Der Chemie-Nobelpreis 2025 geht an drei Materialforscher – Wissen

Der ChemieNobelpreis 2025 geht an Susumu Kitagawa (Kyoto University, Japan), Richard Robson (University of Melbourne, Australien) und Omar M. Yaghi (University of California, Berkeley, USA) für die Entwicklung metallorganischer Gerüstverbindungen. Das teilte die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften am Mittwochmittag in Stockholm mit.

Susumu Kitagawa, Richard Robson und Omar M. Yaghi
Susumu Kitagawa, Richard Robson und Omar M. Yaghi (Foto: Ill. Niklas Elmehed © Nobel Prize Outreach)

Metallorganische Gerüstverbindungen sind poröse Strukturen mit vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten. Man kann in ihren Poren Gase wie Wasserstoff oder Kohlendioxid speichern oder sie benutzen, um Wasser aus der Luft zu holen, wie Heiner Linke, der Vorsitzende des Nobelkomitees für Chemie, während der Bekanntgabe der diesjährigen Preisträger sagte. Anwenden ließen sich die Erkenntnisse der Forscher auch etwa bei der Trennung schädlicher Chemikalien wie PFAS aus Wasser und dem Abbau von Arzneimittelspuren in der Umwelt. „Metallorganische Gerüstverbindungen haben ein enormes Potenzial und eröffnen bisher ungeahnte Möglichkeiten für maßgeschneiderte Materialien mit neuen Funktionen“, erklärte Linke.

Man könne sich diese Gerüste vorstellen wie Hermines Handtasche, erklärte der Chemiker und Mitglied des Nobelkomitees Olof Ramström während der Bekanntgabe. Harry Potters Weggefährtin besitzt in den Romanen eine äußerlich kleine Tasche, in die sich dank Magie der Inhalt von Warenhäusern ablegen lässt. So extrem variabel sind die metallorganischen Gerüste zwar nicht, doch lassen sie sich relativ einfach verändern und damit auch ihre Eigenschaften.

Die drei Wissenschaftler entwickelten eine neue molekulare Architektur, die sich flexibel für gewünschte Anwendungen anpassen lassen. Metallionen dienen dabei als Verbindungspunkt im molekularen Gerüst, die durch lange kohlenstoffhaltige Moleküle miteinander verbunden werden. Metallionen und Verbindungsmoleküle sind dabei so organisiert, dass sie regelmäßige Strukturen mit großen Hohlräumen bilden. Mit ihren Poren können die Verbindungen spezifisch Substanzen einfangen und speichern. Die metallorganischen Gerüste können aber auch wie Katalysatoren chemische Reaktionen antreiben oder elektrischen Strom leiten.

Kitagawa wurde 1951 in Kyoto geboren, wo er auch heute noch tätig ist. Der 60 Jahre alte US-Amerikaner Omar Yaghi wurde in Jordanien geboren und forscht an der University of California, Berkeley. Der in Melbourne tätige Robson stammt aus dem Vereinigten Königreich und ist 88 Jahre alt.

Im vergangenen Jahr waren drei Proteinforscher mit dem Chemie-Nobelpreis geehrt worden: der US-Amerikaner David Baker sowie die in Großbritannien arbeitenden Wissenschaftler Demis Hassabis und John Jumper. Auch die ersten beiden verkündeten Nobelpreise dieses Jahres – diejenigen in den Kategorien Medizin und Physik – gingen an jeweils drei Wissenschaftler zugleich.

Die Chemie stellt stets die dritte von insgesamt sechs Preiskategorien dar, in denen verschiedene Institutionen in Stockholm und Oslo die Nobelpreisträger ausrufen. Am Donnerstag ist der Literaturnobelpreis dran, am Freitag dann der Friedensnobelpreis. Zum Abschluss wird am kommenden Montag der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften vergeben, der als einzige der Auszeichnungen nicht auf das Testament des Preisstifters und Dynamit-Erfinders Alfred Nobel (1833-1896) zurückgeht.

Die Nobelpreise sind in diesem Jahr erneut mit elf Millionen schwedischen Kronen pro Kategorie dotiert –umgerechnet entspricht das rund einer Million Euro. Überreicht werden sie traditionell am 10. Dezember, dem Todestag von Alfred Nobel.