
Venedig diskutiert über einen Eintritt von 100 Euro. Auch andere Orte setzen auf Gebühren, um Übertourismus einzudämmen. Reisen droht wieder zu einem Privileg der Wohlhabenden zu werden. Gibt es keine besseren Lösungen?
Glaubt man Setrak Tokatzian, dann zieht Venedig nicht nur zu viele Besucher an, sondern auch die falschen. Viele von ihnen seien zu arm, klagt der Präsident des Vereins Piazza San Marco, der die Kaffeehäuser, Schmuckgeschäfte und Glasmanufakturen rund um den weltbekannten Platz repräsentiert. Die Stadt werde von „Hungerleider-Touristen überschwemmt, die höchstens ein Stück Pizza im Stehen essen und Souvenirs ‚Made in China‘ kaufen“, sagte er Ende Juli der Corriere del Veneto. Er beobachte eine „Explosion des Overtourism wie nie zuvor“. Sein umstrittener Vorschlag, um Besucher mit zu geringer Kaufkraft fernzuhalten: 100 Euro Eintritt pro Person. In diesem Jahr verlangte Venedig zwischen Mitte April und Ende Juli eine Tagesgebühr von fünf Euro für Frühbucher und zehn Euro für spontane Besucher. So sollten Touristen ermutigt werden, nicht alle zur Hauptsaison zu kommen. Das brachte der Stadt rund 5,4 Millionen Euro ein.