
La Niña del Rayo ist ein schönes Mädchen. 500 Jahre lang lag das sechsjährige Inka-Kind in einer Felsnische auf dem Gipfel des Vulkans Llullaillaco im Norden Argentiniens begraben. Jetzt sitzt es im archäologischen Museum von Salta in einer durchsichtigen Kapsel, bei reduziertem Sauerstoffgehalt, gefiltertem UV-Licht und einer Temperatur von minus 20 Grad Celsius. Es sitzt im Schneidersitz, die Augen geschlossen, den Mund leicht geöffnet. Den zu einem Kegel deformierten Kopf, ein Zeichen für höheren Status, streckt das Mädchen stolz empor. „Die Inka haben besonders hübsche Kinder als rituelle Opfergaben ausgewählt“, sagt Museumswärter Miguel und überprüft das Thermometer der Kapsel. Schon Wochen vor dem Opfertag sollen Menschen aus der gesamten Region gekommen sein, um an der Götterverehrungszeremonie teilzunehmen. Den Kindern zog man die schönsten Kleider an und flößte ihnen Chicha ein, einen Maisschnaps, der sie einschlafen ließ. Dann begrub man sie zusammen mit kostbaren Keramikschalen und Lamawolle-Hüftbändern.