Branche fordert digitale Reform der Genehmigungen

Die Logistikbranche sieht sich zunehmend strukturellen Herausforderungen gegenüber, insbesondere im Bereich der Großraum- und Schwertransporte (GST). Neben maroder Infrastruktur und komplexen Zuständigkeiten behindern langsame Genehmigungsverfahren und mangelnde Digitalisierung die Effizienz. Vor der Jahreshauptversammlung des Bundesverbands Schwertransporte und Kranarbeiten (BSK) diskutierten Andreas Kahl, Aufsichtsratsvorsitzender, und Geschäftsführer Helmut Schgeiner konkrete Lösungsansätze.

Im Zentrum der Diskussion standen drei Kernforderungen: Fortsetzung des politischen Dialogs, eine „Vision 2030“ zur digitalen Optimierung der Genehmigungsprozesse und die Einführung eines einheitlichen Regelwerks. „Alle Themen bedingen einander“, betont Andreas Kahl. „Ohne eine ausreichende Prozessdigitalisierung treten ungelöste Zuständigkeitsfragen in den Genehmigungsverfahren umso klarer hervor.“
Die fragmentierte Zuständigkeit zwischen Bund, Ländern und Kommunen erschwert laut Kahl die Umsetzung wichtiger Infrastruktur- und Industrieprojekte. „Bleibt die physische Infrastruktur marode, können wichtige Bauprojekte, Industrievorhaben und bei der Energieversorgung nicht oder nur mit Verzug umgesetzt werden.“ Dies wiederum mindere die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands. „Haben wir kein GST-Regelwerk aus einem Guss, greifen die Räder aller Beteiligten schwerer oder gar nicht ineinander“, so Kahl.

Helmut Schgeiner unterstreicht die volkswirtschaftliche Bedeutung der Branche: „Wenn wir mit unseren im volkswirtschaftlichen Sinne berechtigen Interessen kein Gehör bei den zuständigen Stellen, sei es beim BMV, anderen Bundesministerium oder auf Länderebene finden, bleiben wertvolle Impulse für eine Verbesserung der Lage in den Kinderschuhen stecken.“
Obwohl die Schwergutlogistik mengenmäßig eine Nische darstellt, ist sie laut Schgeiner ein wichtiger Seismograf für die wirtschaftliche Gesamtentwicklung Deutschlands – insbesondere im Hinblick auf Wertschöpfung und industrielle Leistungsfähigkeit.

Nach dem Bruch der Ampel-Koalition sind viele politische Gesprächsformate zum Erliegen gekommen. Der BSK und die Verbändeinitiative Großraum- und Schwertransporte (VI GST) drängen auf eine Wiederaufnahme des Dialogs mit Berlin. Die VI GST vereint neben Logistikunternehmen auch Vertreter der verladenden Wirtschaft, die auf funktionierende Infrastruktur und effiziente Genehmigungsprozesse angewiesen sind.

„Gemeinsam mit der Politik und den Verwaltungen, die auf Grundlage von Gesetzen und Verordnungen beispielsweise die Genehmigungsverfahren abhandeln, wollen wir bessere Voraussetzungen schaffen, damit in Deutschland Waren sowie Produktionsmittel effizient, sicher und schnell transportiert werden können“, erklärt Andreas Kahl.

Die im September 2024 veröffentlichten Empfehlungen der Ad-hoc-Arbeitsgruppe der Verkehrsministerkonferenz zur Vereinfachung von GST-Prozessen wurden bislang kaum umgesetzt. „Es fehlt noch der große Wurf, an dem wir alle gemeinsam arbeiten müssen“, sagt Helmut Schgeiner.