
Normalerweise ist der Enkeltrick eine Betrugsnummer, mit der Telefongangster arglosen Senioren Geld für vermeintliche Kindeskinder in Not abluchsen. Donald Trump, der orange ager im Weißen Haus, hat dem Begriff gerade eine neue Bedeutung hinzugefügt: indem er einer Enkelin einen Auftritt in seinem Alters-, also Amtssitz verschaffte, der noch mehr Geld in die Kassen der von Amts wegen ohnehin schon boomenden Geschäfte des Trump-Clans spülen soll.
Kai Madison Trump, die achtzehn Jahre alte Tochter von Donald Trump Jr. und dessen mit Golfer Tiger Woods liierten Ex-Frau Vanessa Haydon, wurde vom Großvater auf dem Gelände des Weißen Hauses der Presse vorgestellt. „Das ist übrigens Kai“, sagte der Altvordere und lenkte die Aufmerksamkeit auf die junge Frau im Sweatshirt mit dem Emblem „KT“ in den patriotischen Farben Blau und Rot auf Weiß. Dann flogen die zwei, die gerne Golfschläger schwingen, gemeinsam in Präsidentenmaschinen als Zuschauer zum Ryder-Cup-Golfturnier. Prominent im Bild: Kai Trumps Baumwollpullover, eines der für 130 Dollar online zu erwerbenden ersten Modelle ihrer frisch gegründeten Modemarke. Deren Start hat sie auf Instagram mit einer Fotoserie von sich in eigenen Produkten gefeiert, aufgenommen – im Weißen Haus.
Ein Clan macht Geschäfte
Es brauchte weder die Teenager-Pullis noch die Tesla-Karossen vor dem Weißen Haus zu Trumps Zeit als bester Elon-Musk-Buddy, um zu begreifen, dass politische Macht und persönliche Bereicherung für Familie, Freunde und Getreue ganz oben auf Trumps Agenda stehen. Recherchen des Journalisten David Kirkpatrick für den „New Yorker“ zufolge hat der Clan des Präsidenten seit dessen erster Amtsübernahme 2017 satte 3,4 Milliarden Dollar eingefahren mit Deals, für die Kontakte in höchsten politischen Kreisen zumindest förderlich waren: saudische Investitionen in die Firma von Trumps Schwiegersohn Jared Kushner etwa, das Flugzeug-Geschenk aus Qatar oder unter Trumps Name vermarktete Krypto-Währungen.
Neben Immobilien, Hotels und Golfclubs der von seinen Kindern geführten Trump Organization ist da noch deren Onlinehandel mit Fan-Artikeln wie den MAGA-Baseballkappen, die der 45. und 47. Präsident der USA trägt. Für die Parfümlinie des POTUS ist eine „Fight! Fight! Fight!“-Kollektion angekündigt. Neben dem Mar-a-Lago-Look der Frauen in seinem Dunstkreis, die plastisch-chirurgisch optimiert, weichwellig langhaarfrisiert und figurbetont gekleidet, zu brutal übernatürlichen Weiblichkeitsattrappen stilisiert sind, hat Trump vor allem eines in Mode gebracht: die Normalisierung und Entskandalisierung des Skandalösen durch dessen offensive Vermarktung. Kai Trump ist nur eine ornamentale Ranke an dem vor Golddekor überbordenden Gesamtkunstwerk einer amerikanischen Kleptokratie.