
Stand: 12.10.2025 11:39 Uhr
Handball-Rekordmeister THW Kiel hat am Sonnabend die fünfte Derby-Pleite gegen die SG Flensburg-Handewitt in Serie kassiert. Nach einer guten ersten spielten die „Zebras“ eine schwache zweite Hälfte und hatten dem Rivalen am Ende nicht genug entgegenzusetzen.
Am Ende schraubte auch Elias Ellefsen a Skipagötu die Quote noch mit nach oben. Mit zwei technischen Fehlern lud der Färinger die Flensburger zu weiteren Treffern ein. Besiegelt war die fünfte Niederlage im Landesderby für den THW in Folge allerdings auch schon zuvor. Die beiden Ballverluste des Kieler Spielmachers waren nur die finalen Fehler einer aus Sicht der „Zebras“ fahrigen zweiten Hälfte.
Die SG zog auf 36:30 davon (56.) – und hätten die Gastgeber in den letzten vier Minuten mit derselben Konzentration zu Ende gespielt: Die Pleite wäre für das Team von Trainer Filip Jicha deutlich höher ausgefallen als mit zwei Toren Differenz (34:36).
„Das 2:9 nach Wiederanpfiff war die entscheidende Phase dieses Derbys. Eine zu große Hypothek.“
THW-Trainer Filip Jicha
Der Coach hatte in der Campus-Halle „zwei komplett unterschiedliche Halbzeiten gesehen, die aber eine Kleinigkeit gemeinsam hatten: Wir sind jeweils nicht gut reingekommen.“ Doch während der THW im ersten Durchgang den zwischenzeitlichen Rückstand bei zwei Treffern halten konnte und dank eines überragenden Endspurts mit einer Drei-Tore-Führung (19:16) in die Pause ging („In der ersten Halbzeit haben wir die Drucksituationen mit kühlem Kopf heruntergespielt“), glitt dem Rekordmeister in der zweiten Hälfte diese schnell komplett aus den Händen.
„Das 2:9 nach Wiederanpfiff war die entscheidende Phase dieses Derbys“, sagte Jicha, der darin „am Ende eine zu große Hypothek“ sah. Eine Hypothek, aufgrund derer – mal wieder – viel Last auf den Schultern von Ellefsen a Skipagötu lag. Und sehr häufig genau deshalb der Ball in dessen Händen. Vielleicht zu oft für einen einzelnen Spieler, um ein enges Spiel auf die eigene Seite ziehen zu können.
Viel Last auf Ellefsen à Skipagötu und Johansson
Denn der Färinger kam zwar auf sieben Tore und sechs Assists, zeichnete aber auch für fünf Fehlwürfe und fünf der letztlich zehn technischen Fehler der Gäste verantwortlich. Im zweiten Durchgang habe sein Team „es gegen die Abwehr der Flensburger mit der Brechstange versucht, anstatt weiter schlau und frech zu spielen“, erklärte Jicha: „Da waren wir zu statisch.“
Einzig Eric Johansson (sechs Tore, sechs Assists) kam auf ähnliche Werte wie der 23-Jährige. Doch auch der Schwede hatte vier Fehlwürfe. Wie groß die Chance auf den Sieg war, äußerte indirekt auch SG-Coach Ales Pajovic nach der Partie: „In der ersten Halbzeit hatten wir mit unserem Rückzug Probleme. Da haben uns das schnelle Kieler Spiel und Elias kaputtgemacht.“
Duvnjak kritisiert Kieler Rückzugsverhalten
Ein Ellefsen a Skipagötu und eine starke Hälfte alleine aber reichen nicht – zumal nicht gegen ein Flensburger Team, das im starken Keeper Kevin Möller sowie in Spielmacher Marko Grgic noch nachlegen konnnte. In dem Wissen um die gute erste Hälfte tat die Niederlage THW-Kapitän Domagoj Duvnjak „verdammt weh. Wir waren in der ersten Halbzeit die bessere Mannschaft, haben aber in den zweiten 30 Minuten viele leichte Tore zugelassen, waren im Rückzug nicht gut genug. 20 Gegentore sind einfach zu viel.“
Denn überwanden die Kieler Möller einmal, konnten sie sich fast sicher sein, dass der Ball Sekunden später schon wieder im eigenen Netz lag. Und auch aus dem Positionsangriff heraus fand die SG immer wieder gute Lösungen gegen die Kieler 5-1-Deckung um Duvnjak.
Start in die European League in Montpellier
Zeit, die Niederlage zu verdauen, haben die „Zebras“ allerdings nicht, denn ab sofort geht es für sie wieder Schlag auf Schlag. Die Europapokal-Saison startet am Dienstag – und das gleich mit einem Kracher: Der THW gastiert zum Auftakt der European League bei Montpellier HC (18.45 Uhr).
Die französische Top-Mannschaft hat in dieser Spielzeit durch einen Erfolg über Paris Saint-Germain bereits die Champions Trophy ihres Landes gewonnen. Und so könnte im Süden Frankreichs für den THW dasselbe gelten wie im hohen Norden Deutschlands. Denn noch in Flensburg hatte Jicha analysiert: „Um hier zu gewinnen, muss man geduldiger und ruhiger spielen. Das Spiel hat gezeigt: Wir brauchen noch diesen einen Entwicklungsschritt, um das 60 Minuten durchzuziehen.“
Montpellier könnte dafür ein exzellenter Gradmesser sein. Es dürfte allerdings mehr als einen gut aufgelegten Ellefsen a Skipagötu brauchen.
Video:
SG Flensburg-Handewitt gegen THW Kiel – das Re-Live (86 Min)