SGS Essen trennt sich von Trainer Augustin und Sportdirektor Gerstner

Stand: 08.10.2025 18:16 Uhr

Die SGS Essen ist als reiner Frauenfußballklub in der Bundesliga etwas Besonderes. Doch bisher lief’s in der Saison gar nicht. Und jetzt sind auch noch Trainer und Sportdirektor weg.

So ist das manchmal im Fußballgeschäft: Da hat man als Journalist ein Interview mit einem Fußballtrainer verabredet – doch dann wird dieses ganz plötzlich abgesagt. So geschehen am Mittwoch bei Frauenfußball-Bundesligist SGS Essen. Statt ein Gespräch mit Coach Robert Augustin gab es für wdr.de die Info vom Pressesprecher, dass sich Verein und „Teamchef“ – so wurde Augustin in Essen offiziell bezeichnet – voneinander getrennt haben.

So richtig aus dem Nichts kam diese Meldung allerdings nicht: Die SGS Essen ist – man kann es nicht anders sagen – katastrophal in die Saison gestartet. Einen Zähler hat der Klub nach fünf Spieltagen auf dem Konto. Zuletzt gab es auf eigenem Platz eine 0:8-Klatsche gegen den VfL Wolfsburg. Dass in einer solchen Situation kritisch auf den Trainer geschaut wird – das ist auch im Frauenfußball nicht anders.

Freitag in Leipzig – Co-Trainerin Wissmann übernimmt

Nun heißt es in Essen: „erst einmal sammeln“. Neben dem Trainer wurde auch Sportdirektor Thomas Gerstner der Laufpass gegeben. Bereits am Freitag steht mit der Auswärtspartie bei RB Leipzig ein enorm wichtiges Spiel auf dem Programm. Betreut wird das Team dann von Co-Trainerin Jessica Wissmann. Leipzig steckt ebenfalls im Tabellenkeller – im Kampf um den Klassenerhalt ist dies ein enorm wichtiges Duell.

Die Bundesliga halten – darum geht es in Essen. Dem letzten reinen Frauenfußballverein der Bundesliga, der sich durchaus als so etwas wie das „Gallische Dorf“ im Reich der Topklubs sieht. Die Bundesliga wird mittlerweile von Großklubs aus dem Männerfußball dominiert, die neuerdings viel Geld auch in die Entwicklung ihrer Frauenabteilung stecken.

Schalke und Dortmund kommen

Essens Vanessa Fürst (r.) im Zweikampf mit Kölns Carlotta Imping (m.)

Die Essenerinnen können finanziell in keinster Weise mithalten. Und demnächst bekommen sie auch noch mächtige Konkurrenz in der Nachbarschaft: Borussia Dortmund der FC Schalke 04 treiben den Frauenfußball, den sie jahrelang gewissermaßen verpennt haben, gerade mächtig voran und streben mittelfristig ebenfalls in die Bundesliga.

Finanziell chancenlos gegen Großklubs

Umso wichtiger ist es für den Verein, die eigenen Nachwuchsspielerinnen so gut auszubilden, dass sie irgendwann die Qualität für das Bundesligateam haben. Das ist in der Vergangenheit oft gelungen. Nationalspielerin Linda Dallmann (Bayern München) spielte beispielsweise acht Jahre für die SGS. Ihre Mannschaftskollegin Lea Schüller schaffte es in Essen aus dem Juniorinnen- in den Profibereich, genauso wie Frankfurts Nicole Anyomi. Auch Lena Oberdorf (FC Bayern), Carlotta Wamser, Stina Johannes und Elisa Senß (alle Eintracht Frankfurt) liefen einst im Essener Trikot auf.

Dieses Jahr aber scheint nichts so richtig zu funktionieren. Dabei ist der Kader im Vergleich zur Vorsaison kaum schlechter geworden. Mit Torhüterin Sophia Winkler (Eintracht Frankfurt) und Angreiferin Annalena Rieke (AS Rom) verlor man zwar zwei wichtige Spielerinnen. Doch mit Ex-Nationalspielerin Jana Feldkamp (aus Hoffenheim) sowie Shari van Belle (aus Lüttich) verpflichtete Essen auch zwei qualitativ hochwertige Spielerinnen für das eigene Aufgebot.

Trainer kritisierte fehlenden Einsatz

Trainer Augustin kritisierte zuletzt fehlenden Einsatz vor allem bei den jüngeren Spielerinnen. Angesprochen durften sich vor allem die deutschen U-Nationalspielerinnen Natasha Kowalski (22), Lany Mia Bäcker (17) oder Paulina Platner (19) fühlen. Ausreichendes Talent wird ihnen auf alle Fälle bescheinigt. Augustin kritisierte hingegen ihre nicht ausreichende Körpersprache auf dem Spielfeld.

Man darf gespannt sein, wer langfristig neuer Coach in Essen wird, und ob in Sachen Performance des Teams Verbesserungen zu sehen sein werden. Etwas Zählbares aus Leipzig mitzunehmen wäre wichtig. Denn eine Woche später empfängt Essen die TSG Hoffenheim. Anfang November geht es dann zum wohl schwersten Auswärtsspiel des Jahres: Die SGS gastiert dann beim deutschen Meister Bayern München.

Unsere Quelle:

  • Interview mit Pressesprecher