
Am Osthang des Mount Everest sind weiter rund zweihundert Bergwanderer eingeschneit. Ein schwerer Schneesturm hatte am Wochenende unter anderem den Kreis Tingri im von China kontrollierten Tibet getroffen und Hunderte Wanderer überrascht. Nach Angaben der chinesischen Staatsmedien wurden inzwischen mindestens 350 Bergwanderer in Sicherheit gebracht. Zu den zweihundert weiterhin Eingeschneiten halte man Kontakt, so die Behörden.
In China haben die Feiertage der Goldenen Woche zahlreiche Touristen in die Himalaja-Region gelockt, wo der Oktober üblicherweise als mild und zum Bergwandern gut geeignet gilt. Seit China die Wanderrouten der Everest-Region auf chinesischer Seite touristisch ausgebaut hat, kommen immer mehr Touristen in das Gebiet. Vergangenes Jahr vermeldete der staatliche Sender CCTV dort mehr als eine halbe Million Besucher, die den mit 8848 Metern über dem Meeresspiegel höchsten Berg der Erde mit eigenen Augen sehen wollten. Diese Touristen wie auch die Eingeschneiten haben nicht versucht, den Gipfel des Everest zu besteigen.
Der jüngste Schneesturm gilt als einer der heftigsten seit Jahren. Getroffen wurde ein Gebiet auf mehr als viertausend Meter Höhe. Die Sichtweite wurde als weniger als einen Meter beschrieben. Überrascht wurden zahlreiche Wanderer in verschiedenen Lagern im Karma-Tal, das wiederum zur Kangshung-Wand führt, der Ostflanke des Mount Everest. Wegen des tiefen Schnees konnten Berichten zufolge auch Yaks nicht zur Rettung eingesetzt werden. Chinas Behörden schlossen das Naturschutzgebiet für Besucher.
Tückische Pässe
Eine Chinesin, die das Gebiet im Juli bewandert hat, berichtete der F.A.Z., die betroffene Route sei für relativ erfahrene Bergwanderer geeignet und nicht eben menschenleer. „Kommerzielle Reisegruppen begehen diese Route. Einige von ihnen mieten Yaks, und für Trekkingtouren mit schwerem Gepäck werden auch Reiseführer gestellt.“ Die größte Schwierigkeit sei die Höhe, da mehrere Bergpässe über fünftausend Meter und Schotter verlaufen, von denen einige extrem steil seien. Diese Pässe könnten nach Schneefall sehr tückisch werden, fügte die Bergwanderin hinzu.
Zudem sei der Handyempfang entlang der Route instabil. Die nahe gelegene Gemeinde Qudang habe eine eher unterentwickelte Infrastruktur mit häufigen Wasser- und Stromausfällen. Anfang des Jahres hatte zudem ein schweres Erdbeben die Region beschädigt.
Nach Qudang waren die 350 bis Sonntag geretteten Wanderer gebracht worden. Staatsmedien veröffentlichten Videos der tibetischen Feuerwehr, die erschöpfte Bergwanderer trugen. Hunderte Rettungskräfte wurden eingesetzt.
Der Mount Everest liegt an der Grenze zwischen China und Nepal. Auf der nepalesischen Seite des Mount Everest sind bei durch das Unwetter ausgelösten Erdrutschen und Überschwemmungen bereits mehr als vierzig Menschen ums Leben gekommen.