
Farben werden im nächsten Frühjahr ein großes Thema sein, das sieht man bei Prada sofort: Der Laufsteg ist knallorange. Auch die sonnengelben Mäntel, grasgrünen Röcke und himmelblauen Hosenanzüge erinnern an einen heiteren Frühlingstag. Doch diese Elemente sollten nicht darüber hinwegtäuschen, dass Prada neben Leichtigkeit auch die Schwere beherrscht. Mehr als jeder andere Designer bei der Mailänder Modewoche, bei der noch bis Montag die Entwürfe für das nächste Frühjahr gezeigt werden, reflektieren Miuccia Prada und ihr Ko-Designer Raf Simons, was Mode ist und vor allem: was Mode in diesen Zeiten ist.
„Wenn wir kreativ sind, denken wir zwangsläufig an die Welt um uns herum. Die Zukunft ist ungewiss. In dieser Kollektion geht es darum, auf das Ungewisse zu reagieren – Kleidung, die sich verändern, anpassen kann,“ sagt Miuccia Prada nach der Schau. Radikal hätten sie beide darüber nachgedacht, was die Eigenschaften von Kleidungsstücken sind und ob sich diese Eigenschaften nicht auch verändern ließen.

Herausgekommen ist zum Beispiel der federleichte Rock, der nicht an den Hüften, sondern mit schmalen Trägern an den Schultern hängt. Vieles bleibt in der Schwebe. Sind die uniformhaften Hosenanzüge militaristisch zu verstehen oder nur Utility-Stil, also funktionale Arbeitskleidung? Es gebe keine Hierarchien mehr, heißt es im Pressetext, eine Uniform sei nicht schlechter als ein Abendkleid – mit langen Seidenhandschuhen werden sie elegant aufgewertet. Genauso wie die schwingenden knielangen Röcke, die das Prada-Duo dekonstruiert, mit verschiedenen Stoffen neu zusammensetzt und so die Fünfzigerjahre-Anmutung in die Moderne transferiert.
Und das Dirndl, das statt mit Rüschenblüschen mit einem zugeknöpften Hemd getragen wird, ist hier mehr als ein fesches Wiesnoutfit. Es ist wie immer eine anspruchsvolle Kollektion und ein Beispiel dafür, dass Miuccia Prada, die vor 37 Jahren ihren ersten Auftritt bei der Mailänder Modewoche hatte und mit Raf Simons vor fünf Jahren einen kongenialen Partner gefunden hat, immer noch weiß, wie man im Gespräch bleibt. Nach dem Tod von Giorgio Armani vor wenigen Wochen ist sie nun die große Ikone der italienischen Mode.