
In der Fremde wird der einstige „Big City Club“ allmählich zum Riesen: Hertha BSC feierte in der 2. Fußball-Bundesliga seinen zweiten klaren Auswärtssieg in Folge. Das 3:0 (2:0) nach den Toren von Morten Winkler (2. Minute), Michael Cuisance (42.) und Dawid Kownacki (84.) befördert dagegen den 1. FC Nürnberg wieder ins Tief.
Die Mannschaft von Trainer Miroslav Klose hatte in der Vorwoche gegen den VfL Bochum (2:1) den ersten Sieg der Saison gefeiert, schaffte es aber nicht nachzulegen. Das hatte sehr viel mit einem Berliner Blitzstart zu tun. Denn schon in der zweiten Minute bereitete Fabian Reese mit einer tollen Flanke die Führung durch Winkler per Kopf vor. Die Hertha zeigte das Selbstvertrauen im fremden Stadion, das die starken Auftritte bei Darmstadt 98 (0:0) und Hannover 98 (3:0) bewirkt hatten.
Nürnberg bekommt keinen Elfmeter, aber das 0:2
Und wenn es einmal läuft, dann hat man oft auch das Glück auf seiner Seite – und das brauchten die Hauptstädter. Einen Schuss von Tim Drexler lenkte Winkler kurz vor dem eigenen Tor mit dem ausgestreckten Arm ins Aus, statt eines Elfmeters gab Schiedsrichter Marc Philip Eckermann aber Ecke und auch von VAR Patrick Ittrich gab es keine Einwände (14.). Nürnberg bekam in diesem Fall nicht die große Chance auf den Ausgleich.
Doch die folgte kurz danach – und wurde sehr kläglich vergeben. Nach einer Ecke verunglückte ein Klärungsversuch von Reese, der einen Meter vor dem Hertha-Kasten genau auf dem Fuß von Mohamed Ali Zoma landete – doch Nürnbergs Offensivspieler traf den Ball so falsch, dass er ihn klärte anstatt zum 1:1 einzunetzen (17.).
Nürnberg hatte im Anschluss das Spiel im Griff, wurde allerdings nicht mehr allzu gefährlich. Und dann meldete sich die Hertha nach dem Blitzstart mit einem starken Halbzeit-Finish zurück. Cuisance verwertete einen Abpraller von „Club“-Keeper Jan Reichert zum 2:0 (41.), kurz darauf fehlten Jon Dagur Thorsteinsson bei einem Schlenzer nur Zentimeter zum dritten Berliner Treffer (44.).
Hertha zeigt Auswärts-Stabilität, Nürnberg Offensivschwäche
Vier Auswärts-Pflichtspiele hatte Hertha bisher in dieser Saison bestritten und nur beim Zweitliga-Auftakt bei Schalke 04 (1:2) nicht zu Null gespielt (das Pokalspiel bei Preußen Münster wurde nach einem 0:0 im Elfmeterschießen entschieden) – und diese Stabilität war auch im zweiten Durchgang zu erkennen. Nürnberg musste liefern, hatte aber keine Mittel gegen die Defensive des Teams von Trainer Stefan Leitl.
Lange passierte gar nichts und dann hatte auch noch Kownacki die große Möglichkeit, auf 3:0 zu erhöhen. Sein Kopfball nach einer Ecke wurde aber kurz vor der Linie noch geklärt (65.). Kurz vor Schluss gelang dem Polen doch noch sein zweiter Saisontreffer, mit einem Flachschuss entschied er die Partie endgültig (84.).
Denn auf der anderen Seite zeigte derweil die bisher schwächste Offensive der Liga, warum sie auch nach dem 7. Spieltag mit nur vier Treffern die schwächste bleiben würde. Dem Klose-Team fehlte bis zum Schlusspfiff jede Durchschlagskraft.
Kriegt der „Club“ in Düsseldorf die Kurve?
Und die sorgt dafür, dass Nürnberg nach dem kurzen Aufwind zurück in der Krise ist und als 16. tief im Tabellenkeller bleibt. Ändern soll sich das bereits am kommenden Freitag bei Fortuna Düsseldorf (18.30 Uhr). Bislang hat der „Club“ in dieser Saison allerdings alle vier Pflichtspiele auf fremdem Platz verloren, schied auch im DFB-Pokal bei FV Illertissen nach Elfmeterschießen aus.
„Der frühe Rückstand hat etwas mit uns gemacht, aber wir müssen da positiv bleiben. Wir müssen uns vorwerfen, bei unseren Chancen nicht diese Zielstrebigkeit und Gier zu haben“, sagte Klose im Sportschau-Interview. „Die Körpersprache war nicht das, was ich mir gewünscht habe. Wir müssen uns auf das nächste Spiel voll fokussieren und schauen, dass wir in Düsseldorf eine andere Leistung zeigen. Nur dann können wir auch über Punkte sprechen.“
Hertha-Trainer Leitl: „Müssen das richtig einordnen“
Berlin hat derweil die Chance, den nach wie vor nicht zufriedenstellenden Saisonstart weiter auszumerzen, muss dafür aber anfangen, im Olympiastadion (ein Punkt aus drei Partien) zu überzeugen. Dort ist am Samstag Preußen Münster (13 Uhr) zu Gast, mit einem Sieg kann Hertha (jetzt 13.) am aktuellen Tabellenneunten vorbeiziehen.
„Wir haben ein sehr gutes Auswärtsspiel gezeigt, waren sehr diszipliniert. Wir haben unsere Torchancen genutzt und haben hochverdient gewonnen“, sagte Leitl nach dem zweiten 3:0-Auswärtserfolg in Folge im Sportschau-Interview. „Wir müssen das in alle Richtungen richtig einordnen, dürfen das weder wenn wir gewinnen noch wenn wir verlieren nicht ausschweifen lassen. Fakt ist, dass wir zu Hause noch gar nicht ins Performen gekommen sind, jetzt müssen wir Lösungen finden, um es besser zu machen.“