„Karl-Marx-Haus“ in Zaltbommel: Historische Villa für 1,25 Millionen Euro

Weltgeschichte bieten die Niederlande auch außerhalb der Metropolen: In Doorn fand der letzte deutsche Kaiser Wilhelm II. nach dem Ersten Weltkrieg Exil. In Zaandam wohnte 1697 einige Tage Zar Peter der Große, als er in den Niederlanden inkognito den Schiffsbau studierte. Beide Orte stehen Besuchern heute als Museum offen.

Weniger bekannt ist das Haus in Zaltbommel, in dem Karl Marx mehr als einmal bei Verwandten logierte. Eine Büste hoch oben erinnert an den berühmten Bewohner auf Zeit. Vielleicht verdiente auch dieser Bau ein Museum – stattdessen steht er zum Verkauf: Der Makler wirbt mit 408 Quadratmetern Wohnfläche und der Historie. Marx habe hier im Winter 1863 mehrere Monate verbracht und an seinem „Kapital“ gearbeitet.

Marx’ Mutter war Niederländerin, ihre Schwester Feijtje bewohnte das Haus mit deren Mann Lion Philips, Großvater der Gründer des Philips-Konzerns. Der Einfluss, den die Aufenthalte in der Festungsstadt auf Marx’ Hunderte Seiten starkes Hauptwerk hatte, ist umstritten. „Nehmen wir an, 30 Seiten sind in Zaltbommel geschrieben worden“, sagte der Geschichtsjournalist Jos Palm im Radio. Marx sei gerne dort gewesen, sei dort „aufgetaut“, wegen der liberal denkenden Gastgeber.

Die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, die Marx’ Wirken wissenschaftlich erfasst, erwähnt in der Marx-Engels-Gesamtausgabe unter anderem einen Aufenthalt 1861. Marx wollte demnach von Lion Philips als Vermögensverwalter seiner Mutter einen Vorschuss auf das Erbe erbitten. Es gebe über den Aufenthalt nur wenige Briefe, „aber offenbar waren es für Marx wohltuende Wochen“.