ETF, die keiner braucht | FAZ


Revolutionen kommen im Wirtschaftsleben selten vor. Auf eine Entwicklung in der Finanzwelt trifft der Begriff aber definitiv zu: auf den außergewöhnlichen Siegeszug der ETF. Das englische Kürzel steht für „Exchange-Traded Fund“, also börsengehandelter Indexfonds, und ist auch hierzulande zu einem Synonym für eine simple und kostengünstige Art geworden, an der Börse zu investieren. ETF bilden vor allem die Wertentwicklung bekannter Aktienbarometer wie des Dax oder des MSCI World eins zu eins nach.

Das Konzept hat die Anlagewelt grundlegend verändert. Jüngere Anleger kennen gar nichts anderes mehr. Sie würden nie auf die Idee kommen, noch in klassische Fonds zu investieren, die ein Fondsmanager lenkt. Das muss man wissen, um einen Trend zu verstehen, der sich aktuell beobachten lässt: In ihrer Verzweiflung versuchen immer mehr klassische Anbieter, unter dem Deckmantel der ETF veraltete Fonds zu verkaufen. Sie hoffen, so vom guten Ruf der ETF zu profitieren.

Anleger sollten dieses Spiel nicht mitmachen. Die nun häufig als „aktive ETF“ beworbenen Fonds sind nämlich nichts anderes als klassische Investmentfonds in einer neuen Verpackung. Ihre Gebühren sind zwar niedrigerer als die Kosten traditioneller Fonds, aber zugleich immer noch höher als die Gebühren von ETF, die Dax und Co. nachbilden.

Auch eine andere neue Spielart von ETF sollten Anleger meiden. Sogenannte „Hebel-ETF“ (oft auch als „Leveraged“ bezeichnet) versprechen höhere Gewinne als an der Börse. In Wahrheit handelt es sich dabei um riskante kurzfristige Spekulationen. Fallen die Kurse, fallen die Verluste nämlich ebenfalls stärker aus als bei normalen ETF; darauf wird natürlich nicht offensiv hingewiesen. Auch mit solchen Produkten versuchen die Anbieter, aus der Popularität der Indexfonds Gewinn zu schlagen. ETF dieser Art jedoch braucht niemand.