
Nach Kriegsende kamen Hunderttausende Besatzungskinder zur Welt, die meisten im deutschen Osten. Sophie Hubbe hat ihre Leben erforscht.
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DIE ZEIT: Frau Hubbe, in Ihrer Dissertation beschäftigen Sie sich mit Besatzungskindern, die eigentlich schon lange keine Kinder mehr sind. Warum erfahren sie trotzdem erst seit einigen Jahren mehr Aufmerksamkeit?
Sophie Hubbe: Über das Aufwachsen als Besatzungskind – also mit einem Vater, der im Nachkriegsdeutschland Angehöriger einer Besatzungsmacht war – wurde in den Familien jahrzehntelang geschwiegen. Das Thema war stark stigmatisiert, da diese Kinder als „Kinder des Feindes“ galten und Diskriminierungen und Ausgrenzungen erfuhren. Auch fehlten im Nachkriegsalltag oft Zeit und Kraft, um sich mit so aufwühlenden Fragen zu befassen. Viele entdeckten das Thema daher erst im Ruhestand für sich und fingen an, darüber zu sprechen.