Bayern-Basketballer Xavier Rathan-Mayes: Gekommen, um zu bleiben – Sport

Wer Xavier Rathan-Mayes am Freitagabend im SAP Garden anfangs beobachtete, der sah einen Profi, der wirbelte, wuselte, sich freilief – und in den Korb traf. Gleich für die ersten sieben Punkte der Bayern-Basketballer im Spiel gegen den noch unbesiegten Euroleague-Klub Zalgiris Kaunas zeichnete Rathan-Mayes, 31, verantwortlich.

Am Ende verloren die Bayern trotzdem 70:98 (33:45) gegen Kaunas, es war die zweite Niederlage im dritten Euroleague-Spiel. Auch Rathan-Mayes, der 13 Punkte beigesteuert hatte, konnte nicht zufrieden sein mit diesem Abend. Andererseits hatte Kaunas zuvor immerhin auch den Mitfavoriten AS Monaco sowie Titelverteidiger Fenerbahce Istanbul geschlagen. Die Litauer waren übrigens mit zwei alten Bekannten angereist: Der deutsche Welt- und Europameister Maodo Lô und der Franzose Sylvain Francisco spielten beide schon für München. Am Freitag tat sich besonders Francisco gegen den FC Bayern mit 19 Punken hervor, Lô gelangen zehn Zähler.

Rathan-Mayes, der Shooting Guard, war im Sommer von Real Madrid an die Isar gewechselt, nach einem Jahr, das gut für ihn begonnen, dann aber mit weniger Spielzeit als erhofft geendet hatte. Bayern-Sportchef Dragan Tarlac löste ihn gerne vorzeitig aus dem Zweijahresvertrag heraus: „Xavier bringt auf beiden Seiten des Courts eine spezielle Toughness mit, einen Spielertyp wie ihn hatten wir vergangene Saison nicht im Kader“, sagte Tarlac: „Die Intensität in seinem Spiel ist immer am Maximum. Die Bayern-Fans werden ihre Freude an einem Basketballer haben, der niemals aufgibt.“

Das stimmte auch am Freitag, aber Rathan-Mayes verlor wie seine Kollegen nach dem guten Start seinen Rhythmus. Am Mittwoch hatte er noch erzählt, dass er das Arbeitsethos von seinem Vater Tharon Mayes habe, der in den Neunzigern mal beim Bundesligisten Rhöndorf spielte. „Er ist mit mir abends immer in die Halle zurückgekehrt, um an meinen Würfen und anderen Dingen zu arbeiten.“

Der Kanadier hat seine Würfe seither in aller Welt gezeigt. Selten hatten die Münchner einen weiter gereisten Profi unter Vertrag, der 31-Jährige stand – inklusive der Bayern – bei insgesamt 15 verschiedenen Klubs in zehn Ländern unter Vertrag, fünf NBA-Spiele bei den Memphis Grizzlies inbegriffen. Den Uni-Abschluss hat er in Soziologie gemacht. Fünf Spiele für Kanadas Auswahl stehen ebenfalls in seinem Lebenslauf, übrigens unter dem Trainer Gordon Herbert, der nun in München wieder sein Coach ist. Rathan-Mayes möchte jetzt auch endlich einmal ankommen in der neuen Stadt – und gerne länger bleiben.

„Er gibt mir die ultimative Freiheit“, sagt Rathan-Mayes über Bayern-Coach Gordon Herbert

„Es ist mein Ziel, hier eine gewisse Stabilität zu haben. Ich liebe München, diese Organisation, ich verspüre frischen Wind hier“, sagt der 1,93-Meter-Mann. Vor allem sein coachender Landsmann hat es ihm angetan, er schwärmt regelrecht von Herbert, der am Freitag wegen einer Erkältung mit Maske an der Seitenlinie stand: „Ich liebe das, was Gordie hier zusammengebaut hat. Er ist ein Basketball-Genie, vor allem in der Offensive, sein Verstand arbeitet mit einer Million Meilen pro Stunde. Und er gibt mir die ultimative Freiheit.“ Herbert gab die Komplimente direkt zurück, er nannte Rathan-Mayes einen „extrem harten Arbeiter, der morgens als Erster zum Training kommt und abends in die Halle zurückkehrt, um Extra-Würfe zu trainieren“. So wie sein Vater es ihn gelehrt hat.

Rathan-Mayes präsentiert sich aber auch als Familienmensch. Seine Frau, eine Australierin mit libanesischen Wurzeln, hat er in New York kennengelernt, erzählte er am Mittwoch, sie arbeitete dort an der Wall Street. Ein Haus in Australien besitzen sie, und inzwischen hat das Paar auch eine Tochter, die zweite soll am 25. Oktober zur Welt kommen. Da die Bayern tags zuvor und tags darauf in der Euroleague gegen Olympiakos Piräus und in der Bundesliga gegen Alba Berlin spielen, „müssen sie aber noch ein wenig warten, bis ich heimkomme, um sie zu sehen“. Im Dezember, so ist es geplant, wird seine Familie dann nach München ziehen. „Dann ist die Ältere schon etwas mehr als ein Jahr alt, sie wird beim Training vorbeikommen, hier rumrennen“, sagt Rathan-Mayes, der stolze Vater.

Aber in erster Linie ist er in München, um sportlichen Erfolg zu haben. „Unser Roster ist perfekt gebaut, um zu gewinnen“, sagte er, „Gordies System ist europäischer Basketball mit NBA-Einflüssen. Wir spielen schnell, es geht hin und her, wir machen viele Punkte.“ Er sieht sich selbst darin als Kreativen, der werfen, aber auch die Mitspieler glänzen lassen kann. Gegen Kaunas klappte das mit den Punkten noch viel zu selten, was nicht an Rathan-Mayes lag. Kann ja noch werden, am Sonntag, Dienstag und Donnerstag warten Bamberg, Mailand und Fenerbahce.

Und wer weiß, ob Rathan-Mayes nach dieser Saison nicht auch wieder in Kanadas Nationalmannschaft zurückkehrt. Lust hätte er. Und einen guten Kontakt zum Trainer auch. Denn von Sommer 2026 an übernimmt ein gewisser Gordon Herbert das Team Canada.