Verkauf der Nürnberger Versicherungsgruppe auf der Zielgeraden – Wirtschaft

Die Vienna Insurance Group (VIG) steht kurz vor der Übernahme der Nürnberger Versicherung. Nach Abschluss der Buchprüfung hat sie dem Vorstand der Nürnberger mitgeteilt, dass sie bereit sei, den Aktionären 115 Euro pro Aktie zu zahlen. Das erklärte der Vorstand in einer Pflichtmitteilung. Das ist ein deutlicher Aufschlag von 77 Prozent auf die 65 Euro, zu denen die Aktie zu Beginn des Prozesses Anfang August gehandelt wurde. Am Montag legte die Aktie um mehr als 40 Prozent auf 107 Euro zu.

Die 115 Euro bedeuten, dass die VIG das durch hohe Verluste und viele Probleme gebeutelte fränkische Unternehmen mit 1,32 Mrd. Euro bewertet. Der Aufschlag auf den ursprünglichen Preis ist so hoch, dass es der VIG problemlos gelingen dürfte, eine Mehrheit zu übernehmen. Damit nimmt eine der größten Versicherungsübernahmen der vergangenen Jahre eine weitere Hürde.

Im Vorfeld gab es Kritik von Aktionären, die dem Vorstand Intransparenz zu Lasten der Anteilseigner vorwarfen. Der jetzt angekündigte Preis wird die Kritiker beruhigen. Die Mitteilung stellt allerdings noch kein Übernahmeangebot dar. Im Rahmen seiner Pflichten prüfe der Vorstand der Nürnberger auch relevante Angebote anderer Interessenten, teilte das Unternehmen mit.

Allerdings dürfte es sich dabei um eine reine Formalie handeln, denn der Vorstand unter Harald Rosenberger will unbedingt die Übernahme durch die VIG. Er ist sich dabei einig mit dem größten Aktionär Munich Re. Der Rückversicherer hält 19,1 Prozent.

Die Angebote anderer Interessenten, die der Vorstand prüfen will, leiden unter einem großen Mangel: Die bietenden Unternehmen durften bislang keine genaue Buchprüfung vornehmen. Dafür hatten die Nürnberger der VIG die Exklusivität zugestanden. Mit wem der Vorstand noch spricht, will er nicht sagen, zuletzt hatten die spanische Mapfre und die Versicherungskammer Bayern aus München Interesse geäußert.

Wenn der Nürnberger-Vorstand alle Angebote geprüft hat, wird er seinen Aktionären eine Empfehlung geben, die er höchstwahrscheinlich für das VIG-Angebot aussprechen wird. Dann erst folgt das eigentliche Angebot der Österreicher.