
Eine Mehrheit der Deutschen befürwortet einer Umfrage zufolge die Wiedereinführung der Wehrpflicht. 54 Prozent der Bürgerinnen und Bürger wünschen sich einen verpflichtenden Dienst bei der Bundeswehr, wie eine Befragung des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag des Magazins stern ergab. 41 Prozent sprachen sich gegen eine Wehrpflicht aus, fünf Prozent äußerten keine Meinung.
Die schwarz-rote Koalition ringt derzeit um einen Kompromiss beim Gesetz für den neuen freiwilligen Wehrdienst. Der Entwurf für das Wehrdienstgesetz von Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) soll am Donnerstag erstmals im Bundestag beraten werden. Er sieht vor, dass junge Männer ab dem kommenden Jahr einen Fragebogen ausfüllen müssen. Geeignete Kandidaten werden dann zur Musterung geladen. Die Entscheidung für den Wehrdienst soll aber freiwillig bleiben.
Eine Wiedereinführung der Wehrpflicht ist nicht vorgesehen, bleibt jedoch als Option bestehen, falls sich nicht genügend Freiwillige melden. Die Union hält dies nicht für ausreichend, um die nötige Zahl von Rekrutinnen und Rekruten zu erreichen, und verlangt Änderungen. Sie fordert klarere Kriterien, in welchem Fall es zu einer Wehrpflicht kommen könnte.
Junge Menschen lehnen Pflichtdienst mehrheitlich ab
Laut der Forsa-Umfrage sind Wähler von CDU/CSU die stärksten Anhänger der Wehrpflicht. Unter ihnen plädieren 74 Prozent für eine Wiedereinführung. Unter den SPD-Wählern fänden 58 Prozent eine Rückkehr zur regulären Wehrpflicht richtig. Einzig die Wähler der Linkspartei lehnen eine Wiedereinführung eines Pflichtdienstes mit 80 Prozent klar ab.
In der Umfrage zeigen sich deutliche Unterschiede nach Altersgruppen. Die stärksten Befürworter einer Wehrpflicht finden sich mit 61 Prozent bei Menschen, die 60 Jahre alt sind oder älter. Bei den 18- bis 29-Jährigen, die persönlich betroffen wären, sind hingegen 63 Prozent gegen einen militärischen Pflichtdienst. Forsa hat die Frage zur Wehrpflicht seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine im Februar 2022 mehrfach gestellt. Die Ansichten schwankten zunächst, seit März 2024 überwiegen aber klar die Befürworter.
Die neue Umfrage wurde am 9. und 10. Oktober 2025 durchgeführt. 1.008 Menschen wurden dabei befragt. Die statistische Fehlertoleranz liegt nach Angaben von Forsa bei drei Prozentpunkten.