Alle Teams von Türkgücü München werden vom Spielbetrieb ausgeschlossen – Sport

Es kommt ja fast jede Saison vor, dass die erste Mannschaft von Türkgücü München zu irgendeinem Spiel nicht antreten kann. In der vergangenen Spielzeit zum Beispiel fehlte gleich dreimal ein geeignetes Stadion, die Mannschaft stieg aus der Regionalliga ab. Diesmal sind die Konsequenzen noch umfänglicher: Nicht nur, dass die erste Mannschaft am Samstag nicht in der Bayernliga beim FC Pipinsried antreten durfte – alle Mannschaften des Klubs sind gesperrt, von der zweiten Mannschaft der U17 bis hinauf zu den Senioren der Ü35. Der Grund ist, dass Türkgücü die Mitgliedsbeiträge an den Bayerischen Landes-Sportverband (BLSV) nicht rechtzeitig überwiesen hat.

Der BLSV hatte deshalb am Freitag den Bayerischen Fußball-Verband (BFV) angeordnet, sämtliche Mannschaften vom Spielbetrieb auszuschließen. Türkgücü-Vorstand Serdar Yilmaz bestätigte das am Wochenende auf Nachfrage. Am Donnerstag endete demnach die letzte Frist, aber erst da war man im Verein auf die Ausstände aufmerksam geworden. Laut Yilmaz handelt es sich um 4500 Euro. „Ich habe am Freitag noch eine Echtzeit-Überweisung getätigt. Natürlich nehme ich da die Schuld auf mich“, sagt er. Allerdings müsse es „in Zeiten der Digitalisierung“ schon noch möglich sein, am Freitag alles geradezubiegen. Beim BLSV sei am Freitag um 14 Uhr aber niemand mehr erreichbar gewesen.

Türkgücü steht auf dem letzten Platz der Bayernliga, spielt also als Absteiger gegen den Abstieg. Das abgesagte Spiel wird mit 2:0 für den Tabellendritten Pipinsried gewertet, für den gastgebenden Verein fallen dadurch allerdings Zuschauereinnahmen weg. Schon jetzt steht fest, dass die fehlende Organisation bei Türkgücü wieder einmal den laufenden Wettbewerb verzerrt hat.

Grund für die Panne ist offenbar, dass „ein Mitarbeiter diese Woche aufgehört hat“, wie Yilmaz erklärt. Deshalb sei man zu spät auf die Mahnung aufmerksam geworden. Die erste Rechnung des BLSV dürfte aber viel früher eingetroffen sein. Die Mitglieder-Erhebung, nach der sich die Höhe des Beitrags berechnet, wird im März vorgenommen. Bei dem Mitarbeiter, der das Arbeitsverhältnis beendet hat, handelt es sich um Uli Bergmann, der schon zu Regionalliga-Zeiten als Mitarbeiter der Geschäftsstelle fungierte. Warum er zum 1. Oktober aufhörte, wollte Bergmann auf Nachfrage nicht sagen.

Die hohe Fluktuation bei den Türkgücü-Funktionären hat schon öfter zu Komplikationen geführt. Rechnungssteller berichteten immer wieder, dass sie nicht wüssten, wer nun eigentlich ihr Ansprechpartner sei. Das Problem hatte sich verschärft, seit Oktay Kaya im Januar 2024 aufhörte, er war unter anderem als Geschäftsleiter und Teammanager tätig gewesen. Nach SZ-Informationen handelt es sich bei den 4500 Euro um einen kleinen Betrag, verglichen mit den weiteren Ausständen. Noch zu zahlende Rechnungen an die Berufsgenossenschaft, an den BFV und die Stadt München (Mietkosten für das Grünwalder Stadion) belaufen sich demnach auf einen sechsstelligen Betrag. Beim BFV werden die Ausstände regelmäßig abgestottert, es sollen aber noch in diesem Jahr mehrere unverrückbare Rechnungs-Deadlines anstehen. Doch zumindest dürfte, dank der bereits getätigten Überweisung, das nächste Bayernliga-Spiel am kommenden Samstag beim TSV Kottern nicht gefährdet sein. Und auch die U17 und die Ü35 dürfen dann wohl wieder antreten.