
Aufstiegscheck
In der 2. Liga steht bereits der 8. Spieltag an. Viele Vereine, die man vor der Saison für den Aufstieg auf dem Zettel hatte, haben gerade aber noch (große) Probleme. Wer von ihnen könnte sich noch berappeln?
Sechs Teams hatte die 2. Bundesliga auf ihrer Website vor der Saison als vermeintliche Aufstiegskandidaten auf dem Zettel und stellte diese ausführlicher vor: Holstein Kiel, den VfL Bochum, Fortuna Düsseldorf, den 1. FC Kaiserslautern, Hertha BSC und Schalke 04.
Vereine wie Düsseldorf und Hertha äußerten ihre Aufstiegsambitionen vor der Saison offensiv, aber auch von den Bundesliga-Absteigern Bochum und Kiel waren klare Aussagen zu Rückkehr-Plänen ins Oberhaus zu vernehmen. Auch in Lautern hatte man die Top 6 öffentlich als Ziel ausgegeben, bei Schalke war man da, gebrandmarkt aus der jüngeren Vergangenheit, vorsichtiger. Dass der Traditionsverein aber eigentlich so schnell wie möglich zurück in die Bundesliga möchte, ist kein Geheimnis.
Schalke 04: Starke Defensive und die Fans im Rücken
Aus diesen sechs Teams ist nach sieben Spieltagen tatsächlich nur Schalke 04 unter den besten sechs Teams der 2. Bundesliga vertreten und punktetechnisch maximal einen Sieg von einem direkten Aufstiegsplatz entfernt. Dabei sind die Schalker eine der Überraschungen der Saison – unter Trainer Miron Muslic stellen die „Königsblauen“ die beste Defensive der 2. Liga – da reichen dann auch acht geschossene Tore, um 15 Punkte einzufahren.
Die Schalker Mannschaft besticht durch hervorragende Arbeit gegen den Ball und hat in Loris Karius auch den Torwart mit der besten Abwehrquote der ganzen Liga. Neuzugänge wie der aus der 3. Liga geholte Soufiane El-Faouzi oder Timo Becker, der allerdings jetzt erst einmal verletzt fehlen wird, haben voll eingeschlagen. Nach vorne muss S04 wohl noch eine Schippe drauflegen, um wirklich bis zum Saisonende im Aufstiegsrennen dabei zu sein, aber auch das ist angesichts der kurzen Zeit, die Muslic erst auf der Trainerbank sitzt, durchaus vorstellbar. Die Verantwortlichen haben aber jetzt schon zwei wichtige Dinge erreicht, die die Saisonprognose im Revier rosig aussehen lassen: Die Mannschaft wirkt durch die starke Defensive extrem stabil und hat vor allem die Fans wieder voll hinter sich – zwei Pfunde, die in dieser engen Liga vielleicht sogar für den großen Wurf reichen können.
Schalkes Trainer Miron Muslic
1. FC Kaiserslautern: Heim hui, auswärts pfui
Auf Rang sieben beendete der FCK die vergangene Spielzeit, und auch nach sieben Spieltagen stehen die „Roten Teufel“ auf Rang sieben. Auch eine Form von Konstanz. Zu Hause ist die Elf von Torsten Lieberknecht bisher eine Macht, holte neun Punkte aus drei Spielen, auf fremdem Platz sieht die Bilanz deutlich schlechter aus. Allerdings: Die Auswärts-Gegner der Lauterer waren bisher in Hannover, Paderborn und Elversberg auch gleich drei Teams aus den Top 5, gegen die die Mannschaft um Topscorer Ivan Prtajin allerdings auch allesamt unterlag. Gegen schlechter platzierte Teams und im Heimspiel gegen Tabellenführer Darmstadt gab es aber auch vier Siege.
Vor allem offensiv haben die Neuzugänge Prajin, der offenvistarke Rechtsverteidiger Paul Joly und Spielnacher Naatan Skyttä bisher überzeugt und den Abgang von Torjäger Ragnar Ache überraschend gut aufgefangen. Die Lieberknecht-Elf lässt aber von allen Zweitligisten auch die meisten Schüsse auf ihr Tor zu – gut, dass Schlussmann Julian Krahl bisher eine starke Saison spielt. So richtig konstant wirkt der FCK bisher in dieser Spielzeit noch nicht, die Diskrepanz zwischen Heim- und Auswärtsspielen ist groß – das Potenzial für eine Platzierung unter den Topteams hat die Mannschaft aber zumindest angedeutet.
Fortuna Düsseldorf: Der neue Kader hat sich noch nicht gefunden
Offensiv hatten die Fortunen um Sportchef Klaus Allofs und Trainer Daniel Thioune ihre Aufstiegsambitionen für die neue Spielzeit verkündet. Dabei hatte man in Isak Johannesson, Jamil Siebert und Dawid Kownacki drei elementare Säulen der Vorsaison abgegeben und zudem mit Dzenan Pejcinovic, Nicolas Gavory, Myron van Brederode und Moritz-Broni Kwarteng darüber hinaus viel Qualität verloren. Auch langjährige Leistungsträger wie André Hoffmann und Marcel Sobottka hatten den Verein verlassen.
