglichkeit ist, sie in nichtopioide und opioide Schmerzmittel zu gliedern.

Patient Daniel S. hält ein Blister Schmerztabletten in der Hand.

Jahrelang nimmt Daniel S. jede Menge Schmerzmittel – doch seine Beschwerden bleiben. Erst durch einen multimodalen Therapieansatz geht es ihm endlich besser.

Nichtopioide Schmerzmittel

Die nichtopioiden Schmerzmittel hemmen in der Regel das Enzym Cyclooxygenase (COX), das eine wichtige Funktion bei der Entstehung von Schmerzen hat. Sie sind in niedriger und mittlerer Dosis meist rezeptfrei erhältlich. Ausnahme: Sogenannte Coxibe und Metamizol gibt es nur mit ärztlicher Verordnung. Die möglichen Nebenwirkungen hängen vom Wirkstoff und der Dosierung ab, sie reichen von Magen-Darm-Beschwerden bis Herzinfarkt. Zu den nichtopioiden Schmerzmitteln gehören:

Die nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) gehören zu den Cox-Hemmern. Sie wirken schmerzlindernd, fiebersenkend und entzündungshemmend. Dazu zählen zum Beispiel:

Weitere nichtopioide Analgetika, die zwar schmerzstillend und fiebersenkend, aber nicht entzündungshemmend wirken, werden auch antipyretische Analgetika genannt. Dazu zählen:

Opioide Schmerzmittel

Opioidanalgetika hemmen im Gehirn und Rückenmark die Weiterleitung von Schmerzsignalen. Außerdem verstärken sie schmerzdämpfende Signale, sodass die Beschwerden schwächer wahrgenommen werden. Opioidanalgetika können als Suchtmittel missbraucht werden und abhängig machen. Die starken Wirkstoffe dieser Gruppe fallen alle unter die Betäubungsmittelverordnung und dürfen nur über ein offizielles Formular für Betäubungsmittel (BtM) verordnet werden. Diese speziellen BtM-Rezepte sind fortlaufend nummeriert und nur für acht Tage gültig. Zu den starken Opioidanalgetika zählen zum Beispiel:

  • Morphin
  • Oxycodon
  • Fentanyl
  • Methadon

Die Opioide schwächerer Wirkstärke können teilweise auf normalen Rezepten verschrieben werden, was unter Fachleuten sehr umstritten ist. Dazu zählen:

Cannabinoide

Cannabinoide mit dem Inhaltsstoff THC (Tetrahydrocannabinol) wirken teilweise schmerzlindernd und heben die Stimmung, Ärzte können Cannabis-Produkte chronisch kranken Patienten im Rahmen einer umfassenden Schmerztherapie verornen.

Migränemittel: Triptane, Ditane und Gepante

Migräne, starke, pulsierende, meist einseitige Kopfschmerzen, die oft von Übelkeit, Licht- und/oder Geräuschempfindlichkeit begleitet werden, können im Anfall zunächst mit nichtopioiden Schmerzmitteln wie Ibuprofen oder Paracetamol behandelt werden. Reicht das nicht aus, kommen spezielle Medikamente für die Akuttherapie infrage: sogenannte Triptane, wie:

  • Sumatriptan
  • Naratriptan
  • Rizatriptan
  • Zolmitriptan

Für Menschen, die nicht auf Triptane ansprechen, gibt es seit kurzem zur Akuttherapie auch Mittel aus der Gruppe der Ditane und der Gepante. Bei häufig wiederkehrenden Attacken sollten Medikamente zur Anfallsprophylaxe eingesetzt werden.

Alternativen: Co-Analgetika und pflanzliche Mittel

Daneben gibt es eine Reihe an Medikamenten, die ebenfalls gegen Schmerzen wirken können. Sogenannte Co-Analgetika sind Mittel, die eigentlich keine Schmerzmittel sind, deren Wirkung aber unterstützen. Dazu zählen etwa bestimmte Antidepressiva wie die Wirkstoffe Amitriptylin oder Duloxetin sowie Mittel gegen Epilepsie wie die Wirkstoffe Carbamazepin, Gabapentin oder Pregabalin. Sie spielen insbesondere bei chronischen Nervenschmerzen eine wichtige Rolle.

Auch pflanzliche Mittel können gegen Schmerzen helfen: Häufig sind Extrakte oder Bestandteile von Arnika, Beinwell, Calendula oder Cayennepfeffer in den sogenannten Phytopharmaka enthalten. Bei akuten Verletzungen kann auch Kühlen helfen, Wärme kann Verspannungen lindern. Übrigens: Neben Medikamenten können auch Bewegung und Entspannung gegen Schmerzen helfen.

Wann hilft welches Schmerzmittel?

Die sinnvolle Auswahl eines Schmerzmittels ist von vielen Faktoren abhängig. Ein Faktor ist die Ursache der Schmerzen: Bei Entzündungen und Schwellungen sollte ein entzündungshemmendes Präparat etwa aus der Gruppe der NSAR gewählt werden. Diese dürfen aber nicht im letzten Schwangerschaftsdrittel, bei bestehenden Ulzera (Magengeschwür) und wenn man dagegen allergisch ist, angewendet werden. Kinder dürfen keine Acetylsalicylsäure einnehmen. Eine mögliche Alternative bei Schmerzen und Fieber ist Paracetamol – das wirkt allerdings nicht entzündungshemmend und kann die Leber schädigen.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt ein Stufenschema je nach Stärke des Schmerzes: Bei leichten Schmerzen (Stufe 1) kommen nichtopioide Schmerzmittel in Frage. Bei mäßigen bis starken Schmerzen (Stufe 2) nichtopioide Analgetika und/oder schwach wirksame Opioide. Bei starken Schmerzen (Stufe 3) stark wirksame Opioide und gegebenenfalls nichtopioide Schmerzmittel. In jeder Stufe können Co-Analgetika unterstützend verordnet werden.

Video:
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Vorsicht bei der Einnahme von Schmerzmitteln

Ob rezeptpflichtig oder frei verkäuflich – bei Schmerzmitteln gilt grundsätzlich das Motto: So viel wie nötig, so wenig wie möglich. Denn Schmerzmittel können Nebenwirkungen haben oder mit anderen Medikamenten in Wechselwirkung treten. Welche das jeweils sein können, hängt vom Wirkstoff und der Dosis ab. Die richtige Anwendung und Dosierung lässt man sich am besten vom Arzt oder der Apothekerin erklären oder liest im jeweiligen Beipackzettel nach. Wichtig: Sich bei der Einnahme auch daran halten, um die Wahrscheinlichkeit von Nebenwirkungen möglichst klein zu halten.

In Kürze: Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Thema Schmerzmittel

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