Algen-Produkte: Vorsicht vor hohem Jodgehalt

Video:
Jodmangel vorbeugen: Welche Lebensmittel die Schilddrüse schützen (7 Min)

Stand: 24.09.2025 16:01 Uhr

Sie gelten als gesund und nachhaltig: Algen und Fischersatz-Produkte mit Algen werden immer beliebter. Doch oft enthalten sie viel Jod und sind unzureichend gekennzeichnet, warnen die Verbraucherzentralen.

Ob pur oder verarbeitet: Algen-Produkte sind mittlerweile in vielen Supermärkten erhältlich. Einige vegane Alternativen für Fisch und Meeresfrüchte enthalten Algen, die eine natürliche Quelle für Jod sind. Bei einem Marktcheck ließen die Verbraucherzentralen algenhaltige Fischersatz-Produkte untersuchen, unter anderem für Thunfisch, Räucherlachs und Kaviar. Das Ergebnis: In fünf von sechs Produkten waren nennenswerte Jodmengen zwischen 29 und 226 Mikrogramm pro 100 Gramm enthalten.

Drei der getesteten Produkte gelten mit mehr als 45 Mikrogramm Jod pro 100 Gramm als jodreich. Den höchsten Jodgehalt hatte eine Thunfisch-Alternative in einer 140-Gramm-Dose mit 316 Mikrogramm. Das ist mehr als die benötigte Menge für Erwachsene von 150 Mikrogramm Jod pro Tag, die die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt. Zum Vergleich: 140 Gramm Thunfisch enthalten mit 21 bis 28 Mikrogramm deutlich weniger Jod.

Verbraucherschützer fordern transparente Kennzeichnung

„Dass einzelne vegane Ersatzprodukte auch hohe Mengen Jod enthalten können, ist sicher nicht allen klar“, so Constanze Rubach von der Verbraucherzentrale Niedersachsen. „Hier sind Regelungen für eine klare Kennzeichnung wünschenswert.“ Eine Kennzeichnungspflicht besteht nur dann, wenn mit Jod geworben wird oder der Gehalt über 2.000 Mikrogramm pro 100 Gramm Trockenmasse liegt.

Maximal 600 Mikrogramm Jod pro Tag

Jod ist ein Spurenelement, das für die Funktion der Schilddrüse und viele Stoffwechselprozesse wichtig ist. Viele Menschen in Deutschland nehmen zu wenig Jod zu sich und haben einen Jodmangel. Doch auch zu viel Jod kann die Schilddrüsenfunktion beeinträchtigen. Je nach Art und Herkunft können Algen große Mengen Jod enthalten. Da Meeresalgen vergleichsweise große Mengen an Jod anreichern, können die Grenzwerte beim Verzehr von Algen-Produkten schnell deutlich überschritten sein. Die DGE rät, nicht mehr als 600 Mikrogramm Jod pro Tag aufzunehmen.

Was sind gute Jod-Quellen?

Jod kann aus mehreren Quellen stammen, etwa jodiertem Speisesalz, Fisch, Algen-Produkten oder Nahrungsergänzungsmitteln. „Die beste Basis für eine ausreichende Jodversorgung bleibt eine abwechslungsreiche Ernährung, in der auch algenhaltige Fischersatz-Produkte ihren Platz haben dürfen“, erklärt Rubach. Noch wichtiger sei die konsequente Verwendung von Jodsalz anstelle von nichtjodiertem Speisesalz sowie die Bevorzugung von mit Jodsalz hergestellten Lebensmitteln.

Die Schilddrüse in einer Illustration.

Jodmangel macht die Schilddrüse anfällig für Krankheiten – Frauen sind besonders betroffen.

Vorsicht bei Werbung zu Nährwerten und Gesundheit

Auf einigen Algen-Produkten wird mit nährwertbezogenen Angaben wie „reich an Protein“ geworben. Die Verbraucherzentralen sahen das bei einem vorherigen Marktcheck zu essbaren Algen kritisch, weil Verbraucher so zu einem höheren Verzehr und damit womöglich zu einer Aufnahme von zu viel Jod verleitet werden könnten. Wegen der kleinen Verzehrmengen können Algen ohnehin keinen relevanten Beitrag zur Versorgung mit Proteinen leisten. Vorsicht ist auch bei algenhaltigen Getränken geboten, auf denen mit gesundheitsbezogenen vagen Aussagen wie „Regeneration“ oder „Energie“ geworben wird.

Tipps zum Verzehr von Algen

Die Verbraucherzentralen empfehlen, beim Kauf von Algen-Produkten Folgendes zu beachten:

  • Jodgehalt: Auf den Jodgehalt achten, vor allem wenn die Produkte hohe Konzentrationen von Jod enthalten (über 2.000 Mikrogramm pro 100 Gramm Lebensmittel). Werden keine Angaben dazu gemacht, sollte man auf die Verwendung verzichten.
  • Verzehrmenge: Verzehrmengen-Empfehlungen auf der Verpackung einhalten, wie „max. 1,7 g getrocknete Meeresalgen pro Tag“. Einige Hersteller geben praxisnahe Hinweise wie „ca. 1 g = 1 TL getrocknete Algen“, um die Mengen besser verständlich zu machen.
  • Zubereitungshinweise: Informationen zur Zubereitung, etwa zum Einweichen, zu Kochzeit und -temperatur befolgen.
  • Menschen mit Schilddrüsenerkrankungen sollten besonders darauf achten, wie viel Jod sie zu sich nehmen, sich ärztlichen Rat einholen und gegebenenfalls vor dem Verzehr eines Produktes den Hersteller nach dem Jodgehalt fragen.
Ein Curry mit Meeralgen wird nach einem Kochkurs serviert.

Das gesunde Gemüse gilt als Nahrungsmittel der Zukunft. Im Landhaus Schulze-Hamann kann man lernen, das Superfood zuzubereiten.

Wurzelgemüse mit Spaghettialgen, Grünkohl und Feldsalat auf einem Teller serviert.

Volker Fuhrwerk ist für sein Gericht diesmal nicht direkt in die Küche, sondern zuerst an die Kieler Förde gefahren.

Ein Mann und eine Frau tragen riesige Algen.

Die Cochayuyo-Alge ist traditionelles Nahrungsmittel und vielleicht bald eine Revolution auf dem Lebensmittelmarkt.