
Im Herbst 1947 wurde es Hollywoods Stars wie Humphrey Bogart, Katharine Hepburn und Henry Fonda zu viel. Um die befürchtete kommunistische Unterwanderung von Politik, Wirtschaft und Kultur zu verhindern, hatte der damalige amerikanische Präsident Harry S. Truman einige Monate zuvor das Dekret 9835 auf den Weg gebracht. Der Erlass, später „Loyality Order“ genannt, erlaubte es der Regierung, ihre Beamten und Angestellten nach möglichen Kontakten zur Sowjetunion zu durchleuchten. Bald erreichte das Misstrauen auch Los Angeles. Zehn als links bekannte Regisseure und Drehbuchautoren wurden nach Washington geladen, um vor dem Komitee zu Unamerikanischen Aktivitäten des Repräsentantenhauses (HUAC) ihre vermeintlichen Verbindungen zu Kommunisten offenzulegen. Als sich die Hollywood Ten, unter ihnen die Autoren Dalton Trumbo („Dreißig Sekunden über Tokio“) und Lester Cole („Men in Her Diary“), weigerten, leitete die Justiz Ermittlungen ein.
Während der Branchenverband Motion Picture Association of America dem Druck aus Washington damals nachgab und sich verpflichtete, keine Kommunisten zu beschäftigen, regte sich bei vielen Filmschaffenden Widerstand. Sie riefen das Committee for the First Amendment ins Leben, eine Organisation, um das im ersten Zusatzartikel der amerikanischen Verfassung garantierte Recht auf Meinungsfreiheit zu verteidigen. Neben Bogart, Hepburn und dem „Früchte des Zorns“-Darsteller Fonda traten auch Billy Wilder, Frank Sinatra und einige Dutzend weitere Prominente bei.
„Der furchterregendste Moment meines Lebens“
Nach der durch die amerikanische Bundeskommunikationskommission (FCC) angeregten vorübergehenden Sendepause für den Talkshow-Moderator Jimmy Kimmel, der den mutmaßlichen Mörder des konservativen Aktivisten Charlie Kirk vor drei Wochen in die Nähe der MAGA-Bewegung zu rücken schien, hat Fondas Tochter, die Oscar-Preisträgerin Jane Fonda, das Committee for the First Amendment jetzt wiederaufleben lassen. „Unsere Regierung ist ein weiteres Mal dabei, durch eine orchestrierte Kampagne Kritiker in Regierung, Medien, Rechtswesen, an Universitäten und in der Unterhaltungsindustrie zum Schweigen zu bringen. Wir weigern uns, das zuzulassen“, erinnerten die Schauspielerin („Book Club – Das Beste kommt noch“) und ihre prominenten Mitstreiter an die Verfolgungen während der McCarthy-Ära, der Trumans Dekret den Weg geebnet hatte.
Bis Montag unterzeichneten mehr als 600 Schauspieler, Regisseure und Musiker, unter ihnen Spike Lee, Natalie Portman und Billie Eilish, die Kampfansage der 87 Jahre alten New Yorkerin. Fonda, die seit ihrem Engagement gegen den Vietnamkrieg zu den streitbarsten Stars in Hollywood gehört, rief derweil auch zur Überwindung politischer Gräben auf. „Die McCarthy-Ära fand erst ein Ende, als sich Amerikaner unabhängig von ihrer politischen Einstellung zusammentaten, um die Grundsätze der Verfassung gegen die Mächte der Unterdrückung zu verteidigen“, mahnte sie. „Ich habe Krieg, Unterdrückung und Protest erfahren. Aber dies ist der furchterregendste Moment meines Lebens.“