„Freedom“-Shirt von Charlie Kirk wird zum Verkaufsschlager – Panorama

Freedom. Dieses Wort stand, schwarz auf weiß, auf dem T-Shirt von Charlie Kirk, als er am vergangenen Mittwoch während eines Auftritts an der Utah Valley University erschossen wurde. Freedom, also Freiheit, ist einer der wenigen Begriffe, auf den sich die US-Amerikaner auf beiden Seiten des politisch-gesellschaftlichen Spektrums noch einigen können. Kein Amerikaner käme auf die Idee zu behaupten, dass Freedom eine schlechte Sache sei und die USA keinesfalls dafür eintreten, ja kämpfen sollten. Beim Begriff Freedom werden die Vereinigten Staaten ihrem Namen tatsächlich noch gerecht. Jedenfalls vordergründig.

Das T-Shirt ist nun ein Verkaufsschlager in den USA, und man fühlt sich natürlich sofort erinnert an die weißen Hemden mit „I (heart) NY – more than ever“-Aufschrift nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 in New York. Der Grafikdesigner Milton Glaser hatte in den 1970er-Jahren das Liebeslogo an New York mit dem roten Herzen in der Mitte kreiert; nach den Anschlägen fügte er dem Herzen eine dunkle Wunde zu und schrieb die Worte „mehr denn je“ darunter. Studenten der School of Visual Arts, an der Glaser lehrte, verteilten Poster auf den Straßen der zer- und verstörten Gegend um das World Trade Center. Glasers Original hängt mittlerweile im 9/11 Memorial & Museum.

Und man fühlt sich erinnert an den Sommer 2024, an das Foto des damaligen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump, wie er nach dem Attentat auf ihn die Faust hebt, mit blutbeschmiertem Gesicht, unter einer wehenden Amerika-Flagge, umringt von Secret-Service-Beamten. Nur ein paar Stunden danach war es auf T-Shirts, Tassen und Sneakers zu sehen. Es war Titelfoto des Buches „Save America“, das Trump sechs Wochen später veröffentlichte, zwei Monate vor der Wahl. Zum Video der Szene, nur ein paar Stunden nach dem Schuss, verkündete Milliardär Elon Musk auf X seine „volle Unterstützung für Präsident Trump“; er sollte insgesamt etwa 250 Millionen Dollar in dessen Wahlkampf investieren. Viele Beobachter fragten damals, im Juli 2024, angesichts dieses Bildes: Wie kann Trump nicht zum Präsidenten gewählt werden?

Nun also wieder ein T-Shirt, das eine enorme Wucht entfalten kann – zumal der Begriff Freedom so abstrakt ist, dass sich die Amerikaner grundsätzlich darauf einigen können, auch wenn sie ihn auf unterschiedliche Weise interpretieren. Die New York Times, die Trump gerade wegen deren Berichterstattung im Wahlkampf auf Schadenersatz in Höhe von 15 Milliarden Dollar verklagt hat, veröffentlichte einen Artikel mit der Überschrift „Das Freedom-Shirt wird Meme und Instant-Handelsgut“. Popkultur-Expertin Susana Tosca von der University of Southern Denmark sagt darin: „Online-Kultur lebt von Vorlagen, die endlos neu gemischt und auf unterschiedliche Weise kombiniert werden können. Mehrdeutigkeit ist deshalb der Schlüssel für erfolgreiche Verbreitung.“

Kirk-Anhänger bei einer Mahnwache in Provo, Utah.
Kirk-Anhänger bei einer Mahnwache in Provo, Utah. (Foto: Melissa Majchrzak/AFP)

In den Stunden nach Kirks Tod gabe es in Online-Shops wie Amazon oder Etsy nicht nur solche Freedom-Hemden zu kaufen, die sich eng an das Original hielten, sondern auch andere, mehrdeutigere Versionen: etwa mit Einschusslöchern und Blutspuren auf der Brust. Eindeutig war das, was Hersteller Teleteeshirt kurzzeitig feilbot: ein Shirt, auf dem eine Zeichnung im Frank-Miller-Sin-City-Stil von dem Moment zu sehen ist, in dem Kirk von der Kugel getroffen wird, darüber der Titel eines Liedes der Rap-Gruppe Wu Tang Clan: „Protect Ya Neck“, pass auf deinen Hals auf. Kirk wurde durch einen Schuss in den Hals getötet.

Anders als beim „I (heart) NY“-Shirt sind die Ursprünge des Designs auf Kirks Shirt unbekannt. Es war vor dem Attentat auf den 31-Jährigen weder in seinem privaten Shop noch in dem seiner Organisation „Turning Point USA“ erhältlich. Seit Freitag wird es im Shop seines Podcasts „The Charlie Kirk Show“ angeboten, für 39,95 Dollar. Im Turning-Point-Shop gibt es ein T-Shirt von Kirk im Freedom-Shirt, wie er – wie kurz vor dem Attentat – rote Mützen ins Volk wirft; daneben das Datum der Ermordung sowie der Satz: „Dies ist unser Wendepunkt.“