Rückkehr zur DFB-Elf?: Plötzlich Leistungsträger – Dortmunds Adeyemi auf der Überholspur

Stand: 25.09.2025 13:05 Uhr

Daumen hoch. Das ist ein Markenzeichen, wenn es bei Karim Adeyemi gut läuft. Wie vergangenen Sonntag beim Heimsieg von Borussia Dortmund gegen den VfL Wolfsburg (1:0), als ein wuchtiger Vollspannschuss aus dem Hinterhalt den Siegtreffer bedeutete.

Eine solche Konsequenz offenbarte dieser begnadete Kicker im Luxuskader des BVB nicht immer. Irgendwie läuft es gerade für Adeyemi, der am fünften Bundesliga-Spieltag mit den Westfalen das schwierige Auswärtsspiel beim FSV Mainz 05 (Samstag 15.30 Uhr) vor sich hat.

Am dritten Spieltag hatte der 23-Jährige bereits für Kollege Maximilian Beier zum Auswärtssieg beim 1. FC Heidenheim (2:0) aufgelegt. Zwischendrin lag die Adeyemi-Gala zum Champions-League-Auftakt bei Juventus Turin (4:4), als Dortmunds Bester mit seiner Beschleunigung immer wieder der „Alten Dame“ entwischte.

Trainer Niko Kovav hat ihn gekitzelt

Anteil am Formhoch hat Trainer Niko Kovac, der seiner Nummer 27 beim Heimspiel gegen Union Berlin (3:0) nur einen Kurzeinsatz gönnte. „Karim hat gegen Union nur fünf Minuten gespielt, darüber war er natürlich verärgert. Ich habe ihm aber gesagt: ‚Karim, du bist ein toller Stürmer – aber du musst nach hinten arbeiten.'“

Die Lektion hat offenbar gefruchtet. Klar, dass sich der Disziplinfanatiker Kovac über den jüngsten Befreiungsschlag freute, als Adeyemi die Kugel mit Vehemenz ins Eck donnerte. „Ich weiß ja, was für eine Power er in seinen Oberschenkeln hat – der springt ja höher als jeder andere bei uns“, sagte der Coach mit einem verschmitzten Grinsen. „Also schätze ich schon, dass es 120 Stundenkilometer waren.“ Gemessen wurden sogar 125.

Poker um vorzeitige Vertragsverlängerung

Die Ausrufezeichen fallen für den Spieler in eine günstige Phase. Hinter den Kulissen soll es Gespräche über eine vorzeitige Vertragsverlängerung geben. Das bisherige Arbeitspapier reicht bis 2027. Ende August wurde öffentlich, dass Adeyemi jetzt von Jorge Mendes betreut wird, der so prominente Klienten wie Cristiano Ronaldo und Lamine Yamal unter seinen Fittichen hat. Könnte sein, dass der Vertragspoker noch eine ganze Weile anhält.

Nico Schlotterbeck und Karim Adeyemi

Immerhin hat es Adeyemi nicht von einer Fairplay-Geste abgehalten, die Fifa-Schiedsrichter Daniel Siebert vergangenen Sonntag herausstellte. In der 31. Minute hatte der Dortmunder den Ball ins Aus gespielt, nachdem sich der Wolfsburger Patrick Wimmer verletzt hatte. Für den Referee war das besonders erwähnenswert: „Ich würde gerne die Bühne nutzen, weil es nicht so üblich ist beim Profifußball, dass man so eine geile Fair-Play-Aktion hat.“ Sogar im Spielbericht wollte der Unparteiische das Verhalten vermerken.

Julian Nagelsmann schaut genau hin

Gute Form und gutes Benehmen dürften auch Bundestrainer Julian Nagelsmann gefallen, denn in der Nationalmannschaft herrscht gerade kein üppiges Angebot an formstarken Stürmern.  Es gilt als sicher, dass der BVB-Profi auch für die nächsten Länderspiele gegen Luxemburg (10. Oktober) und Nordirland (13. Oktober) wieder berufen wird, nachdem er schon bei den WM-Qualifikationsspielen gegen die Slowakei (0:2) und gegen Nordirland (3:1) dabei war.

Von den Anlagen verkörpert der gebürtige Münchner nämlich eine Klasse, die auch der DFB-Auswahl hilft. Sein Tempo und seine Tricks sind an guten Tagen kaum zu verteidigen. Als Adeyemi erstmals das DFB-Trikot trug, schien sich einer sofort einen Namen machen zu wollen: Am 5. September 2021 kam der Newcomer gegen Armenien (6:0) als zweiter Debütant unter Hansi Flick zum Zuge – und die Lobgesänge waren gar nicht zu vermeiden, weil sich der Frechdachs nach seiner Einwechslung gleich in die Torschützenliste eingetragen hatte.

Traumhaftes Debüt unter Hansi Flick

Den damals noch beim FC Red Bull Salzburg spielenden Adeyemi zog es damals in Stuttgart sofort zur Tribüne, wo sehnsüchtig Mama Alexandra und Vater Abbey, sie aus Rumänien und er aus Nigeria stammend, warteten, die beide nicht nur ihr Glück mit dem Sohn teilten, sondern auch das Trikot mit der Nummer 13 wollten. 

Vor Anpfiff hatte eben ein solches Jersey zu Gedenken des gerade verstorbenen Gerd Müller auf dem Rasen gelegen. Dass Adeyemi nach Doppelpass mit dem ebenfalls eingewechselten Teenager Florian Wirtz den Schlusspunkt setzte, schien Symbolwirkung zu besitzen. Doch was wie Liebe auf den ersten Blick anmutete – Adeyemi und die Nationalmannschaft – sollte eine schwierige Beziehung werden. Erst neun Einsätze fürs A-Team sind bei ihm bis heute gelistet.

Noch ohne Minute bei einem Turnier

Flick nahm ihn zwar mit zur WM 2022 in Katar, setzte ihn aber in der Wüste keine Minute ein. Als dann Julian Nagelsmann übernahm, hatte es der 2022 nach Dortmund gewechselte Kicker noch schwerer. Konstanz war nämlich ein Fremdwort und fortan spielte Adeyemi wieder häufiger bei der U21-Nationalelf, für die er vor einem Jahr bei einer Länderspielphase gegen Israel und Estland sogar mal fünf Treffer erzielte.

Als Antwort auf die Nicht-Berücksichtigung bei der Heim-EM? Die WM 2026 ist das nächste Ziel, für das sich zu kämpfen lohnt. Zuvor allerdings warten genügend Aufgaben mit dem Verein. Und wie sagte der Spieler in einem WAZ-Interview in diesem Sommer? „Ich will endlich zum Borsigplatz.“ Um einen Titel mit den Schwarz-Gelben zu feiern.