

Schwedens Nationalteam ist gespickt mit etlichen Starspielern. Dennoch befindet sich die „Tre Konor“ in extremer Schieflage, erst recht nach der 0:1(0:1)-Pleite gegen den Kosovo. Wie kann das sein?
Schwedens Mannschaftskapitän Victor Lindelöf reagierte im Ullevi-Stadion zu Göteborg mit ordentlich Ironie auf die denkwürdige Niederlage gegen Kosovo. Als die Fans nach dem Abpfiff die blamable Vorstellung ihrer Elf mit lautstarken Pfiffen quittierten, reckte der Mann von Aston Villa beide Daumen hoch und „bedankte“ sich dafür auf seine Weise.
Kluft zwischen Fans und Team
Ein Bild, das symbolisch steht für die desolate Situation der schwedischen Nationalmannschaft und die derzeitige Kluft zwischen Team und Fans. Die Blamage gegen den Kosovo hatte zuvor das Tor des Hoffenheimer Fisnik Asllani in der 32. Minute besiegelt.
Während die Die Osteuropäer, trainiert von Franco Foda, auf einem guten Weg sind, sich erstmals für eine Weltmeisterschaft zu qualifizieren, steht die WM für Schweden im kommenden Jahr auf sehr wackeligen Beinen.
„Eine totale Schande“
In den nationalen Medien ist bereits vom größten Fiasko in der schwedischen Fußball-Geschichte die Rede. So schreibt die Zeitung Aftonbladet: „Das ist eine totale Schande, vielleicht das Schlimmste, was der schwedische Fußball je erlebt hat.“
Kurioserweise könnte sich das Drei-Kronen-Team aber auch als Tabellenletzter der Quali-Gruppe B für die WM 2026 qualifizieren – der Nations League sei dank. Weil Schweden hier seine Gruppe gewonnen hat, bietet sich die Extrachance über die Playoffs beim WM-Turnier dabei zu sein.
Gespickt mit internationalen Topstars
Aber wie kann das sein, dass sich diese Mannschaft, die schon die WM 2022 und die EM 2024 verpasste, dermaßen auf Talfahrt befindet?
Schließlich ist das schwedische Team mit internationalen Top-Spielern besetzt, hinter denen im vergangenen Transfersommer vor allem die Premier League her war.
210-Millionen-Euro-Sturm
So wechselte Alexander Isak von Newcastle United zum FC Liverpool für 145 Millionen Euro und wurde zum teuersten Spieler in der Geschichte der englischen Liga. Der FC Arsenal überwies 65 Millionen Euro für Isaks Sturmpartner Viktor Gyökeres an Sporting Lissabon.
Dahinter folgte mit Anthony Elanga – für etwa 61 Millionen Euro von Nottingham Forest zu Newcastle – auch noch der dritte Angreifer, der für viel Geld den Verein wechselte.
Alexander Isak gewinnt Kopfballduell gegen Ilir Krasniqi (l.)
Im Mittelfeld können die Skandinavier auf das Tottenham-Duo Dejan Kulusevski und Lucas Bergvall, Brighton-Star Yasin Ayari sowie den Frankfurter Hugo Larsson bauen. Die Defensive ist unter anderem mit Dortmunds Daniel Svensson und Isak Hien von Atalanta Bergamo bestückt.
Harsche Kritik am Spielsystem
Alles Top-Leute, deren Zusammenspiel aber nicht funktioniert. So wurde bereits in Göteborg Kritik aus den eigenen Reihen laut. „Scheiß auf das System“, soll Anthony Elanga im Spielertunnel laut Radiosporten, der Sportredaktion von Sveriges Radio, gewettert haben.
Offensivstar Isak schlug in die gleiche Kerbe und kritisierte das Spielsystem. „Es ist eine kleine Krise. Es hat im Frühjahr und seit Beginn der WM-Qualifikation eine negative Entwicklung gegeben“, sagt der Offensivstar.
Schweden Trainer Joan Dahl Tomasson
Entlassung von Tomasson?
Die Kritik gilt natürlich vor allem einem Mann, der die sportliche Verantwortung trägt: Jon Dahl Tomasson. Der Däne, einst erfolgreicher Stürmer beim VfB Stuttgart, hatte im Jahr 2023 nach verpasster EM-Qualifikation das Traineramt von Janne Andersson übernommen, aber als erster ausländischer Coach in der Geschichte des Verbands eigentlich nie richtig sein Glück gefunden.
Schwedische Medien rechnen nun fest damit, dass die Partie in Göteborg sein letztes als Nationalcoach gewesen ist. Das „Aftonbladet“ berichtete, dass mehrere Personen im Verband (SvFF) den Trainer zeitnah freistellen wollen. SvFF-Fußballchef Kim Källström sagte nach dem Kosovo-Spiel jedoch, dass Tomasson durchaus im Amt bleiben könnte.
Rückhalt im Team bröckelt
In der Mannschaft bröckelt der Rückhalt längst. So hatte Stammtorhüter Robin Olsen schon vor zwei Wochen verkündet, nicht mehr für die Nationalelf auflaufen zu wollen – wegen Tomasson. „Jon ist ein Anführer, unter dem ich nicht arbeiten möchte“, sagte er.
So gut wie keinen Kredit mehr hat Tomasson auch bei den schwedischen Fans, deren Mehrzahl ebenfalls seine Entlassung forderte und zum Teil mehr als deutlich Verärgerung äußerte. „JDT raus, dänischer Bastard“, war beispielsweise auf einem Transparent zu lesen.