
Goethe hat einmal gesagt: „Manche Leute meinen, Fußball sei eine Sache von Leben und Tod … Ich kann den Leuten versichern: Es ist weit mehr als das.“ Okay, in Wahrheit war es nicht Johann Wolfgang von Goethe, der diese Sätze formuliert hat, sondern der vor ähnlich langer Zeit verstorbene schottische Trainer des FC Liverpool, Bill Shankly. Doch dessen Spruch ist so weise und so unvergänglich, dass er auch aus Goethes „Faust“ stammen könnte.
Außerdem findet sich in Shanklys ironischer Sentenz eine Art Leitmotiv für die faustische Arbeit der SZ-Sportredaktion. Wie der suchende Gelehrte in der Tragödie mögen sich ja manchmal auch die Fußball- und die Sportreporter in den Studierzimmern der Redaktion fragen, ob sie ihr Forscherleben auf den wahren Zweck gerichtet haben. Dient es denn ernsthaft der persönlichen Bestimmung, davon zu erzählen, dass ein Stabhochspringer den anderen um zehn Zentimeter übertroffen und der TSV 1860 schon wieder den Trainer rausgeschmissen hat?
Im Spätdienst am Sonntagabend das Ergebnis von Heiden- gegen Hoffenheim oder von Hoffen- gegen Heidenheim nachzutragen? Aber ja, ist auf solche Zweifel mit Bill Shankly zu antworten – es gibt in dem Moment nichts Wichtigeres. Man darf es bloß nicht zu wichtig nehmen. Ungefähr auf dieser Formel beruht, nein, nicht des Pudels Kern, sondern das Wesen der SZ-Sportberichterstattung: die Relevanz jedes Spiels und jedes Wettkampfs zu achten und trotzdem den wilden Eifer immer wieder mal zu belächeln. Zumal da die schweren und schwierigen Themen des Profisports und der Sportindustrie oft genug das kritische Pflichtprogramm füllen. Auch der ein oder andere Mephisto in Funktionärsgestalt ist aus der ständigen Berichterstattung leider nicht wegzudenken.