Die Philosophin Manon Garcia hat den Pelicot-Prozess im Gerichtssaal beobachtet. Ihr neues Buch „Mit Männern leben“ dreht sich um die beunruhigende Frage: Wie sehr liegt es in der Natur des Mannes, Vergewaltigungen zu begehen?
Es hatte etwas nachhaltig Verstörendes, als Frau den Gerichtsprozess gegen Dominique Pelicot und 50 weitere angeklagte Männer zu besuchen, der vor einem Jahr in Avignon stattfand. Man befand sich dort in einem Saal, in dem so gut wie jeder zweite anwesende Mann ein Vergewaltiger war. Zwischen Juli 2011 und Oktober 2020 hatte der Rentner Dominique Pelicot seine Ehefrau Gisèle ohne deren Wissen mit Medikamenten betäubt, in bewusstlosem Zustand vergewaltigt und von anderen Männern vergewaltigen lassen, die er zu diesem Zweck im Internet rekrutierte. Die Taten waren sehr gut dokumentiert, Pelicot hatte sie gefilmt und die Videos ordentlich archiviert. Der Prozess endete damit, dass alle 51 Angeklagten schuldig gesprochen wurden. 46 wegen schwerer Vergewaltigung, zwei wegen versuchter Vergewaltigung, zwei wegen sexueller Aggression. Ein Mann wurde schuldig gesprochen, seine eigene Ehefrau betäubt und im Beisein Dominique Pelicots vergewaltigt zu haben. Insgesamt waren auf den Videos mehr als 80 Männer zu sehen, die sich an Gisèle Pelicot vergingen, man konnte nicht alle identifizieren.
