TSV 1860 München beim SV Wehen Wiesbaden: Wohin führt das jetzt alles? – Sport

Am kommenden Freitag steht in der Südstaffel der Fußball-Bayernliga der absolute Kracher an: Der TSV 1860 München II empfängt als Tabellenführer den Zweiten TSV Landsberg. Interessant ist das, weil die erste Mannschaft der Löwen aufgrund einer Länderspielpause spielfrei hat, und außerdem, weil die zweite Mannschaft zurzeit sehr viel schöner anzusehen ist als die erste. Alper Kayabunar wird nach einer Übergangsphase dann wieder bei der U21 an der Seitenlinie stehen. Zumindest ist davon auszugehen, dass die Sechziger bis Ende der Woche einen neuen Cheftrainer präsentiert haben, der am besten auch gleich eine neue Spielidee mitbringt.

Denn am Sonntagnachmittag beim SV Wehen Wiesbaden lautete die Spielidee: Hauptsache nicht verlieren, gewinnen nur vielleicht. Mit der risikoarmen Gangart hatte sich Interimscoach Kayabunar allerdings verspekuliert, weil Wiesbaden in der 87. Minute das verdiente 1:0-Siegtor erzielte – und Florian Niederlechner in der sechsten Minute der Nachspielzeit nur den Pfosten traf. Der neue Trainer wird eine Aufholjagd starten müssen, denn Sechzig hat nun endgültig den Anschluss an die Tabellenspitze verloren. Die zweite Mannschaft, und übrigens auch die U19, die am Wochenende immerhin das Derby gegen den FC Bayern 1:0 gewann, produzieren zurzeit bessere Nachrichten. „Im Spiel gab es Phasen, in denen wir richtig gut waren, ohne uns zwingende Chancen zu erspielen“, sagte Kayabunar hernach – sehr viel schöner konnte er das Spiel seiner Mannschaft nicht reden.

Schon vor dem Spiel hatte es schlechte Nachrichten gegeben: Auf dem Weg nach Wiesbaden waren offenbar mehrere Kleinbusse der aktiven Fanszene in einen Unfall verwickelt. Nach Aussagen aus dem Umfeld der Szene war es zu keinen schwereren Verletzungen gekommen, einige sollen ein Schleudertrauma davongetragen haben; eine dreistellige Zahl an Ultras war dann aber aus Gründen der Solidarität auch nicht zum Spiel gefahren. Dementsprechend ruhig ging es im Stadion zu, nur knapp 5000 Zuschauer waren gekommen. Die Partie hätte etwas mehr Anfeuerung gut gebrauchen können.

Allerdings sah es für die angereisten Sechzig-Fans zu Beginn gar nicht schlecht aus: Sigurd Haugen, diesmal von Beginn an aufgeboten, gab den ersten Torschuss nach einem guten Angriff über die rechte Seite ab; den anschließenden Eckball hätte der Wiesbadener David Suarez beinahe ins eigene Tor geköpfelt (4.). Nach zwölf Minuten hatte Haugen die nächste Einschussmöglichkeit. Doch die Gastgeber hatten in der ersten Halbzeit die besseren Möglichkeiten: Nikolas Agrafiotis schlenzte den Ball an die Latte (14.), Niklas May in die Arme von 1860-Torwart René Vollath (29.). Der 35-Jährige ersetzte erneut den verletzten Thomas Dähne, in dieser Szene zum Guten für Sechzig, denn Vollath gilt als Experte für Eins-gegen-eins-Situationen.

Kayabunar stellt vor allem harte Arbeiter in die Startelf

Dass es zu dieser Szene gekommen war, unterstrich aber, dass Sechzig nach einer Viertelstunde die Kontrolle über das Spiel verloren hatte. Da genügte es schon, dass Wehen Wiesbaden etwas weiter entfernt vom eigenen Tor angriff. Und den Löwen war anzumerken, dass sie einen ruhigen Spielaufbau bevorzugten, dafür aber keine Überraschungsmomente kreierten. Kayabunar und das aktuelle Trainerteam hatten vor allem harte Arbeiter in die Startelf gestellt und auf Kreativspieler verzichtet. Kevin Volland war gar nicht erst mitgereist, er fehlte wegen seiner Fleischwunde aus dem Spiel gegen Viktoria Köln – aber auch Feinfuß Tunay Deniz blieb über die gesamte Spielzeit auf der Bank sitzen.

Ironischerweise waren die Sechziger kurz vor dem Gegentor aufgewacht, Maximilian Wolfram prüfte Wehens Torwart Florian Stritzel, bei der anschließenden Ecke wurden Abschlüsse von Niederlechner und Tim Danhof geblockt (79.). Der kurze, offene Schlagabtausch endete aber in Riesenchancen für die Gastgeber, zunächst konnte Christiansen noch für den geschlagenen Vollath klären (84.), Vollath selbst parierte noch einmal glänzend, aber der Nachschuss des kurz zuvor eingewechselten Moritz Flotho war unhaltbar (87.). „Sechzig ist halt Sechzig“, philosophierte Vollath bei Magentasport, die hohen Erwartungen seien hin zu einem „Wohin führt das jetzt alles?“ gekippt; aber „wir sind nach wie vor eine gute Truppe“, sagte er mit Überzeugung.

Niederlechner hatte in der Nachspielzeit mehrere Möglichkeiten zum Ausgleich, sein Drehschuss an den Pfosten bedeutete dann aber auch das Spielende. Sechzig hat nun fünf Spiele in Serie nicht mehr gewonnen und empfängt nach der Pause den Tabellenführer MSV Duisburg. Es handelt sich allerdings, im Gegensatz zum nächsten Spiel der U21, um alles andere als ein Spitzenspiel.