
Am Dienstagnachmittag machten die Basketballer des FC Bayern ein Gruppenfoto auf dem Münchner Rathausbalkon. Und es spricht einiges dafür, dass sie genauso wie die Fußballer auch mal am Ende der Saison dort stehen werden, dann mit dem einen oder anderen Kaltgetränk in den Händen. Am kommenden Freitag eröffnet die Mannschaft mit einem Heimspiel die neue Bundesliga-Saison gegen Aufsteiger Jena (20 Uhr, BMW Park), am Dienstag darauf starten sie auswärts bei Panathinaikos Athen in die Euroleague. Die Pause ist also vorbei. Aber: welche Pause eigentlich?
„Wir wollen auf alle Fälle den Meistertitel verteidigen“, hatte Präsident Herbert Hainer am Montag gesagt. Im Pokal wolle man natürlich auch weiter kommen als ins Halbfinale wie vorige Saison, und in der Euroleague soll es zumindest der Playoff-Einzug sein. Doch mittlerweile stehen jene EM-Sieger, die auch in der Bundesliga spielen, allesamt im Kader des FC Bayern, und so bewegten sich Gespräche vor dem Liga-Alltag im Spannungsfeld der beiden Antipoden: Wie bekommen wir die körperliche Belastung besser in den Griff, und wie kann zugleich die Basketball-Euphorie weiter angefacht werden?

:„Ich bin über meine Grenzen gegangen“
Nach 14 Jahren Verantwortung hört Marko Pesic bei den Basketballern des FC Bayern auf. Er erklärt, wie ihn Uli Hoeneß geprägt hat, wie die Mannschaft in der kommenden Saison aussieht – und ob er Vizepräsident der Münchner werden will.
„Ich bin seit 30 Jahren Coach, das ist die härteste Saisonvorbereitung, die ich jemals hatte“, sagt Trainer Gordon Herbert. Ganze zwei Trainingseinheiten sind es, bei denen Herbert wirklich alle Spieler beisammen hat, ehe es losgeht. Und da fehlen ja auch noch die verletzten Akteure wie Johannes Voigtmann, der neue Spielmacher Rokas Jokubaitis fällt obendrein mit seiner schweren Knieverletzung für sehr lange Zeit aus, bevor er überhaupt nur ein Spiel für die Bayern absolvieren kann. Deshalb haben die Münchner im serbischen Nationalspieler Aleksa Radanov, 27, sowie US-Center David McCormack, 26, kurz vor Saisonstart zwei weitere Zugänge verpflichtet. McCormack spielte bereits Euroleague für Mailand und zuletzt für Berlin, hat Alba aber verlassen und die Saisonvorbereitung bei Bologna absolviert. Radanov, der zuletzt in für Legia Warschau in Polen spielte, absolvierte bereits die Vorbereitung mit den Bayern. Der 2,02 Meter große Flügelspieler unterschrieb bis Jahresende. Die Münchner haben auch dringend Bedarf an einem großen Kader, die Bundesliga hat ein, die Euroleague zwei Teams mehr als vorige Saison, also stehen ohne Playoffs schon jetzt sechs Partien mehr im Kalender.
Hainer betont, dass man Wert darauf legen möchte, ein echtes Team zusammenzustellen. In der vorigen Spielzeit „hat man manchmal das Gefühl gehabt, wir sind noch nicht ein wirkliches Team“. Das war ein Gruß an Carsen Edwards, der sich Bologna angeschlossen hat. Die Bayern hätten den besten Guard der vergangenen Euroleague-Saison gern behalten, die Vertragsverhandlungen für die neue Saison waren aber gescheitert.
Gleichzeitig wird der Hype um die Welt- und Europameister in München am ehesten wirken: zum einen wegen der Spieler, aber auch, weil Alba Berlin heuer nicht mehr in der Euroleague antreten wird. Man tue schon sehr viel dafür, die Sportart noch beliebter zu machen, aber „in erster Linie ist der Deutsche Basketball-Bund gefordert“, findet Hainer, um die Infrastruktur zu verbessern und so dafür zu sorgen, dass jene, die jetzt zum Basketball kommen, ihren Vorbildern auch nacheifern können. Bewundern können sie diese freilich am besten in München.