Oktoberfest: Nüchterne Radlerin scheitert an Koordinationstest für E-Leihrad – Panorama

Mitten in … München

Am Morgen hat das Fahrrad den Geist aufgegeben, aber abends nach der Arbeit soll noch die Großtante besucht werden. Also auf zum Elektro-Leihrad, schnell, schnell. Aber irgendwas an der Handy-Handhabung beim Entsperren ist verdächtig. Ob ich getrunken habe, fragt die App? Bitte, es ist Freitagabend, Oktoberfest, die halbe Stadt ist hackedicht oder auf dem besten Weg dorthin. Aber ich nicht, nüchterner geht es gar nicht! Leider sind der App solche Beteuerungen egal, ein Koordinationstest wird verlangt. Na gut. Aber die Spielregeln bleiben ein Rätsel. Wie soll man das Handy drehen, horizontal, vertikal, hä? Langsam könnte ich einen Schnaps gebrauchen. Erst beim vierten Versuch ist die App von der Fahrtüchtigkeit überzeugt und gibt das Rad frei. Das wäre besoffen auch nicht schlechter gegangen. Marlene Weiß

(Foto: Marc Herold)

Mitten in … Pratovecchio

Urlaub in Pratovecchio in der Toskana. Hier kostet der Cappuccino 1,40 Euro und die Bar Centrale schließt um 22 Uhr. Ein paar entschleunigte Tage sind nicht schlecht, nach der Heimkehr wartet das Oktoberfest auf uns. Dachten wir. Aber dann kam die Wiesn nach Italien, in Form eines „Bierfest tedesco“. Halb Pratovecchio versammelt sich in einem Zelt, es gibt Hendl mit Ciabatta und die Mass für sechs Euro. Frauen tragen Plastikdirndl, eine Kapelle spielt den „Böhmischen Traum“, später wummert „Skandal im Sperrbezirk“ durch den Ort. Da fällt der Blick auf eine Reisebus-große Gruppe strahlender Deutscher. „Ahh, la delegazione Uffeneime!“, begrüßt der Bürgermeister die Gäste aus der mittelfränkischen Partnerstadt. Sein Kollege macht den Anstich. Man komme jedes Jahr, sagt der: „Mia san Europäer.“ Pauline Graf

(Foto: Marc Herold)

Mitten in … Berlin

Die beste Jazzbar der Welt ist in einem Gewölbe des S-Bahn-Bogens zwischen Kurfürstendamm und Zoologischer Garten versteckt, besteht nur aus einem langen Tresen und einer handtellergroßen Bühne, auf der jeden Abend Livemusik gespielt wird. Zu seinem Drink bekommt man ein Wasserglas, das ständig nachgefüllt wird, die Barfrau weiß schon beim dritten Mal, was man gerne trinkt. Dass hier Aschenbecher bereitstehen, ist nur konsequent, schließlich ist es ein Ort, an dem Erwachsene unter sich bleiben und Erwachsenendinge tun: Alkohol trinken, lauten Jazz hören, reden, flirten, tanzen. Selbst das Rattern der S-Bahnen gehört zur Atmosphäre. Wenn die Hölle neun Kreise hat, wie in Dantes Inferno, hat der Himmel auch bestimmt welche, und dieser Platz ist ganz sicher einer davon. Katalin Molnár

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