P-8A Poseidon: Was der neue U-Boot-Jäger der Bundeswehr kann


Die Bundeswehr hat den ersten Seefernaufklärer P-8A Poseidon aus den USA erhalten. Der Marineflieger von Boeing dient der Truppe künftig zur Luftraumüberwachung und U-Boot-Jagd. Mit der P-8A können feindliche Unterwasserboote aufgespürt, lokalisiert, verfolgt – und bekämpft werden. Im Fokus dürften dabei russische U-Boote stehen, die unter anderem in der Ost- und Nordsee ihre Kreise ziehen.

Im Februar hatte die Bundespolizei ein russisches U-Boot vor Rügen eskortiert; im August machte die NATO laut Medienberichten in der Nordsee Jagd auf mindestens ein Unterwasserboot der modernen Jasen-M-Klasse, das in der Umgebung eins US-Flugzeugträgers gefahren sein soll. Verbündete, die bereits über den Seefernaufklärer verfügen, setzten demnach auf die P-8A, die nun auch die Deutsche Marine erhält.

Der Inspekteur der Marine, Jan Christian Kaack, sagte nach der feierlichen Übergabe in Seattle am Mittwoch, dass Deutschland mit der P-8A einen „fliegenden Wächter“ erhalte. Dieser „entscheidende Schritt“ zur Modernisierung der fliegenden Flotte „basiert auf einem Quantensprung in Sachen Reichweite, Sensorik und Einsatzdauer des neuen Waffensystems“.

Bundeswehr setzt auf große Verfügbarkeit

Er betonte, dass Deutschland damit in einen weltweiten Verbund von Partnern eintreten werde, die das Flugzeug bereits einsetzen – von den USA über Australien, Südkorea, Indien bis nach Norwegen. Die Bundeswehr erwartet sich von der großen Verfügbarkeit des Flugzeugs Verbesserungen bei der Produktion, Wartung, Ersatzteilen und beim Training. Die P-8A basiert auf dem zivilen Passagierflugzeug Boeing 737.

Die P-8A Poseidon kann rund 12.500 Meter hoch und mit einer Tankladung mehr als 2000 Kilometer weit fliegen. Sie erreicht Geschwindigkeiten von etwa 900 Kilometer die Stunde. Laut der Bundeswehr ist die Maschine voll digitalisiert; dadurch könne die Besatzung in kürzester Zeit mehrere Aufträge erledigen. „Statt veralteter Computertechnik aus den 1980er-Jahren gibt es jetzt Möglichkeiten für Livestreams und Highspeed-Datentransfers sowie fortschrittliche Satellitenkommunikation“, heißt es.

Sonarbojen, Torpedos und Antischiffsraketen

Zur Aufklärung und U-Boot-Jagd verfügt das Flugzeug über moderne Sensoren sowie ein Radar. An Bord befinden sich mehrere Sonarbojen, die ins Wasser abgeworfen werden können, wenn ein feindliches Fahrzeug in der Umgebung vermutet wird. Die Bojen können unter Wasser U-Boote akustisch orten und verfolgen.

Für den Ernstfall sollen die deutschen P-8A mit fünf amerikanischen Torpedos des Typs MK 54 ausgestattet werden. Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hat zudem angekündigt, die Flugzeuge für die U-Boot-Jagd mit britischen Sting Ray Torpedos auszurüsten. Der Seefernaufklärer könnte zudem mit weiteren Waffensystemen wie Antischiffsraketen aufgerüstet werden.

„Rekordzeit“ bei der Beschaffung

Die P-8A wird bei der Bundeswehr die veraltenden P-3C Orion ersetzen, von denen die letzten zwei Modelle kurz vor der Ausmusterung stehen. Der Haushaltsauschuss des Bundestags hat die Beschaffung von insgesamt acht der neuen Seefernaufklärer genehmigt. Die Kosten belaufen sich auf rund 3,1 Milliarden Euro, die aus dem Sondervermögen Bundeswehr finanziert werden.

Das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr führt nun die letzten Prüfungen der ersten Maschine durch – danach wird sie voraussichtlich im nächsten Monat an das Marinefliegergeschwader 3 „Graf Zeppelin“ im niedersächsischen Nordholz übergeben. Laut „Spiegel“ sollen zwei weitere P-8A bis Jahresende an die Bundeswehr geliefert werden, die restlichen Flugzeuge bis 2029. Die Bundeswehr spricht von einer „Rekordzeit“ für Beschaffungen dieser Größenordnung.

Für den Einsatz werden deutsche Crews in Florida auf der P-8A ausgebildet. Bei der US-Navy ist sie schon seit 15 Jahren im Einsatz. Bundeswehrangehörige geben sich überzeugt von dem Seefernaufklärer.

Eine Soldatin, die die neue Maschine künftig fliegen wird, sagte: Zwischen dem alten Marineflieger P-3C und der neuen P-8A „liegen Welten“. Deswegen sei aber auch eine umfangreiche Umschulung notwendig. „Wo früher der Umgang mit Papierkarten und dicken Vorschriften gelehrt wurde, liegt jetzt der Fokus auf dem Beherrschen der komplexen Technik an Bord.“ Das brauche seine Zeit. Bis voraussichtlich Mitte 2026 soll die Ausbildung der letzten deutschen Crew abgeschlossen sein.