
Der Journalist Franz Josef Wagner ist tot. Das berichtet die Bild-Zeitung, für die Wagner mehr als 20 Jahre lang eine Kolumne schrieb. Wagner wurde 82 Jahre alt.
„Mit ihm verliert Axel Springer einen seiner kreativsten Köpfe und einen einzigartigen Schreiber“, heißt es in der Meldung der Bild. Die Zeitung gehört zum Axel-Springer-Konzern.
Wagner wurde 1943 im mährischen Olmütz geboren, das heute in Tschechien liegt. 1966 begann er seine journalistische Laufbahn beim Axel-Springer-Verlag. Er arbeitete unter anderem als Kriegsberichterstatter und Chefreporter für Bild.
Meister der grenzwertigen Schlagzeilen
1990 wechselte Wagner zum Burda-Verlag und wurde Chefredakteur der Boulevard-Zeitschrift Bunte. Bei Burda entwickelte er auch die deutsche Ausgabe von Elle und die Super-Illu. Als Chefredakteur der 1991 als Ost-Konkurrenz zu Bild gestarteten Super! war Wagner für eine der kontroversesten Schlagzeilen der deutschen Pressegeschichte verantwortlich: „Angeber-Wessi mit Bierflasche erschlagen!! Ganz Bernau ist glücklich, dass er tot ist“.
„Die Zeile war gut“, sagte Wagner darüber 2023 im Interview mit dem ZEITmagazin. „Sie hängt im Museum der Schlagzeilen, darüber wurden Doktorarbeiten geschrieben.“ Heute lese sie sich „politisch nicht korrekt“, damals aber habe sie die Stimmung der untergegangenen DDR wiedergegeben.
1998 kehrte Wagner zu Springer zurück und wurde Chefredakteur der Berliner Boulevardzeitungen B.Z. und B.Z. am Sonntag. Das blieb er, bis ihn eine weitere Schlagzeile den Job kostete. Als die deutsche Schwimmerin Franziska van Almsick bei den Olympischen Spielen 2000 in Sydney hinter den Erwartungen zurückblieb, titelte Wagner in der B.Z.: „Franzi van Speck – als Molch holt man kein Gold“.
Wagner musste den Chefredakteursposten räumen. Der Springer-Verlag ernannte ihn aber zum Chefkolumnisten. Ab Januar 2001 schrieb er fünfmal wöchentlich die Kolumne Post von Wagner, die im Stil eines kurzen Briefes an verschiedenste Adressaten verfasst war.
„Eine Reporter-Legende, mein Vorbild“
Seine letzte Kolumne erschien am 7. September. Adressiert war sie an den „lieben heiligen Teenager“ Carlo Acutis, der als erster Millennial von Papst Leo heiliggesprochen worden war. „Ich bin Katholik, für mich verbringt nur Gott Wunder“, schreibt Wagner darin.
Bild-Vizechefredakteur Paul Ronzheimer äußerte sich auf der
Plattform X zum Tod Wagners. „Franz Josef Wagner war
eine Reporter-Legende, mein Vorbild“, schrieb Ronzheimer. „Er konnte schreiben
wie niemand sonst. Und er war neugierig wie niemand sonst.“
Auch der langjährige Bild-Chefredakteur
Kai Diekmann reagierte auf X auf die Todesnachricht. „Du wirst dramatisch
fehlen“, schrieb Diekmann an Wagner gerichtet. Dazu postete er ein Foto eines Briefes von 1991 vom damaligen Bunte-Chef Wagner an Mitarbeiter Diekmann. „Lieber Kai, ich bin sehr zufrieden mit deiner Arbeit“, heißt es darin. „Komm doch zu mir, damit wir ein neues Gehalt aushandeln.“