Telefonhörer: Kein Anschiss unter dieser Nummer

Aus der Serie:
Die Pflichtverteidigung

Früher griff man nicht nur in der Redewendung gerne zum Telefonhörer. Heute gilt das Festnetz als gestrig. Dabei hat der Mensch mit dem Apparat einiges zu verlieren.



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Telefonhörer: Kein Anschiss unter dieser Nummer
© mia takahara/​plainpicture

In der Reihe „Die Pflichtverteidigung“ ergreifen wir das Wort für Personen, Tiere, Dinge oder Gewohnheiten, die mehrheitlich kritisiert und abgelehnt werden. Dieser Artikel ist Teil von ZEIT am Wochenende, Ausgabe 33/2025.

Wenn Jens Spahn ein lukratives
Maskengeschäft einfädeln oder einen renitenten Fraktionskollegen einnorden
muss, greift er nach eigenen Aussagen gerne „selbst zum Telefonhörer“ oder kürzer „zum Hörer“, dieser alten Kulturtechnik oder bloß der Redewendung ist Spahn über die Jahre und bis zuletzt treu geblieben. Das ist lobenswert, wenngleich etwas aus der Zeit gefallen. Aber
klar, „Jens Spahn greift zum Telefonhörer“ klingt staatsmännischer als: „Jens
Spahn brabbelt in sein Headset“ oder „Jens Spahn installiert seinen
True-Wireless-In-Ear-Kopfhörer“. Andererseits sollte auch der
Unionsfraktionschef zur Kenntnis nehmen, dass die Telekom gerade dabei ist,
das ohnehin zunehmend verpönte Festnetz weiter unattraktiver zu machen und damit womöglich das Todesurteil über das
Festnetztelefon und auch über den guten alten Telefonhörer vollstrecken will.