
Nach dem Sieg gegen Luxemburg will das DFB-Team gegen Nordirland den nächsten Schritt Richtung Weltmeisterschaft 2026 in den USA, Kanada und Mexiko machen. Bundestrainer Julian Nagelsmann scheint dafür seine Abwehrkette gefunden zu haben.
Wenn am Montagabend um 20.45 Uhr Deutschland in Belfast auf Nordirland trifft (im Audiostream und Ticker auf sportschau.de), vertraut Bundestrainer Julian Nagelsmann unter anderem dem „selten so fit gewesenen“ Nico Schlotterbeck. Auf der Pressekonferenz vor dem Duell im Windsor Park wurde deutlich, wie innig das Verhältnis über die Jahre geworden ist. „Ich freue mich, dass er mittlerweile so sehr auf mich setzt“, betonte der Innenverteidiger, „die gegenseitige Wertschätzung ist groß.“
Es ist aktuell nicht mehr viel zu sehen von dem Wackel-Verteidiger, der immer mal für ein paar zusätzliche graue Haare bei Trainern und Fans gut war – wie damals bei der WM in Katar, als Schlotterbeck vor allem gegen Japan kein gutes Spiel machte.
Zuletzt musste der 25-Jährige fünfeinhalb Monate wegen eines Meniskusrisses aussetzen. Eine schwere Zeit für den Linksfuß, in der der Bundestrainer den Verteidiger nicht vergaß: „Er hat mich während der Reha viel begleitet und nachgefragt, wie es mir geht.“ Dieses Interesse scheint Schlotterbeck gut getan zu haben.
Schlotterbeck fühlt sich so fit wie noch nie
Immer wieder betonten nun beide, wie einfach die Zusammenarbeit und Kommunikation sei. „Man weiß immer, was Julian von einem verlangt, was er auf dem Platz bekommen will.“ Dazu kommt, dass Nico Schlotterbeck nach seiner Verletzung offenbar topfit ist. Er sei noch nie in so einem guten Zustand gewesen, moderierte der Innenverteidiger Fragen über seinen Gesundheitszustand ab.
Nach dem 4:0-Erfolg gegen Luxemburg scheint Nagelsmann seine Abwehrformation vorerst gefunden zu haben. Doppeltorschütze Joshua Kimmich und Tor-Debütant David Raum rahmen das Innenverteidiger-Duo Jonathan Tah/Schlotterbeck ein. Mit Tah war der 38-Jährige ebenfalls „super zufrieden“. Der Neu-Münchner Tah habe sich zuletzt mehr und mehr stabilisiert und „Schlotti ist Schlotti – selbstbewusst und gut.“
Kimmich und Co. schwärmen vom positivem Teamgefühl
Schlotterbeck hat wohl nichts gegen diese Besetzung einzuwenden. Denn der Dortmunder Abwehrchef fühlt sich wohl an der Seite von Kollege Tah. „Wir ergänzen uns super. Ich spiele sehr gerne mit ihm zusammen. Für mich ist das Spiel mit dem Ball vielleicht noch interessanter, dafür ist er der bessere Verteidiger.“
Gute Stimmung: Jonathan Tah und Nico Schlotterbeck sind das neue deutsche Duo in der Innenverteidigung
Das hohe Maß an Wertschätzung gilt derzeit für das gesamte Team und könnte laut Kapitän Kimmich auch in der nordirischen Festung Windsor Park zum Trumpf werden. Einfach wird es dort trotz des 3:1-Hinspielerfolgs nämlich keinesfalls. Seit knapp zwei Jahren ist das Team von Trainer Michael O’Neill zu Hause ungeschlagen.
Nach einer Aussage von Nagelsmann nach dem Hinspiel könnte die Stimmung am Montag vielleicht sogar noch einen Ticken hitziger werden. Der Bundestrainer hatte den Nordiren in Köln einen „unansehnlichen Fußball“ attestiert. Auf die Nachfrage eines nordirischen Journalisten zu diesem Thema antwortete der DFB-Trainer nun, er habe es nicht respektlos gemeint, sondern hervorgehoben, wie gut sie ihren Spielstil spielen und wie schwer das Team zu schlagen sei.
Nordirische Medien empört über Kritik von Nagelsmann
Ob die nordirischen Fans diese Entschuldigung akzeptieren, wird die Nationalmannschaft spätestens Montagabend merken. Nico Schlotterbeck freut sich jedenfalls auf die Atmosphäre: „Auf solche Spiele wartet man als Fußballer. Ich kenne das aus Dortmund, da spielen wir jede zweite Woche vor 80 000 Menschen. Hier ist es zwar kleiner, aber sicherlich genauso laut.“
BVB-Trainer Niko Kovac lobt Schlotterbeck nach Comeback
Apropos Dortmund. Sein Trainer Niko Kovac zeigte sich ebenfalls beeindruckt vom Comeback Schlotterbecks: „Kompliment an seine Einstellung nach der langen Verletzung, die auch mental sehr kräftezehrend war“, sagte Kovac nach der Rückkehr am 4. Spieltag gegen Wolfsburg. Das honorieren auch die Fans des BVB. In den sozialen Medien häuften sich Kommentare wie „The boss is back.“ oder „Gänsehaut, unser Bester ist wieder da.“
Gut für Nagelsmann also, dass Schlotterbeck zurück ist. Nach dem langen Ausfall von Leistungsträger Antonio Rüdiger gibt er der DFB-Abwehr dringend benötigte Stabilität, die beim verpatzen Spiel gegen die Slowakei schwer vermisst wurde. Zudem eröffnet er mit seinem Spielverständnis der Offensive zusätzliche Möglichkeiten.
Ausruhen auf all dem Lob darf sich Schlotterbeck aber nicht. Denn Julian Nagelsmann will auch Spielern wie Waldemar Anton und Co. weiter alle Türen offen halten: „Am Ende spielen die, bei denen wir das beste Gefühl haben. Alle sind herzlich eingeladen, Vollgas zu geben und die beiden unter Druck zu setzen.“