
Bildjournalismus in der SZ? Brauchen wir nicht. Wir sind schließlich eine Autorenzeitung. Die ersten Bildredakteure und Bildredakteurinnen, die sich um das Thema Fotos in der Zeitung kümmern sollten, hatten es nicht leicht. „Edelfedern“ – klar, die gab und gibt es. Aber „Adleraugen“, oder wie immer man Menschen nennen soll, die genau wissen, wie ein Foto eine Geschichte erzählt – diese Notwendigkeit sah man viele Jahre lang nicht.
In den ersten Jahrzehnten der Zeitung ermöglichten die technischen Umstände („Dunkelkammer“) und das beschränkte Angebot nur gelegentlich Fotos im Blatt. Die dienten dann als Beweis für ein Ereignis. Der Rest waren Worte.
Und die wurden immer mehr. Es gab und gibt viel zu erzählen, zu analysieren und zu bemeinen. Kam dann die Bildredakteurin mit einem Fotovorschlag daher, bedeutete dies, Platz zu schaffen, Worte zu streichen. Das war nicht beliebt – doch diese Zeiten sind lange vorbei.
Mal kurz in einem Fotoarchiv recherchiert: Vom Fußball-WM-Endspiel 1974 haben sich knapp 300 Bilder erhalten, vom Endspiel 1990 sind es 1200. Das Endspiel vom Sommermärchen hält 9200 Fotos für alle Zeiten bereit. Diese Bilderflut hielt dann auch die SZ nicht mehr auf, am allerwenigsten als die Website an Bedeutung gewann. Und auch die Leserinnen und Leser haben sich längst daran gewöhnt, mit großen Bildmengen umzugehen. Wer zweifelt: Bitte kurz mal nachsehen, wie viele Bilder in der eigenen Foto-App lagern.
Jetzt ist es die Bildredakteurin, die versucht, den Strom zu lenken und die Menge verdaulich zu machen, Bilder zu streichen und gezielter einzusetzen. Damit mal wieder Platz für Worte ist.