Pille danach: Kosten, Nebenwirkungen und Anwendung

Hand eines Arztes hält bei Beratung einer Frau Blister mit Pille danach hoch

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Stand: 18.08.2025 13:34 Uhr
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Die Pille danach hilft Frauen eine ungewollte Schwangerschaft zu verhindern. Es gibt sie ohne Rezept in der Apotheke. Wie sicher ist die Wirkung, wie lange nach dem Sex? Wann drohen Nebenwirkungen?

von Carola Welt

Das Kondom ist gerissen, die Antibabypille wurde vergessen oder an Verhütung wurde gar nicht gedacht. Und jetzt? Die Pille danach (Postkoitalpille) kann als „Notfallverhütung“ helfen – denn im Gegensatz zu klassischen Verhütungsmitteln kann die Einnahme des Kontrazeptivums Frauen auch nach dem Sex helfen, eine ungewollte Schwangerschaft zu verhindern. Je früher die Pille danach eingenommen wird, desto effektiver die empfängnisverhütende Wirkung.

Pille danach: Das kann sie – das nicht

Seit 2015 gibt es die Pille danach in Deutschland rezeptfrei in der Apotheke. Die Kosten können in bestimmten Fällen von der Krankenkasse übernommen werden. Sie dient nicht der klassischen Verhütung, schützt nicht vor sexuell übertragbaren Krankheiten und es kann bei Einnahme der Pille danach zu Nebenwirkungen kommen. Aber ihre Wirkung verzögert oder verhindert den Eisprung und kann auch die Beweglichkeit von Spermien beeinträchtigen. So ist sie wertvoller Schutz für Frauen: Die Wahrscheinlichkeit eine ungewollte Schwangerschaft zu verhindern liegt mit der Pille danach zwischen 59 und 98 Prozent.

So wirkt die Pille danach

Die Pille danach ist ein Präparat zur Notfallverhütung. Die Einnahme erfolgt bestenfalls Stunden nach dem Geschlechtsverkehr, um eine Schwangerschaft nach im Zweifel ungeschütztem Sex zu verhindern. Die Wirksamkeit hängt davon ab, wie schnell die Einnahme erfolgt und an welchem Zyklustag sich die Frau befindet. Nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr bleiben Spermien bis zu fünf Tage lang in der Gebärmutter befruchtungsfähig. Wenn es in dieser Zeit zum Eisprung kommt und Eizelle und Spermium aufeinandertreffen, kann man schwanger werden. Wird die Pille danach rechtzeitig, also vor dem Eisprung eingenommen, verhindert oder verschiebt sie den Eisprung mit hoher Sicherheit. Die Pille danach wirkt nicht mehr, wenn der Eisprung gerade stattfindet oder bereits stattgefunden hat. Dann kann die „Spirale danach“ noch verhindern, dass sich die befruchtete Eizelle in die Gebärmutter einnistet. Diese darf nur von einer Ärztin oder einem Arzt bei der Frau eingelegt werden. Pille danach und Spirale danach werden auch als Notfallkontrazeptiva bezeichnet. Die Pille danach führt zu keinem Abbruch der Schwangerschaft.

Welche Pille danach ist wann am besten?

Es gibt in Deutschland zwei Präparate mit unterschiedlichen Wirkstoffen: Die eine enthält das Hormon Levonorgestrel (LNG), die andere den Wirkstoff Ulipristalacetat. Welches Medikament geeignet ist, hängt auch davon ab, wie viel Zeit seit der Verhütungsspanne vergangen ist:

Levonorgestrel blockiert die Bildung des luteinisierenden Hormons (LH), welches die Eizellreifung anregt. Dadurch verschiebt sich der Eisprung um ein paar Tage nach hinten. Idealerweise sind die Spermien in der Zwischenzeit bereits abgestorben, sodass sie nicht mehr mit der Eizelle in Kontakt treten und sie befruchten können.

Der Wirkstoff Ulipristalacetat blockiert die Wirkung des Sexualhormons Progesteron. Damit wird der Eisprung verhindert oder verschoben. Anders als Levonorgestrel wirkt Ulipristalacetat bis zu Stunden vor dem Eisprung, also auch an den fruchtbarsten Tagen des Monats. Präparate mit Levonorgestrel wirken bis etwa zwei Tage vor dem Eisprung.

Steht der Eisprung kurz bevor, nutzt man besser eine Tablette mit dem Wirkstoff Ulipristalacetat. Er wirkt noch am Vortag des Eisprungs bis zu Stunden davor. Beide Substanzen werden einmalig als Tablette eingenommen. Am sichersten ist es, sich ärztlich beraten zu lassen: Eine Frauenärztin oder ein Frauenarzt kann prüfen, ob die Pille danach überhaupt notwendig ist und wenn ja, welche geeignet ist. Mädchen unter 18 Jahren können sich ohne ihre Eltern beraten lassen und die Pille danach erhalten.

Wann ist es zu spät für die Pille danach und wann sollte man sie einnehmen?

Es gilt: Je schneller, desto wirksamer ist die Pille danach. Sie sollte am besten innerhalb von 24 Stunden nach dem Sex eingenommen werden. Danach ist sie nicht mehr so sicher, beziehungsweise die Pille danach verliert an Wirksamkeit.

