
Noch habe sich niemand bei ihm nach den jungen Talenten erkundigt, die gerade die Fußball–Regionalliga Bayern aufmischen, sagt Manfred Schwabl. Doch wenn Mittelstürmer Jorden Aigboje, der in dieser Saison schon neun Tore erzielt hat, die Eigengewächse Nils Ortel, Luis Pfluger und Cornelius Pfeiffer oder der frühere Löwe Mike Gevorgyan so weiterspielen, wird das Handy des Präsidenten der SpVgg Unterhaching schon bald nicht mehr stillstehen. Doch eines macht Schwabl vorsorglich klar: „Wenn die denken, dass sie unsere Spieler zum Nulltarif bekommen, nur weil wir in der vierten Liga spielen, dann werde ich denen sagen: Kommt’s wieder, wenn ihr Pulver habt!“
Es läuft weiterhin rund beim in der Vorsaison aus der dritten Liga abgestiegenen Klub aus dem Münchner Vorort. Nach 13 Spielen hat Haching 32 von 39 möglichen Punkten eingesammelt, einer kurzen Ergebniskrise mit zwei Remis und der bisher einzigen Saisonniederlage (gegen Aubstadt) ließ das Team von Trainer Sven Bender zuletzt vier Siege mit 16:4 Toren folgen. Die Tabelle führen die Rot-Blauen mit sieben Punkten Vorsprung auf die Würzburger Kickers und Nürnberg II an, neun Zähler beträgt das Polster auf Wacker Burghausen, das noch ein Nachholspiel in der Hinterhand hat. „Das darf man trotzdem nicht überbewerten, im Fußball kann sich alles so schnell ändern“, sagt Schwabl, der aber einräumt, sich so langsam Gedanken darüber zu machen, was wäre, wenn die Entwicklung so weiterginge.

:Wie wird man ein erfolgreicher Fußballprofi?
Bei der SZ-Gesprächsreihe im „Stadion der Träume“ sind an diesem Freitag Michael Reschke und Manni Schwabl zu Gast. Der große Talk über Tricks und Trends im Rahmen des EM-Kulturprogramms.
Denn eigentlich sei der Plan, Verein und Mannschaft „zwei bis drei Jahre lang von unten neu aufzubauen“, wie der Präsident sagt. Doch der bisherige Saisonverlauf lässt darauf schließen, dass es womöglich klappen könnte mit der Meisterschaft – und die SpVgg dann berechtigt wäre, gegen den Meister der Nordost-Staffel um den Drittligaaufstieg zu spielen. Dort tummeln sich allerlei Traditionsvereine im oberen Tabellendrittel. Neben Lok Leipzig, das erst im Sommer in der Relegation am TSV Havelse scheiterte, sind auch Carl-Zeiss Jena, Rot-Weiß Erfurt und der Hallesche FC ambitioniert, in den Profifußball zurückzukehren.
„Finanziell kämpfen wir uns so durch“, sagt Unterhaching-Boss Schwabl
Manfred Schwabl will sich unterdessen am 28. November, nach dem letzten Spiel vor der Winterpause, intensiv Gedanken machen, ob man die Ausrichtung ändern werde. „Falls die Voraussetzungen so wären, dass wir die dritte Liga angehen, dann mit Sicherheit ohne große externe Zugänge, sondern mit unserer jungen Mannschaft.“
Die es mittlerweile auch hinbekommt, den Ausfall des ein oder anderen Routiniers zu kompensieren. So fehlte am Freitag beim Gastspiel in Hankofen-Hailing Verteidiger Manuel Stiefler, 37, gesperrt. Doch die jungen Wilden machten bei ihrem 6:1-Auswärtssieg mit den Niederbayern kurzen Prozess, führten nach Toren von Moritz Müller (18.) und Aigboje (37.) zur Pause mit 2:0. Nur 16 Sekunden nach Wiederanpfiff erhöhte Christopher Negele auf 3:0, „das hat uns total gebrochen“, sagte Hankofens Trainer Tobias Beck nach dem Spiel. Gevorgyan (53.), abermals Müller (55.) und Jeroen Krupa (82.) machten das halbe Dutzend für die Gäste voll, dazwischen war Tobias Lermer der Ehrentreffer gelungen (57.).
SpVgg-Trainer Bender blieb nach der Partie gewohnt unaufgeregt: „Seriosität und Einstellung der Mannschaft waren hervorragend, sie hat das umgesetzt, was wir uns vorgenommen haben.“ Es gebe „nicht viel zu meckern“, er sei „einfach nur glücklich, dass wir wieder drei Punkte eingefahren und die Jungs ein gutes Spiel gemacht haben“. Lob für den Coach spendet der Präsident: „Man sieht eindeutig die Handschrift des Trainers, die Tore sind zum Teil überragend herausgespielt“, sagt Schwabl und rühmt auch die Empathie Benders im Umgang mit den Talenten, die untereinander weiterhin ihren Zusammenhalt pflegen.
Sportlich ist also offenbar alles im grünen Bereich bei den Rot-Blauen. „Finanziell kämpfen wir uns so durch“, sagt der Präsident, der weiterhin auf einen „wirtschaftlichen Mitspieler“ hofft, um das ganze Projekt Haching auf solidere Füße zu stellen und dann womöglich auch den Stadionkauf und eine Kapitalerhöhung umsetzen zu können.