
Es wird also wirklich einen Prügelabend im Weißen Haus geben. Am 250. Jahrestag der Unabhängigkeit der USA, am 4. Juli 2026 also, soll es ein Event auf dem Südrasen des Weißen Hauses geben – dort, wo sonst Staatsgäste empfangen werden oder Traditionen wie das „Osterei-Rollen“ stattfinden. Dana White, Chef des Kampfsportverbands UFC, möchte mit US-Präsident Donald Trump Ende des Monats die möglichen Details der Megaveranstaltung besprechen.
„Kampfabend im Weißen Haus am Independence Day“ – für manche ist das ein Skandal. In jedem Fall ist es eine typische Trump-Schlagzeile. „Flood the zone“, so lautet die Taktik dahinter; Donald Trumps einstiger Chefberater Stephen Bannon riet zu Beginn der ersten Amtszeit sogar, sie „with shit“ zu füllen, diese Zone. Also: Die Leute mit Scheiß-Nachrichten derart zu überfordern, dass sie den Blick aufs Wesentliche oder große Ganze verlieren, weil ihnen ein wichtiges Detail entgangen ist. Scheiß-Nachrichten wie die über Käfigkämpfe im Weißen Haus zum Beispiel, die letztlich mit den wirklich relevanten Themen nichts zu tun haben. Das Ziel dahinter: Dass dann vielleicht niemand sieht, wie rund um den Präsidenten ein Bündnis immer stärker wird: das Netzwerk aus Trump-Freunden in Politik und Wirtschaft, die sich gegenseitig Geld und Einfluss sichern.
Zum Beispiel zu Wochenbeginn: Der Kampfsportverband UFC hat die Übertragungsrechte für die kommenden sieben Jahre verkauft – für die astronomische Summe von 7,7 Milliarden Dollar. Das ist pro Jahr doppelt so viel, wie UFC bislang vom derzeitigen Rechteinhaber ESPN gekriegt hat. Mit dem Deal erreicht der Verband bei TV- und Streamingrechten damit die Sphären von Olympia (1,3 Milliarden im Jahr) und der Rennsportserie Nascar (1,1 Milliarden). Ligen wie NHL (Eishockey, 635 Millionen) oder der Golfverband PGA (700 Millionen) bleiben deutlich dahinter zurück, die Verhältnisse verschieben sich.
Käufer der UFC-Rechte ist der Sender Paramount, der gerade für acht Milliarden Dollar vom Medienunternehmen Skydance übernommen wurde. Und der Chef des neuen 28-Milliarden-Dollar-Konzerns: David Ellison, Sohn von Oracle-Gründer Larry.
Es ist eine Melange aus Hollywood und Rechtspopulismus
Im vergangenen April konnte man beim Kampfabend UFC 314 in Miami schon mal sehen, wer hier mit wem belastbare Verbindungen knüpft. UFC-Chef Dana White saß bei Trump und seinem damaligen Lieblingsberater, dem X-Chef Elon Musk, dahinter Außenminister Ted Cruz und Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. Neben Musk: Ari Emanuel, mächtigster Künstleragent Hollywoods und Chef des UFC-Mutterkonzerns TKO, daneben David Ellison. Gegenüber, auf der anderen Seite des Rings: Der rechtspopulistische Kommentator Joe Rogan, dessen Podcast eifrig Stimmen gesammelt hatte für Trump – unter anderem durch ein Drei-Stunden-Interview kurz vor der Wahl.
Es ist, neben Maßnahmen der Regierungseffizienz-Behörde DOGE sowie den Razzien der Einwanderungsbehörde ICE in Verbindung mit „Project 2025“ von Trumps Stabschef Stephen Miller, das größte Vorhaben, die bedeutsamste Vermählung dieser Regentschaft von Trump. Man muss nur begreifen, dass sie letztlich funktioniert wie eine Hochzeit im Mittelalter. Es geht hier nicht um wahre Liebe, sondern einfach um die Frage: Wer kriegt was?
Trump bekam Wahlkampfhilfe quasi aller, die an diesem Abend im April in seiner Nähe saßen. Sein erster öffentlicher Auftritt nach der Verurteilung als Straftäter im Juni 2024: UFC-Kampfabend 302 in New Jersey. Kurz darauf riss sich Wrestling-Star Hulk Hogan auf dem Parteitag der Republikaner, der Krönungsmesse für den Kandidaten Trump, das Shirt vom Leib – UFC und Wrestling-Verband WWE sind seit 2023 vereint, Ober-Chef ist Ari Emanuel.