Düsseldorfs Muslija (l.) und Itten jubeln in Paderborn
Dafür wurde der Kader runderneuert, und auch wenn Spieler wie Stürmer Cedric Itten, Spielmacher Florent Muslija und Abräumer Anouar El Azzouzi schon gezeigt haben, dass sie individuell zur Oberklasse der 2. Liga gehören, läuft es im Spiel mit dem Ball beim aktuellen Tabellenzehnten überhaupt nicht rund. An allen Ecken und Enden merkt man, dass die Mannschaft noch nicht eingespielt ist, oder Thiounes System nicht auf den Rasen übertragen kann. Der in Düsseldorf so beliebte Trainer ist stark angezählt, die Heimniederlage gegen Nürnberg am 8. Spieltag macht die Situation nicht besser. Der Kader gehört auf dem Papier zu den besten der 2. Liga, auf dem Platz sieht man davon vor allem zu Hause (nur ein Punkt aus vier Partien) bisher viel zu wenig. Das Potenzial für den Aufstieg ist weiterhin da, aber es ist gut möglich, dass die Fortuna mit den vielen neuen Spielern zu viel Zeit braucht, um in die Aufstiegsspur zu kommen.
Holstein Kiel: Schwerer Start-Spielplan macht Hoffnung
Nach zwei Niederlagen zum Start hat sich Absteiger Holstein Kiel mittlerweile im Unterhaus wieder stabilisiert. Dreimal gewann die Mannschaft von Marcel Rapp danach sogar zu Null und kann von Rang elf aus nun daran arbeiten, weiter zu klettern. Dass das gelingt, scheint durchaus möglich, denn der Spielplan meinte es zum Start nicht gut mit den „Störchen“: Gegen fünf der sechs aktuellen Topteams haben die Kieler bereits gespielt und nun wartet mit Tabellenführer Darmstadt auch schon das sechste.
Abwehrchef David Zec träumte zuletzt gegenüber den „Kieler Nachrichten“ weiter vom Wiederaufstieg. Das 0:1 in der Vorwoche gegen Elversberg durch einen Elfmeter in der Nachspielzeit tut bei diesen Träumen natürlich weh, doch Holstein war in keinem Saisonspiel bisher die klar schlechtere Mannschaft. Angesichts der Gegnerstärke sind das gute Nachrichten für Zec und Co. Die Aufstiegsambitionen der Kieler leben zu Recht noch, dafür muss aber bald auch eine Serie starten und die eigene Offensive noch etwas gefährlicher agieren: Nur drei Zweitligisten geben pro Spiel weniger Schüsse ab als die „Störche“.
Hertha BSC: Kaum Torschüsse, aber die Abwehr macht etwas Hoffnung
„Die Hertha hat den besten Kader der 2. Liga.“ Solche Sätze las man vor der Saison in fast jeder Saisonprognose – und auch in Sachen Gehalt liegen die Berliner um Superstar Fabian Reese ganz vorn im Unterhaus. Doch die Abgänge von Ibrahim Maza und Derry Scherhant haben der Offensive sichtbar geschadet. Immerhin 23 Torbeteiligungen hatten die beiden Youngster in der Vorsaison auf dem Konto. Und mit sieben Toren stellen die Berliner nun eben die drittschlechteste Offensive der 2. Liga. Rang 13 und acht Punkte sind das Ergebnis eines Saisonstarts, mit dem in der Hauptstadt niemand zufrieden sein kann.
Bislang kein Faktor für Hertha: Neuzugang Dawid Kownacki
Reeses Rolle im System von Trainer Stefan Leitl ist dabei nur eine von vielen Baustellen und jetzt fällt in Dawid Kownacki der bisherige Toptorschütze auch noch bis 2026 aus. 2,86 Schüsse müssen gegnerische Torhüter gegen die Hertha bisher in dieser Saison pro Spiel parieren – der zweitschlechteste aller Werte. Immerhin: Vier Mal blieben die Berliner in dieser Saison auch schon ohne Gegentor, zuletzt zeigte der Trend bei der Leitl-Elf leicht nach oben. Die Situation ist ähnlich wie bei der Fortuna: Bringt der Kader sein Offensiv-Potenzial bald auf den Rasen, ist noch alles drin, viel Zeit dafür bleibt angesichts des Saisonstarts aber nicht, wenn es noch für das Aufstiegsrennen reichen soll.
Vfl Bochum: Abstiegskampf statt Aufstiegsrennen
Mit nur einem Sieg aus sieben Spielen ist der VfL Bochum Tabellenvorletzter der 2. Liga. Trainer Dieter Hecking ist längst entlassen, auch unter Interimscoach David Siebers wurde es nicht besser, nun soll es Uwe Rösler richten. Beim VfL war der personelle Aderlass nach dem Abstieg enorm. Myron Boadu, Tom Krauß und Jakov Medic kehrten nach Leihen zu ihren Klubs zurück, Bernardo, Tim Oermann, Moritz Broschinski und Ivan Ordets verließen den Kader ebenfalls, genau wie Torwart Patrick Drewes.
Quasi eine komplette Bundesliga-Startelf ging dem VfL verloren, stattdessen setzte man bei den Bochumern auf viele junge und talentierte neue Spieler wie Kjell Wätjen, Caejtan Lenz oder Leandro Morgalla. Das Kuriose: Die jungen Wilden machen es gar nicht schlecht, doch im Abstiegskampf der 2. Liga, in dem sich der VfL nunmal jetzt befindet, reichen tolle Talente eben nicht. 107 Schüsse feuerten die Bochumer in dieser Saison auf das gegnerische Tor ab, sechs davon waren drin, darunter ein Elfmeter – eine grauenvolle Quote. Mit dem Aufstieg wird Bochum in dieser Saison nichts mehr zu tun haben, für den VfL geht es ums nackte Überleben.