Literaturnobelpreis 2025: Die üblichen Fa­vo­ri­t:in­nen

Stockholm dpa/taz | In der schwedischen Hauptstadt Stockholm entscheidet sich am heutigen Donnerstag, wer in diesem Jahr mit dem wichtigsten literarischen Preis der Welt geehrt wird.

Die Schwedische Akademie gibt frühestens um 13.00 Uhr in der Stockholmer Altstadt bekannt, wen sie mit dem diesjährigen Literaturnobelpreis auszeichnet. Die Vergabe wird im Livestream übertragen.

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Etwas mehr als 200 Namen sind dafür nach Auskunft der Akademie diesmal nominiert worden. Wer darunter ist, wird traditionell 50 Jahre lang geheim gehalten.

Im vergangenen Jahr war der Literaturnobelpreis überraschend an die Südkoreanerin Han Kang gegangen. Die Schwedische Akademie honorierte sie damit „für ihre intensive poetische Prosa, die sich historischen Traumata stellt und die Zerbrechlichkeit des menschlichen Lebens offenlegt“, wie der Ständige Sekretär der Akademie, Mats Malm, bei der Preisbekanntgabe gesagt hatte.

Mit Han Kangs Auszeichnung setzte sich ein Muster der jüngsten Vergaben fort: Die Preis­trä­ge­r:in­nen der vergangenen acht Jahre sind immer abwechselnd Männer und Frauen gewesen – geht das so weiter, wäre in diesem Jahr also wieder ein männlicher Autor dran.

Jede Menge Kan­di­da­t:in­nen im Gespräch

Potenzielle Kan­di­da­t:in­nen gibt es viele. Der Literaturkritiker Denis Scheck zählt einen deutschsprachigen Schriftsteller zu seinen Favoriten. „Mein Literaturnobelpreisträger des Herzens ist der Österreicher Christoph Ransmayr“, sagte Scheck der Deutschen Presse-Agentur. „Aus dem deutschsprachigen Raum ist er der Kandidat, dem ich es am allermeisten gönnen würde.“ Ransmayr sei ein enger Freund des Extrembergsteigers Reinhold Messner und mit Werken wie dem „Atlas eines ängstlichen Mannes“ so etwas wie der „8.000er der deutschsprachigen Literatur“, so Scheck.

Auch Thomas Pynchon zählt seit langem zu Schecks Topfavoriten. Eine Auszeichnung des US-Schriftstellers hätte in Zeiten eines Präsidenten Donald Trump auch eine politische Dimension, sagt der Literaturkenner. „Thomas Pynchon ist ein Vertreter der US-amerikanischen Gegenkultur, jener Kultur, die im Grunde die Hippiewerte hochhält und schon immer ein paranoides Verhältnis zu jeder Art von staatlicher Autorität hatte – und Trump bewahrheitet diese Angst vor dem allgegenwärtigen Überwachungsstaat.“

Das sagen die Wettbüros

Pynchon findet sich bei den Wettbüros ebenfalls im engeren Favoritenkreis. Dort standen zuletzt auch der Ungar László Krasznahorkai, der Australier Gerald Murnane, der Japaner Haruki Murakami und der Inder Amitav Ghosh hoch im Kurs. Größere Chancen werden demnach außerdem unter anderem der Chinesin Can Xue, dem Rumänen Mircea Cartarescu und dem aus Indien stammenden britisch-amerikanischen Schriftsteller Salman Rushdie eingeräumt.

Eine Million Euro Preisgeld

Der Literaturnobelpreis steht im alljährlichen Preisreigen traditionell als vierter der Nobelpreise an.

In dieser Woche sind bereits die Preisträger in den wissenschaftlichen Kategorien Medizin, Physik und Chemie verkündet worden. Am Freitag ist dann der Friedensnobelpreis dran, der als einziger Nobelpreis in Oslo und nicht in Stockholm vergeben wird. Am kommenden Montag folgt zum Abschluss noch die Kategorie Wirtschaftswissenschaften.

Die Nobelpreise sind diesmal erneut mit elf Millionen schwedischen Kronen pro Kategorie dotiert – umgerechnet entspricht das rund einer Million Euro.

Feierlich überreicht werden die Auszeichnungen wie in jedem Jahr am 10. Dezember, dem Todestag des schwedischen Dynamit-Erfinders und Preisstifters Alfred Nobel (1833-1896).