Trump kassiert 16 Millionen und einen Boost für sein Ego
Die Verbindung endete nicht im Wahlkampf. Ein Blick auf das, was Trump von diesem Netzwerk kriegt:
16 Millionen Dollar Abfindung nach einem Rechtsstreit mit Paramount-Sender CBS. Experten hielten Trumps Klage – er beschwerte sich über ein Interview von CBS mit seiner Gegnerin, der Demokratin Kamala Harris – für abwegig. Paramount einigte sich trotzdem. Trump bekam also die Millionen und die Genugtuung, behaupten zu können, dass ihm im Wahlkampf gegen Kamala Harris übel mitgespielt worden sei. Dazu tönte er, dass es einen Neben-Deal gebe: „16 Millionen, plus weitere 16 Millionen, vielleicht mehr, für Reklame.“ Die New York Post berichtete, dass geworben werde „für Anliegen, die der Präsident unterstützt“. CBS stellte zudem die Late-Night-Show von Trump-Kritiker Stephen Colbert ein; erst danach genehmigte Trumps Wachhund bei der Handelsbehörde die Fusion mit Skydance.
Dana White und sein Käfigkämpfer-Universum profitieren auch:
Sie bekommen den lukrativsten Rechte-Deal ihrer Geschichte, Planungssicherheit über die zweite Amtszeit von Trump hinaus; und dieses Mega-Spektakel-Event 250 Jahre nach dem Unterzeichnen der Unabhängigkeitserklärung. „Es wird absolut passieren“, sagte White in dieser Woche: „Denkt mal drüber nach: am 250. Geburtstag der USA wird die UFC live vom Südrasen des Weißen Hauses auf CBS übertragen.“ Das ist der Ritterschlag für den Sport; Conor McGregor, einer der berühmtesten UFC-Kämpfer, schrieb auf X: „Bin dabei!“ Schirmherrschaft und Planung wird laut White Trumps Tochter Ivanka übernehmen: „Er sagte: ‚Ich will, dass bei Ivanka die Fäden zusammenlaufen.‘ Also haben wir über Möglichkeiten gesprochen; Ende des Monats werde ich dem Präsidenten die Pläne vorstellen.“

Ein UFC-Spektakel der Extraklasse – ob da noch wen interessieren wird, dass an diesem Tag zwei Achtelfinals der Männer-Fußball-WM in Philadelphia und Houston stattfinden?
Will Ellison Tiktok kaufen, hilft die Gunst des Präsidenten
Die Familie Ellison kommt in dieser Konstellation auch gut weg:
Vater Larry ist Teil des 500-Milliarden-Dollar-Infrastruktur-Projekts „Stargate“ der US-Regierung für künstliche Intelligenz; sein Konzern Oracle kümmert sich um Cloud-Datenverarbeitung. Kürzlich wurde in Texas das erste Stargate-Datencenter eröffnet. Ellison gilt zudem als möglicher Kandidat, die chinesische Plattform Tiktok zu kaufen; mögliches Zünglein an der Waage bei so einer Entscheidung: na klar, Trump.
Sohn David Ellison ist durch den Kauf von Paramount eine der mächtigsten Personen der Unterhaltungsbranche geworden, durch den UFC-Deal festigt er Bündnisse mit White und Rogan sowie Emanuel, ohne den in Hollywood gar nichts geht. Der Wert einer CBS-Live-Übertragung eines UFC-Spektakels am 4. Juli 2026: unschätzbar; es könnte Super-Bowl-Ausmaße haben. Damit aber öffentlich keiner denkt, Ellison fahre mit Paramount einen streng rechtskonservativen Kurs: Kürzlich wurde der Vertrag mit den Produzenten der Serie „South Park“ verlängert, die in ihrer 27. Staffel Trump und sein Kabinett auf heftigste Weise angreifen. 1,5 Milliarden Dollar kriegen sie in den kommenden fünf Jahren; Ellison versicherte zu Wochenbeginn: „Ich möchte unser Unternehmen in keiner Weise politisieren.“
Ob das klappt? Klar ist: All das passiert öffentlich und eigentlich für alle sichtbar. Aber vielleicht gucken trotzdem alle nur auf den möglichen Käfigkampf im Weißen Haus.