FIFA sieht weiter von Sanktionen gegen Israel ab

Stand: 02.10.2025 15:50 Uhr

Die FIFA sieht weiter von Sanktionen gegen den israelischen Fußballverband ab. Zuvor hatte sich die UEFA ähnlich verhalten – trotz anders lauternder Forderungen aus der Vereinten Nationen.

Die FIFA wolle die Kraft des Fußballs zu nutzen, um Menschen in einer gespaltenen Welt zusammenzubringen, sagte FIFA-Präsident Gianni Infantino nach Angaben des Weltverbands zu Beginn einer Sitzung des FIFA-Rats am Donnerstag (02.10.2025). „Die FIFA kann geopolitische Probleme nicht lösen.“ Eine Abstimmung zum Thema gab es nicht.

In dem Gremium ist auch DFB-Präsident Bernd Neuendorf Mitglied, der DFB sprach sich stets unterstützend für Israel aus. Der DFB teilte auf Anfrage der Sportschau mit: „Der DFB wird Spekulationen nicht kommentieren. Die Haltung des DFB zum Staat Israel ist bekannt.“ Zuletzt war der Druck auf die Verbände gestiegen. Mehrere Menschenrechtsorganisationen sowie eine Kommission des UN-Menschenrechtsrat forderten einen Ausschluss Israels aus internationalen Verbänden.

DFB-Präsident Bernd Neuendorf

Angeblich geplante UEFA-Abstimmung fand nicht statt

Vergangene Woche hatte es in Großbritannien Berichte über eine bevorstehende Abstimmung des UEFA-Exekutivkomitees über die Zukunft des israelischen Verbands in der UEFA gegeben. Die UEFA bestätigte das Vorhaben nie, bislang kam es wie in der FIFA dort zu keiner Abstimmung.

FIFA-Vizepräsident Victor Montagliani sagte in mehreren britischen und amerikanischen Medien am Mittwoch, dass die UEFA zunächst die mögliche Umsetzung des Plans von US-Präsident Donald Trump für ein Ende des Gazakiegs abwarten werde. „Die UEFA hat gesagt, dass sie die Abstimmung aussetzen und auf den Friedensplan warten wird“, sagte Montagliani. Das Thema sei eines der UEFA. „Israel ist ihr Mitglied, die UEFA muss sich damit befassen, und ich respektiere nicht nur ihren Prozess, sondern auch jede Entscheidung.“

FIFA-Vizepräsident Victor Montagliani aus Kanada

Israel nicht alleiniges Thema der UEFA

Die Einschätzung des FIFA-Vizepräsidenten aus Kanada ist jedoch unvollständig. Denn im FIFA-Rat – der sich heute trifft – liegt seit Mai 2024 ein Antrag des palästinensischen Verbands. Der forderte damals die Suspendierung Israels durch die FIFA, bezog sich dabei aber kaum auf den Gazakrieg. In den Details geht es vor allem um den Vorwurf eines unrechtmäßigen Spielbetriebs in den israelischen Siedlungen im Westjordanland. Der FIFA wurde also die politisch heikle Aufgabe gestellt, auf einer der strittigsten Landkarten der Erde die Grenzen einzuzeichnen.

FIFA-Präsident Gianni Infantino wies das Thema dem FIFA-Rat zu. Der FIFA-Rat beauftragte Anfang Oktober 2024 eine rechtliche Analyse. Als die vorlag, wurde die „Governance-, Audit- und Compliance-Kommission“ der FIFA im Oktober 2024 beauftragt, den Vorwurf zu untersuchen. Im Mai 2025 wurde jene Kommission beim FIFA-Kongress neu zusammengestellt und bekam wiederum Zeit, „sich einzuarbeiten“. Eine Entscheidung ist bis heute offen.

Der Zusammenschluss westasiatischer Fußballverbände (WAFF), in dem zahlreiche arabische Länder organisiert sind, betonte am Samstag die Forderung nach einem Ausschluss Israels und bezog sich auf den Spielbetrieb in den israelischen Siedlungen sowie auf eine Diskriminierung palästinensischer Sportler, was auch Teil des Antrags war. Bahrain stellt mit Scheich Salman Bin Ibrahim Al Khalifa den 1. Vizepräsidenten der FIFA. Auch Katar und Saudi-Arabien sind im FIFA-Rat vertreten.

FIFA-Vizepräsident Scheich Salman Bin Ibrahim Al Khalifa aus Bahrain

Bislang haben weder die UEFA noch die FIFA Sanktionen gegen Israel verhängt. Aus Sicherheitsgründen darf Israel keine Heimspiele auf eigenem Territorium austragen, die Spiele finden zumeist in Ungarn statt.

Der Gazakrieg

Am 7. Oktober 2023 beging die palästinensische Terrororganisation Hamas einen groß angelegten Anschlag auf Israel, bei dem 1.200 Menschen getötet und zahlreiche weitere in den Gazastreifen verschleppt wurden. Bis heute sind rund 50 Geiseln tot oder lebendig in der Gewalt der Hamas.

Israel reagierte mit einer militärischen Vergeltungsoffensive, um die Strukturen der Hamas zu vernichten. Nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums von Gaza wurden dabei mehr als 67.000 Menschen getötet. Weite Teile der Gebäude und der Infrastruktur im Gazastreifen sind zerstört, die Lage der Zivilbevölkerung ist katastrophal.

Eine Kommission des UN-Menschenrechtsrats wirft Israel vor, im Gazastreifen mit Vorsatz einen Völkermord zu begehen. Israel weist das zurück und startete zuletzt eine Bodenoffensive zur Einnahme von Gazastadt. Die USA präsentierten einen Plan zur Beendigung des Kriegs. Er sieht unter anderem die vollständige Entwaffnung der Hamas vor, die nicht mehr an der Verwaltung des Gazastreifens beteiligt werden soll. Israel stimmte nach eigenen Angaben zu, eine Reaktion der Hamas ist offen.

USA mit Druck auf die FIFA gegen Israel-Sanktionen

Auf der anderen Seite übten die USA zuletzt Druck aus, um Sanktionen gegen Israel zu verhindern. Der britische Sender „Sky News“ zitierte einen Sprecher des US-Außenministeriums mit den Worten: „Wir werden uns mit aller Kraft dafür einsetzen, alle Versuche, die israelische Fußballnationalmannschaft von der Weltmeisterschaft auszuschließen, vollständig zu unterbinden.“

US-Präsident Donald Trump (l.) mit FIFA-Präsident Gianni Infantino

Die USA sind derzeit der wichtigste Geschäftspartner der FIFA, nach der Klub-WM 2025 findet dort 2026 der größte Teil der WM statt. FIFA-Präsident Infantino zeigt sich häufig an der Seite von US-Präsident Donald Trump. Das Internationale Olympische Komitee, das 2028 die Olympischen Sommerspiele in Los Angeles ausrichtet, lehnte Sanktionen gegen Israel bereits ab.