Jimmy Kimmels Rückkehr bei ABC ist ein Triumph für die Meinungsfreiheit, vorläufig


Kleiner Mann ganz groß, großer Mann kleiner: Der Moderator Jimmy Kimmel hat bei seiner Rückkehr auf den Bildschirm beim Sender ABC gezeigt, wer der bessere Präsident der Vereinigten Staaten wäre – hätte man zwischen ihm und Donald Trump die Wahl.

Während Trump in New York auf der Rolltreppe stecken blieb und bei den Vereinten Nationen eine seiner berühmten Reden hielt, die aus unvollständigen Sätzen bestehen, und Hundertachtziggrad-Wendungen in seiner Politik vollzog, von denen man nicht weiß, ob er sie ernst meint und wie lange sie halten, hielt Kimmel im Fernsehen einen 15 Minuten langen Monolog, in dem er das wahre Amerika beschwor und seine Landsleute daran erinnerte, dass es Werte gebe, die sie alle teilten, vor allem – die Freiheit des Wortes.

Niemals habe er den Mord an einem jungen Mann „verharmlosen“ wollen, sagte Kimmel zu dem Vorwurf, er habe sich über die Ermordung des MAGA-Aktivisten Charlie Kirk lustig gemacht. Er habe der Familie öffentlich kondoliert und meine das auch so; die Geste der Witwe, dem Mörder ihres Mannes zu vergeben, habe ihn tief berührt, sie habe viele tief berührt, das sei das, was man von dieser Tragödie mitnehmen könne.

Auch habe er Kirks Mörder niemandes Lager zuweisen wollen. Sei er so missverstanden worden, könne er das nachvollziehen, doch meine er, dass der Attentäter „niemanden“ repräsentiere, er sei „eine kranke Person, die meint, Gewalt sei eine Lösung. Aber das ist sie nicht, niemals“.

Man hatte fast vergessen, dass es das gibt

So sprach Jimmy Kimmel eine Viertelstunde lang, mehrmals versagte ihm die Stimme, er war aufrichtig angefasst, entschuldigte und verteidigte sich, suchte und fand das Gemein­same und stellte all das dar, was der omnipräsente Donald Trump nicht verkörpert – eine USA, die nicht poltert, droht und erpresst. Man hatte schon fast vergessen, dass es das gibt und wie sich das anhört.

Pointen setzte Kimmel in seiner Rückkehr-Show erst im zweiten Teil der Eröffnungsrede, besonders gelungen im Dialog mit Robert de Niro, der den neuen Chef der Medienaufsichtsbehörde FCC als Obermafioso spielte und verkündete, die Zeiten der freien Rede seien vorbei. „Jedes Wort kostet“, sagte er, man müsse mit Geld bezahlen, vielleicht verliere man auch den einen oder anderen Finger. Der wahre FCC-Chef Brendan Carr ist von solchen Methoden bekanntlich nicht weit entfernt, er hat dem Sender ABC und dessen Mutterkonzern Disney mit Lizenzentzug gedroht. Doch wer sprach vor drei Jahren noch fortwährend von „Free speech, free speech, free speech“, fragte Kimmel. Na, wer wohl? Brendan Carr und Donald Trump.

Nun täten die Lokalsendergruppen Nexstar und Sinclair, die über ihre Stationen das Programm von ABC, aber zurzeit nicht Kimmels Show ausstrahlen, gut daran, das zu revidieren. Jimmy Kimmel hat gesagt, was zu sagen war. Ihn (oder andere Late-Night-Macher) auszusperren, ist, um mit dem Moderator zu sprechen, „unamerikanisch“. So un­amerikanisch wie Donald Trump, der ABC die nächsten juristischen Schritte schon angedroht hat.