
Hört man aus dem neuen Drohnen-Paradigma (dem jetzt alle Drohnen-Experten huldigen, die immer schon gewusst haben wollen, was uns von oben droht), hört man da auch ein Aufatmen heraus? Immerhin stellen sich nun frische, nicht abgestandene Sorgen ein, Prioritäten verschieben sich, man muss erst mal nicht weiter rumwurschteln mit festgefahrenen Problemen, die schon deshalb schlechte Laune machen, weil es immer dieselben sind.
Das ist biographisch-intrapsychisch so: Von welcher Drohne am Himmel lässt sich schon sagen: Die tut nichts? Die will nur Land vermessen oder die neue Porsche-Gebirgswerbung von oben filmen – wer weiß das schon? Das mit dem Aufatmen neuartiger Sorgen ist aber auch öffentlich-rechtlich so, wenn die Talk-Shows sich nun einvernehmlich dem neuen Drohnen-Gebaren zuwenden können statt – „the show must go on“ – die immerselben Polit-Moloch-Themen mit wechselndem Personal bespielen zu müssen. Endlich, endlich lässt sich mit Grund mal wieder sagen: „Sorry, aber wir haben jetzt andere Sorgen“.
Ein verpeilter Drohnenpilot
Die erfolgreichste Sorgenbewältigungs-Strategie sind eben Sorgen anderer Art, von denen gilt: je unbestimmter sie sind, je mehr sie von der reinen Möglichkeit her zu denken sind, desto gefährlicher, desto drohniger.
„Preiswerte Drohnen gibt es heute ja wie Sand am Meer“, stellte ein Frankfurter Polizeisprecher dazu neulich fest, den billigen, aber durchschlagenden Bedrohungseffekt dieser Geräte vor Augen, nachdem ein verpeilter Drohnenpilot seine Baumarkt-Drohne in der Flugverbotszone steigen ließ. Mit anderen Worten: die Bedrohung ist total, gerade weil gute und böse Drohnen sich augenscheinlich (wie auch?) nicht voneinander unterscheiden lassen.
Der Bundesinnenminister Alexander Dobrindt liegt insoweit neben der Sache, wenn er quasi entlastend auf „gezielte Provokationen“ hinweist, die „nicht automatisch immer eine Bedrohung“ darstellten. Falsch, denn solange wir gut und böse hier wie gesagt nicht voneinander unterscheiden können, bleibt eine Bedrohung immer automatisch das, was wir für eine Bedrohung halten. Und so kommt es, dass die Luft zum Atmen dünner wird, aufatmend.