Wann es zu spät für die Pille danach ist, hängt auch vom konkreten Präparat ab: Ulipristalacetat kann noch bis zu fünf Tage (120 Stunden) nach dem Geschlechtsverkehr eingenommen werden, Levonorgestrel bis zu drei Tage (72 Stunden) danach. Trotzdem gilt für beide: Je länger man mit der Einnahme wartet, desto schlechter die Wirkung. Und: Die Pille danach ist sinnlos, wenn der Eisprung gerade stattfindet oder bereits vorbei ist.

Pille danach: Nebenwirkungen und mögliche Risiken

Die Pille danach ist meist gut verträglich. In den ersten Tagen nach der Einnahme kann es aber zu Nebenwirkungen kommen. Dazu zählen:

Durchfall oder Erbrechen können die Wirksamkeit der Pille danach beeinträchtigen. Wenn die Einnahme durch die Nebenwirkung nicht funktioniert, sollte eine Ärztin oder ein Arzt konsultiert werden. Durch den Eingriff ins Hormonsystem kann es als Nebenwirkung des Medikaments auch zu einer Verschiebung des Zyklus kommen – sowohl nach vorne als auch nach hinten, meist um einige Tage bis zu einer Woche. Wie lange sich die Periode nach der Pille danach verschiebt, lässt sich nicht exakt vorhersagen. Die Blutung kann dann auch stärker ausfallen und in seltenen Fällen kurzzeitig einen Eisenmangel begünstigen.

Nach Pille danach: Wie lange bleiben Hormone im Körper?

Die Hormone der Pille danach bleiben etwa sechs bis sieben Tage im Körper, ehe sie abgebaut werden. Sie wirkt einmalig, nicht vorbeugend. Deshalb sollte nach der Anwendung kein weiterer ungeschützter Geschlechtsverkehr stattfinden. Die Pille danach sollte nur im Notfall eingenommen werden und nicht zur normalen Verhütung. Von der regelmäßigen Einnahme wird abgeraten.

Das kann die Wirkung der Pille danach mindern und gefährden

Die gleichzeitige Einnahme bestimmter Medikamente kann die Wirksamkeit der Pille danach beeinträchtigen. Dazu zählen Mittel gegen Krampfanfälle bei Epilepsie (Antiepileptika) oder einer HIV-Infektion, virenhemmende Mittel (Virostatika), Arzneimittel mit Johanniskraut und Antibiotika. Auch starkes Übergewicht kann die Wirksamkeit der Pille danach herabsetzen.

Risikogruppen: Wer sollte die Pille danach nicht einnehmen?

Wer unter folgenden Erkrankungen leidet, sollte die Pille danach nur nach ärztlicher Rücksprache einnehmen:

Auch stillende Frauen sollten sich vorher unbedingt beraten lassen, da die Wirkstoffe in die Muttermilch übergehen.

Wie viel kostet die Pille danach?

Die Pille danach kostet je nach Präparat unterschiedlich viel: Für Levonorgestrel ist mit etwa 16 Euro zu rechnen und mit rund 35 Euro für Ulipristalacetat. Nicht immer muss man die Pille danach aber selbst bezahlen.

Die Pille danach ist kostenlos für bestimmte Personengruppen

Junge Frauen erhalten die Pille danach bis zum 22. Geburtstag kostenlos, wenn sie ein ärztliches Rezept vorlegen. Ab dem 18. Geburtstag wird allerdings trotzdem die gesetzliche Zuzahlung (Rezeptgebühr) von mindestens fünf Euro fällig. Nach Verbrechen, wie einem sexuellen Missbrauch oder einer Vergewaltigung, ist die Pille danach ebenfalls kostenlos. Voraussetzung ist ein ärztliches Rezept.

Pille danach in der Apotheke oder beim Bereitschaftsdienst

Die Pille danach ist grundsätzlich rezeptfrei und jede Apotheke in Deutschland muss sie vorrätig haben. Mädchen unter 14 Jahren benötigen das Einverständnis ihrer Eltern. Bei Mädchen zwischen 14 und 17 Jahren entscheiden die Apothekerinnen und Apotheker, ob sie die Pille danach ausgeben. Grundsätzlich kann sie auch an Männer für ihre Partnerin abgegeben werden.

Vorab muss der Apotheker oder die Apothekerin immer ein Beratungsgespräch durchführen. Wichtig ist nämlich, dass keine Schwangerschaft besteht und keine Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten zu erwarten sind. An Wochenenden oder an Feiertagen kann man sich für die Pille danach auch an den ärztlichen Bereitschaftsdienst wenden (Telefonnummer: 116 117) oder an die Notfallambulanz der nächsten Klinik.

Erkennen, ob die Pille danach gewirkt hat

Ob die Pille danach als Medikament zur Notfallverhütung gewirkt hat, zeigt sich meist an der nächsten Menstruation (Monatsblutung) am ungefähr erwarteten Termin. Jedoch könnte es sich auch um eine Schmierblutung oder Zwischenblutung handeln. Gewissheit bringt nur ein Test auf Schwangerschaft – am besten zum Zeitpunkt, an dem die Monatsblutung erwartet wird oder spätestens, wenn sie mehr als eine Woche ausbleibt.

Frauenhände vor einem rosa Hintergrund. Sie halten ein Blister Antibabypille.

Die Pille gehört zu den sichersten Verhütungsmitteln. Wie wirkt sie und und welche Nebenwirkungen können auftreten?

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Eine Frau hält in einer Apotheke die "Pille danach" in der Hand.

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