Wie Digitalisierung der Gesundheit von Älteren nützen soll

Immer weniger niedergelassene Ärzte mit Kassenzulassung, aber immer mehr Menschen mit einer Reihe von Krankheiten in einer mit Bussen und Bahnen nicht gut vernetzten Gegend: So sieht der Alltag vielerorts im ländlichen Raum aus. Wo, wenn nicht auf dem Land, kann sich deshalb die Digitalisierung im Gesundheitswesen als Segen für Menschen erweisen? Schließlich läuft der Ausbau der Glasfasernetze in vielen Gemeinden, wenn er nicht schon vollendet ist. Und der Griff zu Smartphone und Laptop ist für viele ältere Menschen so selbstverständlich wie die Gleitsichtbrille und der Blutfettsenker.

Angesichts dieser Gemengelage drängt sich ein Pilotprojekt wie jenes in Lich geradezu auf: Über eine digitale Plattform sollen Kliniken, niedergelassene Ärzte, Pflegedienste und Patienten die Krankheitsdaten auf dem neuesten Stand halten und sich besser als bisher austauschen. An diesem Vorhaben zeigt sich wieder: Eine Innovation entsteht im Zweifel aus der Not, selbst in einer im allgemeinen satten Gesellschaft.

„Digital geht vor ambulant und stationär“

An diesem Beispiel wird auch greifbar, was sonst für Laien im Ungefähren bleibt: Das Smart-Cities-Modellprojekt in Deutschland ist kein Selbstzweck. Der Landkreis Gießen will es als eine von 73 Modellkommunen in Deutschland nutzen, um das Leben der Menschen nachhaltig zu verbessern. Nun ist Lich ein weltoffenes Landstädtchen mit einem vielfältigen wie originellen Kulturleben und einem guten Krankenhaus. Wer allerdings über kein Auto verfügt, kommt aus dem Umland nicht so einfach dort hin. Vorteile und Nachteile der Kleinstadt liegen mithin nahe beieinander.

Auch deshalb ist der Standort für das in Deutschland einmalige Projekt clever gewählt. Am Ende der knapp zwei Jahre Laufzeit sollte die Erkenntnis stehen, wie diese Spielart von E-Health den Behandlern wie den Kranken nicht nur in Lich am besten hilft. Geht es nach dem Kreis, wird sie auch einen indirekten Beitrag zur Krankenhausreform leisten. Die Faustformel „Ambulant geht vor stationär“ hieße dann „Digital geht vor ambulant und stationär“.