Pep Guardiola bei Manchester City: Systemupdate mit Klopp-Assi

Für den dritten Platz in der Premier League muss man sich eigentlich nicht schämen. Immerhin rühmt sich die englische Fußball-Eliteliga damit, die beste der Welt zu sein. Aber für Manchester City – Englands sechsfacher Meister der vergangenen acht Jahre – war Platz drei in der zurückliegenden Saison eine herbe Enttäuschung.

Dass die Mannschaft in der Tabelle zwischendurch sogar bis auf den siebten Platz abrutschte, sich beim 0:4 gegen Tottenham Hotspur und beim 1:5 gegen den FC Arsenal gründlich blamierte und obendrein in der Zwischenrunde aus der Champions League ausschied, verstärkte bei Fans und Umfeld den Eindruck, dass sich dringend etwas ändern muss.

Das tut es: Für umgerechnet fast 180 Millionen Euro hat sich der von Scheich Mansour aus der Herrscherfamilie Abu Dhabis finanzierte Klub in diesem Sommer auf dem Transfermarkt verstärkt. Schon im vorangegangenen Wintertransferfenster waren Zugänge im Wert von zusammen fast 220 Millionen Euro nach Manchester gekommen – unter ihnen Omar Marmoush von Eintracht Frankfurt.

Neu zum Team stoßen nun Profis wie Tijjani Reijnders (zentrales Mittelfeld) von der AC Mailand, Rayan Aït-Nouri (linker Verteidiger) vom Ligakonkurrenten Wolverhampton Wanderers, dem Auftaktgegner an diesem Samstag (18.30 Uhr bei Sky), Rayan Cherki (Rechtsaußen) von Olympique Lyon sowie der junge Torwart James Trafford vom Aufsteiger Burnley FC.

Spieler für besondere Aufgaben

Es sind Spieler, die dem Kader einerseits mehr Tiefe geben sollen, die andererseits aber für ganz spezielle Anforderungen geholt worden sind. Von Reijnders (27 Jahre alt) erwarten Trainer Pep Guardiola und Citys neuer Sportdirektor Hugo Viana Spielmacherqualitäten, wie er sie in der italienischen Serie A bewiesen hat: Dort kennt man den Niederländer vor allem für sein kluges und variantenreiches Passspiel. Der in die Jahre gekommene Kevin De Bruyne ist in umgekehrter Richtung zur SSC Neapel gewechselt; er hinterlässt in Citys Mittelfeldzentrum riesengroße Fußstapfen.

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Cherki (21) ist in der Offensive auf so ziemlich jeder Position zu gebrauchen, aber am besten bringt der junge Franzose seine Technik und Kreativität auf der rechten Außenbahn ein. Für Lyon kam er vergangene Saison auf 13 Tore und 21 Vorlagen in insgesamt 48 Einsätzen – ein toller Wert. Im Zusammenspiel mit dem landläufig gefürchteten Mittelstürmer Erling Haaland könnte er besonders als Vorbereiter neue Höhen erklimmen.

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Aït-Nouri (24) kennt den englischen Fußball seit Jahren, bei den Wolves hat sich der linke Außenverteidiger durch sein hohes Tempo und seine Ballkontrolle bei Vorstößen hervorgetan. So kam er vergangene Saison in allen Wettbewerben auf fünf Tore und acht Vorlagen.

Und schließlich soll Trafford (22), ausgebildet in der Jugend von Manchester City, mit dem neun Jahre älteren Stammtorhüter Ederson um dessen Platz konkurrieren – wobei es auch Spekulationen um eine Verpflichtung des italienischen Torwarts Gianluigi Donnarumma gibt, den Paris Saint-Germain abgeben möchte.

„Du musst den Rhythmus reiten“

Guardiola hofft zudem, dass der defensive Mittelfeldspieler Rodri, der vergangene Saison wegen eines Kreuzbandrisses monatelang ausfiel, im Verlauf des Septembers wieder voll einsatzfähig sein wird. Als Schutzschild vor der Abwehr, als Relais im Spielaufbau und als Taktgeber beim Pressing fehlte der Gewinner des Ballon d’Or des Jahres 2024 an allen Ecken und Enden; die defensive Stabilität ging mit seiner Verletzung praktisch über Nacht verloren.

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Viel wird außerdem davon abhängen, ob der Offensiv-Allrounder Phil Foden nach einer vergleichsweise schwachen Saison an frühere Leistungen anknüpfen kann. Findet er seine Form, könnte er zum Schlüsselspieler werden – in einem System, das Guardiola weiterentwickeltet hat.

Denn die Premier League hat sich verändert: Der Datendienst Opta misst einen Trend hin zu raschem Umschalten nach Balleroberungen, wodurch das Spiel geradliniger und direkter wird. „Der moderne Fußball ist nicht positionsgebunden“, erklärte selbst Guardiola, der Hohepriester des positionsorientierten Ballbesitzfußballs, vergangene Saison beim Sender TNT Sports: „Du musst den Rhythmus reiten.“ Mit weiten Zuspielen auf Haaland hat sich der Trainer bereits ein Stück von seinem alten Ideal der ewigen Ballkontrolle gelöst. Nun hofft er, mit den Zugängen das nächste Level zu erreichen.

Klopps Meister-Assi Pep

Dazu hat sich Guardiola außerdem einen neuen, prominenten Ko-Trainer an die Seite geholt: Pepijn Lijnders – wie der Cheftrainer „Pep“ gerufen –, der als Assistent von Jürgen Klopp mit dem FC Liverpool Meister und Champions-League-Sieger geworden ist. Klopp und Lijnders eta­blierten in Liverpool gemeinsam den sogenannten „Heavy-Metal-Fußball“, der in abgewandelter Form jetzt City modernisieren soll.

Wie lange Pep und Pep zusammenarbeiten werden, ist jedoch offen. Dem Magazin „GQ“ sagte Guardiola, dass er „nach dieser Phase mit City“ eine Auszeit nehmen werde: „Das ist sicher, es ist entschieden.“ Woran man das Ende dieser Phase erkennen und wie lange seine Pause danach dauern werde, wisse er noch nicht.

Dass er erst im November einen neuen Vertrag bis Mitte 2027 unterschrieben hat, begründete Guardiola in dem Interview mit einem tief verwurzelten „Schuldgefühl“, das ihn plagt, wenn er seine Ziele verfehlt. Als versessener Taktik-Tüftler und Perfektionist, der seit 17 Jahren an seinen Erfolgen gemessen wird, kann er eine Saison ohne Titel nicht hinnehmen. Dritter in der Premier League? Das soll ihm nicht noch einmal passieren.